27/04/2012: Neue Studie zu Ausmaß, Funktionsweise und Folgen von Werkverträgen

In jüngster Zeit mehren sich die Berichte über den Einsatz von Werkverträgen, die offenbar in den verschiedensten Branchen als neues Lohndumpinginstrument genutzt werden (siehe 25.01.2012 und 02.04.2012). Werkvertragsbeschäftigung stellt ein noch wenig erforschtes Terrain im Feld der atypischen Beschäftigungsformen dar. Für ihre Erfassung liegen keine verlässlichen Daten vor, auch weil es keine Berichtspflicht für Unternehmen gibt, die noch dazu die Ausgaben für Werkverträge in der Regel als Sach- und nicht als Personalkosten verbuchen. Da bisher auch kaum empirische Untersuchungsbefunde vorliegen, ist noch weitgehend unklar, inwieweit Werkverträge systematisch zur Umgehung von tariflichen oder arbeitsrechtlichen Standards genutzt werden. Eine im Auftrag der Rosa Luxemburg Stiftung vom Sozialwissenschaftler Philipp Lorig erstellte Studie bringt jetzt ein wenig mehr Licht ins Dunkel.

In seiner Studie will Lorig das Phänomen der Werkverträge genauer analysieren. Dabei beantwortet er nicht nur die Frage, wie das System des Werkvertragseinsatzes inhaltlich und rechtlich funktioniert, der Autor zeigt auch auf, was diese atypische Beschäftigungsform genau charakterisiert, wie weit sie schon verbreitet ist und welche Konsequenzen der Einsatz von schlecht bezahlten Werkverträgen für die Beschäftigten nach sich zieht. Da nur wenig empirische Erkenntnisse über den Einsatz von Werkverträgen vorliegen, hat die Studie nach Angaben des Autors einen stark explorativen Charakter. Methodisch setzt Lorig dabei im Wesentlichen auf die Auswertung bereits vorhandener Daten. Zusätzlich geführte Experteninterviews mit Betriebsräten vor allem aus der Automobilindustrie sollen allerdings einen konkreteren Einblick in die betriebliche Praxis des Werkvertragseinsatzes geben.

Zu den wichtigsten Ergebnissen der Studie kann die Erkenntnis gezählt werden, dass der Einsatz von Werkverträgen seit 2011 stetig zunimmt und dabei weit höhere Ausmaße angenommen hat, als bisher allgemein vermutet. Zudem lässt die Studie erkennen, dass in allen angesprochenen Branchen durch Werkverträge Mindestlohnvereinbarungen und Lohnuntergrenzen bewusst unterschritten und rechtliche Grauzonen in den Betrieben zum Zwecke des Lohndumpings ausgenutzt werden.

Weiterlesen: Lorig, P. (2012): Werkverträge – Die neue Lohndumpingstrategie? Studie im Auftrag der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Februar 2012.