Dr. Teresa Schröder-Stapper

Vita


  • 07/2011-10/2013 Wissenschaftliche Koordinatorin des Graduiertenkollegs 1507 "Expertenkulturen des 12. bis 16. Jahrhunderts" an der Georg-August-Universität Göttingen
  • 07/2008-06/2011 Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin der Graduiertenschule des Exzellenzclusters "Religion und Politik" an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
  • 12/2007-05/2008 Wissenschaftliche Hilfkraft am Lehrstuhl für die Geschichte der Frühen Neuzeit von Frau Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger
  • 07/2007-07/2013 Promotionsstudentin an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster am Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit von Frau Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger
  • 10/2002-07/2007 Studium Neuere und Neueste Geschichte, Mittlere Geschichte, Deutsche Philologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster sowie Universität Wien
  • Geboren 1982 in Winterberg/NRW



Dissertationsprojekt



Die Herrschaft der Damenstifte Herford, Quedlinburg und Essen zwischen Verwandtschaft, Lokalgewalten und Reichsverband (17./18. Jahrhundert)


    Jean Bodin hat in seinem 1576 veröffentlichten Werk „Six Livres de la République“ klar die Herrschaft von Frauen verneint: „weil die Gynokratie im klaren Widerspruch steht zu den Gesetzen der Natur, die dem männlichen Geschlecht und nicht etwa der Frau die Gaben der Stärke, der Klugheit, des Kämpfens und des Befehlens verliehen hat.“ Diese Auffassung fand nicht nur im frühneuzeitlichen staatstheoretischen Diskurs nachhaltigen Widerhall, sondern auch in der historischen Forschung des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, die den Frauen die Befähigung zur Herrschaft absprach und damit die Legitimität weiblicher Herrschaftsausübung in Frage stellte. Es ist vorrangig das Verdienst der sich in der Mitte des 20. Jahrhunderts etablierenden Frauen- und Geschlechterforschung, dass diese Annahme weiblichen Ausschlusses aus der öffentlich-politischen Sphäre grundsätzlich in Zweifel gezogen wurde. Die Darstellung Bodins steht in deutlichem Widerspruch zu den faktischen Möglichkeiten politischen Handelns von hochadligen Frauen als Regentinnen wie auch Herrscherinnen aus eigenem Recht in der Frühen Neuzeit.
    Ein Spezifikum des Alten Reiches stellen in diesem Zusammenhang die Äbtissin der kaiserlich frei-weltlichen Damenstifte dar, welche gleichzeitig reichsunmittelbare Fürstinnen des Reiches mit Sitz und Stimme auf dem Reichstag waren. Die Fürstäbtissinnen, deren Untersuchung ein Desiderat der Forschung darstellt, vereinten in ihrem Amt sowohl geistliche wie weltliche Herrschaftsrechte. Neben ihrer Funktion als Vorsteherinnen der Stifte unterstanden ihnen – zugegebenermaßen – kleine bis kleinste stiftische Territorien, die sie als Landesherrinnen regierten.
    Das Projekt fragt danach, inwiefern es diesen kleinen Reichsständen gelungen ist, in ihren weltlichen wie geistlichen Herrschaftsgebieten eigenständig agierend aufzutreten und ihren reichsständischen Status innerhalb der territorialen Konkurrenz im Laufe der Frühen Neuzeit zu verteidigen. Drei Aspekte stehen dabei im Zentrum der Analyse: erstens die symbolischen, verfahrenstechnischen und diskursiven Formen herrschaftlicher Repräsentation, ständischer Partizipation und territorialer Gewalt, zweitens die Einbindung der Fürstäbtissinnen in die politischen und sozialen Netzwerke der ständischen Gesellschaft und drittens die Instrumentalisierung der ersten beiden Punkte für den Erhalt der Reichsstandschaft und der eigenen Handlungsspielräume. Grundsätzlich wird hierbei nach der Relevanz solcher Kategorien wie Stand, Status, Geschlecht und Konfession für die Positionierung der Fürstäbtissinnen im öffentlich-politischen Raum der ständischen Gesellschaft gefragt.
    Diesen Fragen wird anhand der drei Stifte Herford (reformiert), Essen (katholisch) und Quedlinburg (lutherisch) vergleichend nachgegangen. Mit der Auswahl konfessionell unterschiedlich ausgerichteter Stifte wird zugleich der konfessionellen Pluralität des Alten Reiches Rechnung getragen. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich vom Westfälischen Friedensschluss (1648), mit dem die Existenz der kaiserlich frei-weltlichen Damenstifte grundsätzlich in der Reichsverfassung verankert wurde, bis zu ihrer Auflösung im Zuge der Säkularisation (1802/03).



