In publica commoda

Zur Bedeutsamkeit naturbezogener Erfahrungen für die Naturkonzepte von GrundschülerInnen
Michael Gebauer (Hildesheim)

Nach bisherigen Erkenntnissen entwickeln sich bereits in der Kindheit Konzepte der Natur, wobei die primäre Naturerfahrung vermutlich eine bedeutsame Rolle. Die diesbezüglichen Wirkungszusammenhänge wurden bisher empirisch noch nicht untersucht. Die hier vorgestellte Studie geht daher folgenden Fragen nach:

  1. Welche Naturkonzepte liegen bei Kindern im Grundschulalter vor?

  2. Bestehen Zusammenhänge zwischen den Naturkonzepten und unterschiedlichen Ausprägungen primärer Naturerfahrung?

  3. Welche Art von Naturerfahrung begünstigt ein positives Verhältnis zur Natur?

Bisherige Studien zu Naturkonzepten führen in Abhängigkeit von theoretischen Vorannahmen zu verschiedenartigen Typologien. Als Grundlage dieser Studie dient ein Modell von Kellert & Wilson (1993) mit neun Dimensionen menschlicher Naturbezogenheit (Utilitarismus, Humanismus, Moralismus, Naturalismus, Erkenntnis, Ästhetisierung, Symbolisierung, Dominierung, Negativismus). Die Untersuchung beinhaltet zwei Phasen. In der ersten, quantitativen Phase wurden ein Fragebogen mit 60 Items zu den 9 Dimensionen von Wilson & Kellert sowie 24 farbige Abbildungen heimischer Tierarten eingesetzt. Befragt wurden GrundschülerInnen (n=364) aus 3. und 4. Klassen Niedersachsens. Faktorenanalytisch wurden Skalen zu den vorgefundenen Dimensionen der Naturbezogenheit gebildet, die wiederum als Grundlage für eine Clusteranalyse dienten, mittels derer Probanden mit entsprechenden Profilen (n=36) für die zweite, qualitative Phase der Studie ausgewählt wurden. Diese wurden mit einem Leitfadeninterview befragt, die Interviews anschließend inhaltsanalytisch ausgewertet.

Anhand der Befunde des quantitativen Teils 1 konnten fünf Konzepte bestätigt werden (Erkenntnis, Naturalismus, Moralismus, Dominanz und Negativismus) Korrelationsstatistisch zeigt sich eine deutliche Polarität positiver und negativer Naturbeziehungen. Der qualitative Teil der Studie belegt die Bedeutsamkeit naturbezogener Primärerfahrungen für die Ausprägung der Naturkonzepte von GrundschülerInnen.

[Zurück]