Kunstwerk des Monats im August 2018

02. September 2018
Alfred Pohl: Don Quijote
Vorgestellt von: Rudolf Krüger

Alfred PohlAlfred Pohl, einer der großen deutschen Graphiker der Gegenwart, feierte vor wenigen Tagen seinen 90. Geburtstag. Grund genug, ein eher selten gezeigtes Schaffensgebiet des Göttinger Künstlers vorzustellen: die Illustration. Seit den frühen 60er Jahren hat Pohl als passionierter Leser immer wieder deutsche Gedichte und Erzählungen sowie lateinamerikanische Romane illustriert, entweder in Buchform oder als unabhängige Illustrationsfolgen. Daneben begegnet man auch Zyklen zu Werken der Weltliteratur wie Shakespeares Sommernachtstraum und Ovids Metamorphosen.
Seine Liebe zur spanischen Landschaft und Kultur, die sich in mehreren Reisen niederschlug, führte Pohl schließlich zum Roman „Der scharfsinnige Edle Herr Don Quijote de la Mancha“ von Miguel de Cervantes Saavedra (1547-1616), erschienen 1605 (Teil I) und 1615 (Teil II). Fasziniert von der Figur des „Ritters von der traurigen Gestalt“, fing der Künstler an, illustrierte Ausgaben des „Don Quijote“ zu sammeln (bis heute über 180 verschiedene Exemplare), während er selbst das Thema wiederholt gestaltet hat. Neben mehreren
Einzelblättern erschienen zwei Serien: 15 farbige Blätter zwischen 1991 und 1993 sowie zehn schwarzweiße im Jahr 2006.
Als Technik wählte Pohl seine Paradedisziplin, den Holzschnitt von der „Verlorenen Platte“. Die äußerst geringen Auflagen (1991/93: 14-16 Exemplare; 2006: 20 Exemplare) zog er eigenhändig von seiner im heimischen Keller stehenden alten Presse auf Japanpapier ab. Beide Folgen sind unabhängig von Buchausgaben und ohne Auftrag erschienen, auch hätte das große Format der ersten Folge (Bildformat ca. 30/40 x 50 cm, Blattgröße ca. 45 x 66 cm) jedes Buchformat gesprengt.
Bereits seit 1613 gibt es eine kaum noch zu überblickende Vielzahl von illustrierten Editionen des „Don Quijote“. Nach der Bibel und diversen Märchen- und Schwanksammlungen ist es das am häufigsten illustrierte Buch der Welt. Von diesen zahlreichen Vorbildern (am berühmtesten: Gustave Doré, Paris 1863) zeigt sich Pohl erstaunlich unabhängig. Zwar greift auch er die bekanntesten Episoden, etwa den Kampf gegen die Windmühlenflügel, heraus. Jedoch bebildert er den Text nicht einfach, sondern er verdichtet die Aussage durch allgemein menschliche, aktuelle und autobiographische Bezüge.