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Neuer Forschungsverbund: Nachhaltige Nutzung von Energie aus Biomasse

Die dreijährigen Forschungsarbeiten werden an der Georgia Augusta koordiniert

Mit der „Nachhaltigen Nutzung von Energie aus Biomasse im Spannungsfeld von Klimaschutz, Landschaft und Gesellschaft“ befasst sich ein interdisziplinärer Forschungsverbund, den das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur mit rund zwei Millionen Euro fördert. Maßgeblich daran beteiligt sind Wissenschaftler der Georg-August-Universität: Neben der Koordination der dreijährigen Forschungsarbeiten sind neun der zehn Einzelprojekte an der Georgia Augusta angesiedelt. So fließen Fördermittel in Höhe von 1,82 Millionen Euro nach Göttingen.

„Obwohl die Energiepreise derzeit wieder sinken, müssen vor dem Hintergrund der Klimaveränderung, der Begrenztheit fossiler Energieträger und der Probleme der Landwirtschaft neue Energiekonzepte entwickelt und realisiert werden. Der Anbau von Energiepflanzen wird jedoch insbesondere aus Sicht des Naturschutzes, aber auch mit Blick auf die Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion immer wieder als problematisch dargestellt“, betont der Umweltgeowissenschaftler Prof. Dr. Hans Ruppert. Der Göttinger Forscher leitet das Interdisziplinäre Zentrum für Nachhaltige Entwicklung (IZNE) an der Georgia Augusta und ist Leiter des neu eingerichteten Forschungsverbundes.

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Bioenergiedorf Jühnde: Besuch einer polnischen Gruppe von Studierenden

Ziel der Forschungsarbeiten ist es, die Grundlagen für neue Bioenergieregionen zu schaffen. Dazu gehört unter anderem eine Optimierung der Pflanzenerträge unter Beachtung von Boden-, Natur- und Umweltschutz. Der integrative Anbau von Energiepflanzen soll dabei strikt „konsensorientiert“ erfolgen, indem die Belange der Bevölkerung, der Landwirte und der Naturschützer besser als bisher aufeinander abgestimmt werden. Von Bedeutung sind in diesem Zusammenhang auch neue bioenergetische Nutzungskonzepte für kontaminierte Standorte, an denen keine Kulturpflanzen für die Nahrungs- und Futtermittelproduktion angebaut werden sollen.

Zugleich wollen die Forscher die großen energetischen Potentiale der Holz- und Strohverbrennung in das Gesamtkonzept integrieren. Aufbauend auf den Erfahrungen im Bioenergiedorf Jühnde werden sich die Wissenschaftler mit der ökonomisch günstigen Realisierung weiterer Bioenergiedörfer befassen. „Aus der Vernetzung der Forschungsergebnisse in den jeweiligen Teilprojekten werden wir Kriterien formulieren, mit denen sich die ökologischen, wirtschaftlichen, sozialen und technischen Auswirkungen unterschiedlicher Konzepte zur energetischen Nutzung von Biomasse bewerten lassen. Nachhaltigkeit und Nutzungskonkurrenzen werden dabei zentrale Aspekte sein“, betont Prof. Ruppert.

An den Forschungsarbeiten sind Göttinger Wissenschaftler aus den Disziplinen Nutzpflanzen- und Bodenkunde, Forstwissenschaften, Geowissenschaften und Geographie, Soziologie und Psychologie, Agrarökonomie sowie der Betriebswirtschaftslehre beteiligt. Kooperationspartner sind Experten der Universität Hannover (Umweltplanung/Landschaftsschutz), der Hochschule Harz (Wirtschaftswissenschaften), der Technischen Universität Darmstadt (Mineralogie) und des Helmholtz Zentrums München (Ökologische Chemie). An den Untersuchungen wirken außerdem Fachleute des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie in Hannover und des Kompetenzzentrums für Nachwachsende Rohstoffe in Straubing mit.