Dr. Rasika Ajotikar | DFG-Projekt Materialität, Wissensordnung, Institution

CV

Dr. Rasika Ajotikar promovierte in Musikethnologie an der SOAS (School of Oriental and African Studies) der University of London, UK. Ihre Dissertation Music and the politics of caste and gender: women’s voices of liberation in western India ist eine ethnographische Studie der Anti-Kasten-Bewegung und der Bewegung Ambedkars. Sie erforscht, wie die Frauen der Dalit (ehemals die Kaste der "Unberührbaren") ihren Widerstand gegen Kaste, Klasse, Patriarchat und den Staat mit ihrer vokalen Performance darstellen. Durch die Untersuchung von musikalischen Gattungen, Klang- und Aufführungsästhetiken, die durch Kaste und Geschlecht geprägt sind, revidiert diese Forschung bestehende Musikgeschichtsschreibung im modernen Indien und bietet kritische, neue Perspektiven auf die zeitgenössische Musikethnologie dieser Region.
Als Sängerin hat Ajotikar vielfach mit Aktivisten der Anti-Kasten-Bewegung in der westindischen Provinz Maharashtra zusammengearbeitet. Dazu zählt ihre Buchübersetzung (Consciousness of a caste-ending cultural revolution) und die Übersetzung einer Liedsammlung der Bewegung in Englisch. Zur Zeit ko-konzipiert sie ein Musikprojekt über Kasten-kritische Stimmen von Komponistinnen in weltlichen Traditionen Marathis im Mittelalter und der Moderne. Ajotikar trat, basierend auf ihrer Forschung und ihren Kooperationen, auch in mehreren Konzerten live auf, darunter im Rahmen von Music Unbound: South Asia Beyond Borders (London, 2017) und Dalit History Month (Berlin, 2018).

Ajotikar schloss einen M.A. in Anthropology (2013) und einen B.A. in Philosophie (2010) an der University of Pune in Indien ab. Außerdem studierte sie Nordindischen klassischen Gesang und erwarb 2010 darin einen Abschluss (Sangeet Visharad).

DFG-Projekt "Materialität, Wissensordnung, Institution: Die Eigenästhetik des Klangarchivs"

Von 2017 bis 2020 arbeitete Ajotikar im DFG-Projekt "Materialität, Wissensordnung, Institution: Die Eigenästhetik des Klangarchivs." Darin untersuchte sie die Sammlung "Van Lamsweerde", welche Aufnahmen von Musik-, Theater- und Tanztraditionen aus Indien enthält, die zwischen 1963 and 2005 aufgenommen wurden. Die Sammlung wurde unter Perspektiven der Sozialgeschichte, kritischer Archivtheorie und dekolonialistischen Ansätzen der Archiv-Forschung untersucht. Ajotikar hat weitgehend zu den technischen und analytischen Aspekten des Projekts beigetragen, wozu die Digitalisierung von ca. 850 Aufnahmeobjekten durch das Berliner Phonogramm-Archiv und deren online-Erschließung in einer Datenbank gehört. Außerdem hat sie Aufnahmen und Notizen aus dem Marathi Theater und aus religiösen und überlieferten Musiktraditionen erforscht, vor allem aus den Gemeinschaften der Dalit und der Muslime, um den Einfluss der nationalistischen Moderne auf postkoloniale indische Archive nachzuvollziehen.
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Lehre

  • Musik, Rasse, Kaste
  • Musik und sozialpolitische Bewegungen: Feminismen und Kastenpolitik im zeitgenössischen Indien
  • Hindi Filmmusik
  • Populäre Musikforschung: Perspectiven aus Indien
  • Populäre Musikforschung im nach-unabhängigen Indien aus Sicht des Felix van Lamsweerde Archives


Forschungsinteressen

  • Musik, Rasse und Kaste
  • Gender und Sexualität
  • Frauenforschung
  • Klang und Affekt
  • Soziale Bewegungen
  • Nationalismus und Moderne
  • Musik, Staat und Bürgerschaft


Publikationen

  • Ajotikar R. (2019). Reflections on the epistemic foundations of music in modern India through the lens of caste: a case from Maharashtra, India, Ethnomusicology Matters. Influencing social and political realities. Ursula Hemetek, Marko Kölbl and Hande Sağlam (eds.) Vienna, Cologne, Weimar: Böhlau
  • Ajotikar R. (2019). Dalit Women’s Music Performances as a Lens to Study Feminism in India. Voicing the Unheard: Music as Windows for Minorities proceedings of ICTM Study group on Music and Minorities (Rennes, France 4-8 July 2016), eds. Yves Defrance. Anthropologie Et Musiques Collection. Paris: L'Harmattan
  • Ajotikar R. (2019). Dwelling in Musical Movement: An Interview with Barbara Titus (guest editor). The World of Music. Vol 8:1 insideWOM (http://www.journaltheworldofmusic.com/2019/05/10/interview-with-barbara-titus/)
  • Ajotikar R. (2018). ‘Our song impure, our voice polluted’: conversations with activist and musician Shital Sathe. Feminist Review. Vol 119: 1 (154–162)
  • Ajotikar R. (2017). Book Review: Best of isaScience 2013-2016 An Interdisciplinary Collection of Essays on Music and Arts. Ursula Hemetek and Cornelia Szabo-Knotik (eds), Hollitzer. MDW – Webmagazin. (MDW: The University of Music and Performing Arts, Vienna)


Organisierte Workshops und Vorträge im Rahmen des DFG-Projekts

  • Archiving the lineages of Indian nationalism through dance, dancers and performance (1920-1950), öffentlicher Vortrag der feministischen Historikerin Prof. Uma Chakravarti (2019)
  • Analysing Kuchipudi and Sangeetnatak in the Felix van Lamsweerde Collection: Caste, Gender and Modernity in Postcolonial Archives of Indian Music, Vortrag im Musikwissenschaftlichen Kolloquium Göttingen von Dr Rumya Putcha und Dr Rasika Ajotikar (2019)
  • Einwerbung eines Sommer-Fellowships von Dr Rumya Putcha (2019)
  • Archive Lab mit Dr Rumya Putcha: Domesticating Dance: The Affective Economies of the Film Songbooklet in Independence era South India (2018)