Laufende Habilitation

Weiterbildung wird als eine historisch gewachsene Praxis der Optimierung des Verhaltens, Charakters und Körpers arbeitender Individuen interpretiert, die ökonomischen und persönlichen Ansprüchen genügen sollten. Das Projekt erarbeitet deren Konjunkturen aus Aushandlungsprozessen zwischen Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Dienstleistern und bindet sie an die sie bedingenden Einflussfaktoren zurück. Ziel ist es, die Entwicklung hin zu einer Gesellschaft zu beleuchten, in der das „lebenslange Lernen“ als attraktives Angebot, als Pflicht und als Wert angesehen und beworben wurden. In einer praxeologischen Perspektive werden Unterlagen deutscher Unternehmen und professioneller Weiterbildungsanbieter zur organisatorischen, programmatischen und praktischen Ausgestaltung von Weiterbildungs-Trainings untersucht. Ergänzend werden Egodokumente ausgewertet, in denen Individuen über die Erfordernisse des beruflichen Alltags, Vorstellungen vom geglückten Leben und Versagensängste reflektierten. Das Projekt bettet die Geschichte der Weiterbildung in eine Kulturgeschichte der Arbeit ein und leistet einen Beitrag zur Geschichte der Subjektivierung. Damit bezieht es Stellung in der Debatte um die Formbarkeit des Menschen im Spannungsfeld von Selbstermächtigung und Zwang.

Zum Profil von Dr. Franziska Rehlinghaus


Abgeschlossene Habilitation

Der Schlaf und, eng damit verknüpft, der Traum sind seit Jahrtausenden Gegenstand von Mythen, Erzählungen und Bildern, die versuchen, Schlafen in seinem Wesen und seiner Bedeutung für die menschliche Existenz zu erfassen. Auch heute ist das „Geheimnis des Schlafs“ noch immer nicht gelüftet. Doch obgleich der Schlaf selbst und auch das Nachdenken über ihn als „anthropologische Konstante“ begriffen werden könnten, hat sich mit den Ideen einer „aufgeklärten Welt“ und der Etablierung moderner Wissenschaften die Art und Weise, wie Schlafen gedacht, beschrieben, erforscht, vermessen, kontrolliert und praktiziert wurde, entscheidend verändert. Die Geschichte des Schlafwissens in Deutschland und den USA im „langen 20. Jahrhundert“ ist dabei weit mehr als die Geschichte einer wissenschaftlichen Idee: Das Wissen über den Schlaf war eng verknüpft mit kulturellen Deutungsmustern, ideologischen Setzungen, sozialen Veränderungen und Machtverhältnissen und ökonomischen Interessen in der modernen Gesellschaft. Von Beginn an ging es den „Schlafexperten“ nicht nur um Verstehen und Heilen, sondern auch darum, dass das Individuum den industriellen Alltag und den Arbeitsprozess besser bestehen konnte. Eine historische Untersuchung des Schlafwissens kann aufzeigen, auf welche Weise die Gesellschaft des 20. Jahrhunderts mit Hilfe von Wissenschaft auf das Individuum zuzugreifen versuchte. Gleichzeitig zeigt die Geschichte des Schlafwissens auch die Grenzen von Optimierungs- und Kontrollphantasien auf: Bis heute „widersetzt“ sich der schlafende Mensch dem Vermessen und Verstehen, die Fortschritte der Schlafforschung gehen Hand in Hand mit der wachsenden Angst vor existenzbedrohenden Schlafstörungen.

Film "Der Traum vom Schlaf" bei L.I.S.A. (Gerda Henkel Stiftung)