16/06/2011: Zwei neue Beiträge zur Lohnungleichheit in Deutschland

In Band 44 der Zeitschrift für Arbeitsmarktforschung, die sich dem Thema „Flexibilisierungspotenziale bei heterogenen Arbeitsmärkten und deren wirtschaftspolitische Implikationen“ widmet, sind zwei Beiträge erschienen, die sich mit der zunehmenden Lohnungleichheit auf dem deutschen Arbeitsmarkt befassen.

Das „Research Paper“ von Dirk Antonczyk, Bernd Fitzenberger und Katrin Sommerfeld bietet zunächst einen Überblick über die Entwicklung der Lohnungleichheit in Deutschland, um dann die These zu diskutieren, inwieweit der Rückgang der Tarifbindung als mögliche institutionelle Ursache für die Entwicklungen des Arbeitsmarkts seit den 1990er Jahren in Betracht gezogen werden kann. Nach Aussage des Autorenteams lässt sich der Anstieg der Lohnungleichheit zwischen 2001 und 2006 aber nur zu einem kleinen Teil durch den starken Rückgang der Tarifbindung erklären. Ein bedeutender Erklärungsfaktor für den Anstieg der Lohnungleichheit stellen hingegen die Veränderungen der Lohnunterschiede zwischen und innerhalb der Wirtschaftszweige dar, wobei diese zunehmende Lohnflexibilisierung sowohl im tarifgebundenen wie auch im nicht tarifgebundenen Bereich erfolgt ist.

  • Antonczyk, D./ Fitzenberger, B./ Sommerfeld, K. (2011): Anstieg der Lohnungleichheit, Rückgang der Tarifbindung und Polarisierung. In: Zeitschrift für ArbeitsmarktForschung, Bd. 44, Nr. 1-2, S. 15-27.



  • Kai-Uwe Müller und Viktor Steiner analysieren in ihrem Beitrag die Beschäftigungswirkungen von Lohnsubventionen und Mindestlöhnen. Während sie in Sachen Mindestlohn auf die bereits bekannten ökonometrischen Simulationen aufbauen, die der Einführung einer Lohnuntergrenze rechnerisch Beschäftigungsverluste zuweisen, sehen sie in Lohnsubventionen eine beschäftigungsfördernde Alternative. Weil aber die bestehenden Lohnsubventionen nur geringe Arbeitsanreizeffekte bieten, betrachten die Autoren das Modell eines aufkommensneutral gestalteten Beschäftigungsbonus’, der geringe Stundenlöhne und nicht niedrige Erwerbseinkommen subventioniert. Dabei kommen sie zu dem Ergebnis, dass damit ein zusätzliches Arbeitsangebot von ca. 80.000 Personen bzw. ein zusätzliches Stundenangebot von etwa 420.000 Vollzeitäquivalenten induziert werden könnte.

  • Müller, K. U./ Steiner, V. (2011): Beschäftigungswirkungen von Lohnsubventionen und Mindestlöhnen – Zur Reform des Niedriglohnsektors in Deutschland. In: Zeitschrift für ArbeitsmarktForschung, Bd. 44, Nr. 1-2, S. 181-195.