Publikationen



Monographien


  • Fürstäbtissinnen. Frühneuzeitliche Stiftsherrschaften zwischen Verwandtschaft, Lokalgewalten und Reichsverband (Symbolische Kommunikation in der Vormoderne. Studien zur Geschichte, Literatur und Kunst), Köln/Weimar/Wien 2015.


Aufsätze


  • Maria Aurora von Königsmarck als Pröpstin des Stiftes Quedlinburg oder Darf eine Maitresse Äbtissin werden?, in: Maria Aurora von Königsmarck. Ein adliges Frauenleben in Europa der Barockzeit, hrsg. v. Beate Fiedler, Köln/Weimar/Wien 2014, S. 263-283.
  • Fürstäbtissinnen im Alten Reich - Möglichkeiten und Grenzen politischen Handelns (Essen, Herford, Quedlinburg), in: Neue Räume - neue Strukturen. Barockisierung mittelalterlicher Frauenstifte (Essener Forschungen zum Frauenstift, Bd. 12), hrsg. v. Brigitta Falk, Klaus Gereon Beuckers, Essen 2014, S. 347-368.
  • Zwischen Chorgesang und Kartenspiel – Lebensführung und Herrschaftspraxis in Kloster und Stift, in: Zwischen Aufbruch und Ungewissheit. Klösterliche und weltliche Frauengemeinschaften in Zentraleuropa im „langen“ 18. Jahrhundert / Between Revival and Uncertainty. Monastic and Secular Female Communities in Central Europe in the Long Eighteenth Century, hrsg. v. Veronika Čapská, Ellinor Forster, Janine Christina Maegraith u. Christine Schneider, Opava 2012, S. 267-295.
  • Integration stiftischer Lebensweise in lutherische Glaubenspraxis. Das Beispiel der Andachtsschrift Anna Sophias von Hessen-Darmstadt, in: Katholisch, lutherisch, calvinistisch. Frauenkonvente im Zeitalter der Konfessionalisierung (Essener Forschungen zum Frauenstift, Bd. 8), hrsg. v. Ute Küppers-Braun u. Thomas Schilp, Essen 2010, S. 87-110.
  • "...man muss sie versauffen oder Nonnen daraus machen, menner kriegen sie nit alle." Die Reichsstifte Herford und Quedlinburg im Kontext dynastischer Politik, in: Genealogisches Bewusstsein als Legitimation. Inter- und intragenerationelle Auseinandersetzungen sowie die Bedeutung von Verwandtschaft bei Amtswechseln (Bamber Historische Studien, Bd. 4), hrsg. v. Hartwin Brandt / Katrin Köhler / Ulrike Siewert, Bamberg 2009, S. 225-250.


Rezensionen


  • Catier, Carol Nater, Zwischen Konvention und Rebellion. Die Handlungsspielräume von Anna Colonna Barberini und Maria Veralli Spada in der papsthöfischen Gesellschaft des 17. Jahrhunderts, Göttingen 2011, in: Historische Zeitschrift 296 (2013), Heft 1, S. 314.
  • Schiersner, Dietmar / Trugenberger, Volker / Zimmermann, Wolfgang (Hrsg.), Adelige Damenstifte Oberschwabens in der Frühen Neuzeit. Selbstverständnis, Spielräume, Alltag (Veröffentlichungen der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B: Forschungen, Bd. 187), Stuttgart 2011, in: sehepunkte 12 (2012), Nr. 1 [15.01.2012], URL: http://www.sehepunkte.de/2012/01/20678.html.
  • Wieden, Helge Bei der, Elisabeth von der Pfalz. Äbtissin von Herford, 1618-1680. Eine Biographie in Einzeldarstellungen (Veröffentlichungen der historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Bd. 245; Herforder Forschungen, Bd. 23), Hannover 2008, in: Zeitschrift für Historische Forschung 37 (2010), Heft 4, S. 725.
  • Schödl, Andrea, Frauen und dynastische Politik: 1703-1723. Die Markgräfinnen Elisabeth von Brandenburg und Christiane Charlotte von Ansbach, in: Zeitschrift für Historische Forschung 36 (2009), S. 552-554.


Sonstige Veröffentlichungen


  • Interview für WDR 5 ZeitZeichen (10.11.2015): 1740 - Geburtstag Maria Kunigunde v. Sachsen.
  • Zwischen Reifrock und Zepter. Maria Kunigunde von Sachsen. Portrait, in: Damals 44 (2012), Heft 5, S. 58-63.