In publica commoda

Presseinformation: Mitbestimmung als Chance

Nr. 106 - 11.06.2019

Unternehmen mit Arbeitnehmern im Aufsichtsrat schneiden wirtschaftlich deutlich besser ab


(pug) Unternehmen, bei denen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Aufsichtsrat mitbestimmen, haben sich während der großen Finanz- und Wirtschaftskrise und in den folgenden Jahren wirtschaftlich deutlich besser entwickelt als Firmen ohne Mitbestimmung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universitäten Göttingen und Marburg. Wirtschaftswissenschaftler der beiden Einrichtungen untersuchten dafür 560 börsennotierte europäische Unternehmen. Die Studie wurde von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert.

 

Die unternehmerische Mitbestimmung habe in der Krise „kurzfristiges Verhalten von Unternehmen verhindert“ und danach ein „schnelleres Umschalten in den Wachstumsmodus ermöglicht“, schreiben die beiden Hauptautoren, Prof. Dr. Michael Wolff von der Universität Göttingen und Prof. Dr. Marc Steffen Rapp von der Universität Marburg. Angesichts fortschreitender Globalisierung sind die Befunde ihrer Ansicht nach auch für die Zukunft wichtig: Arbeitnehmermitbestimmung im Aufsichtsrat könne „als Element einer modernen Corporate Governance verstanden werden, die vor dem Hintergrund immer volatiler werdender wirtschaftlicher Rahmenbedingungen geeignet ist, mögliche Risiken von strategischen Transformationsprozessen abzufedern“.

 

Die wesentlichen Ergebnisse der Studie: Mitbestimmte Unternehmen verzeichneten im untersuchten Zeitraum höhere Renditen und wiesen geringere Schwankungen in der Rendite auf; ihre Unternehmensbewertungen unterlagen insgesamt einem weniger drastischen Verfall. Mitbestimmung führte auch zu systematisch anderen Unternehmensentscheidungen in der Krise – mitbestimmte Firmen verzichteten meist auf größere Entlassungen und hielten ihre Beschäftigten relativ stabil, während Unternehmen ohne Mitbestimmung kräftig Stellen strichen. Darüber hinaus fuhren mitbestimmte Unternehmen ihre Investitionen während der Krise im Vergleich weniger zurück und weiteten sie nach der Krise stärker wieder aus.

 

Unter dem Strich zeichnet die Studie im Kontext der Finanz- und Wirtschaftskrise ein positives Bild der Mitbestimmung im Aufsichtsrat, und das in dreifacher Hinsicht: „Unternehmerische Mitbestimmung kann dazu beitragen, Risiken sowohl im Hinblick auf das Unternehmen abzufedern als auch auf die individuelle Situation von Arbeitnehmern. Und das wiederum schützt auch die Volkswirtschaft als Ganzes“, so die Forscher. „Die Mitbestimmung von Mitarbeitern im Aufsichtsrat sollte deshalb nicht als Hindernis, sondern als Chance verstanden werden.“

 

Originalveröffentlichung: Marc Steffen Rapp, Michael Wolff (2019). Wirkung der Mitbestimmung im Aufsichtsrat auf die Unternehmensführung – Eine empirische Analyse vor dem Hintergrund der Finanz- und Wirtschaftskrise. Download: www.uni-goettingen.de/de/608876.html.


Kontakt:

Prof. Dr. Michael Wolff

Georg-August-Universität Göttingen

Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät

Professur für Management und Controlling

Platz der Göttinger Sieben 3

37073 Göttingen

Telefon (0551) 39-7273

E-Mail: michael.wolff@wiwi.uni-goettingen.de

Internet: www.controlling.uni-goettingen.de