22/11/2010: Renaissance für Flächentarife?

Die Tarifbindung von Betrieben und Beschäftigten ist seit Jahren rückläufig. Im Jahr 2009 hatten nach Informationen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) nur noch rund 56 Prozent der westdeutschen und etwa 38 Prozent der ostdeutschen Beschäftigten in einem Betrieb gearbeitet, der einem Branchentarifvertrag unterlag (siehe 29.03.2010). Nun meldet das Handelsblatt, dass sich „unter dem Einfluss von Fachkräftemangel“ eine Trendwende andeute. Dort, wo umworbene Fachkräfte die Auswahl hätten, täten starre Tarifregeln den Arbeitgebern nicht mehr so weh. Stattdessen könnten sich Betriebe gerade durch Tariftreue als attraktive Arbeitgeber positionieren.

Für den IG-Metall-Chef des Bezirks Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, Hartmut Meine, werde der Fachkräftemangel zu einem Comeback des Flächentarifvertrags führen. Laut Handelsblatt habe er gesagt, die Personalpolitik stehe vor einem "Paradigmenwechsel", es beginne ein „neuer Megatrend". Für Unternehmen, die in Zeiten des Arbeitskräfteüberangebots ihr gesamtes Geschäftsmodell auf Niedriglöhne aufgebaut hätten, sei eine Umkehr in Richtung Flächentarif allerdings schwierig. Ihnen, so Meine, wolle die IG-Metall anbieten, Verträge über eine stufenweise Annäherung an den Flächentarif abzuschließen.

Quelle: Handelsblatt vom 22.11.2010