27/05/2010: Vergabepraxis der Arbeitsagentur verschärft ruinöse Konkurrenz unter den Fortbildungsträgern

Die Zeit macht auf die Prekarisierung der Arbeitsbedingungen auf dem Fortbildungssektor aufmerksam und sieht eine zentrale Ursache in der Vergabepolitik der Arbeitsagentur, die den ohnehin starken Konkurrenzkampf unter den Bildungsträgern anheize.
Die Vergabe von öffentlich ausgeschriebenen Bildungsmaßnahmen erfolge "im Wesentlichen über einen reinen Preiswettbewerb", äußerte sich Stefan Sell, Arbeitsmarktexperte der Fachhochschule Koblenz, gegenüber der Zeit. Viele kleine Bildungsträger stünden einem großen Nachfrager, der Arbeitsagentur, gegenüber. Und weil vor allem der Preis stimmen müsse, würden häufig Billiganbieter mit Dumpingpreisen den Zuschlag erhalten. "Die Folgen sind Preisdumping, Qualitätsverluste und eine ruinöse Konkurrenz unter den Anbietern", analysiert Sell.

Die Beschäftigungsbedingungen des Personals litten unter den "chaotischen Zuständen". Wegen der hohen Bedeutung der Personalkosten führe das Preisdumping bei der Auftragsvergabe nach Ansicht von Sell zu "Lohndumping unter den Beschäftigten". Nach Aussage von Stephanie Odenwald, Vorstandsmitglied der Bildungsgewerkschaft GEW, müssten viele Fortbilder wegen der niedrigen Löhne mehrere Jobs annehmen. Zudem, so die Zeit, seien befristete Verträge und mit ihnen die ständig drohende Arbeitslosigkeit an der Tagesordnung.

Quelle: Zeit online vom 27.05.2010