Preisträger und Nominierte für den Christian-Gottlob-Heyne-Preis 2020







Ratgeberliteratur für Herrscher war ein weitverbreitetes Phänomen in christlichen und islamischen Gesellschaften des Mittelalters. Trotz der großen Anzahl an Studien zu diesem Genre, fehlte der Forschung bisher, wie Linda T. Darling 2013 mit Blick auf die nach Kulturkreisen getrennte Darstellung von Fürstenspiegeln in Referenzwerken konstatierte, ein holistischer Blick, der das Genre auch kulturübergreifend zu erfassen vermag. Darling kommt zu dem Schluss, dass die Forschung zwei sehr ähnliche Phänomene faktisch unvergleichbar gemacht habe. Dabei erscheint die getrennte Wahrnehmung und Beforschung europäischer und nah-östlicher Ratgeberliteratur für Herrscher vor dem Hintergrund neuer Erkenntnisse über den regen Austausch an Ideen, Darstellungen und Symbolen, besonders hinsichtlich sakralisierter Herrschaftskonzeptionen, zwischen den zahlreichen Erben der spätantiken Traditionen in den Gebieten zwischen dem Mittelmeer und Mesopotamien als zunehmend unhaltbar. Aus diesem Grund unternimmt die vorliegende Studie erstmalig den Versuch, die getrennte Betrachtung dieser Gattung durch kulturübergreifende Vergleiche von Fürstenspiegeln zu überwinden und eine Gesamtsicht auf das transkulturelle und transepochale Phänomen der Ratgeberliteratur für Herrscher anzubieten. Die transkulturellen Vergleichen von Fürstenspiegel zeigen, dass die in den Nachfolgegesellschaften der spätantiken Ökumene entstandenen Texte, sowohl inhaltlich als auch formal deutliche Kontinuitäten aufweisen und somit als Teile eines transkulturellen Genres zu betrachten sind, das dank seiner Diskursivität und Verankerung in einer anerkannten Tradition der Ratsgebung in verschiedenen Prozessen der Wissensvermittlung, der Legitimierung und der Machtausübung an herrschaftlichen .





Die Dichterin Božena Němcová (1820-1862), die in Deutschland vor allem mit dem DEFA-Weihnachtsklassiker Drei Haselnüsse für Aschenbrödel assoziiert wird, stellt in Tschechien eine wichtige Identifikationsfigur und Klassikerin der Märchenliteratur dar, die in ihrer Bedeutung mit den Brüdern Grimm vergleichbar ist. Umso überraschender ist es, dass bisher ein Vergleich zwischen den Märchen von Němcová und denen der Grimms ausgeblieben ist. Diese Forschungslücke, die sich vor allem mit unterschiedlichen ideologischen Vereinnahmungen des romantischen Erbes und insbesondere des Konzeptes des „Volkes“ begründen lässt, bemüht sich meine Arbeit zu schließen: Erstmals wird hier das Werk Němcovás und der Grimms in einer komparatistischen Perspektive dargestellt und gezeigt, welchen modellhaften Charakter die grimmschen Märchen für die Ausbildung der tschechischen Nationalliteratur des 19. Jahrhunderts besaßen. Vor allem gehe ich jedoch in zahlreichen Analysen auf die Märchen der Grimms und Němcovás ein, die sich in der wechselseitigen Begegnung der beiden untersuchten Dichtungen für eine neue und unerwartete Leseerfahrung öffnen.




Die Aufklärung, nach Immanuel Kant bekanntermaßen das „Zeitalter der Kritik“, ist auch Anfang und Hochzeit der Literaturkritik im modernen Sinn. Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts etablierte sich im deutschsprachigen Raum die Rolle des sogenannten „Kunstrichters“, der angesichts beständig ansteigender Publikations- und Leserzahlen die Aufgabe der literaturkritischen Bewertung und Selektion übernahm.
Die Dissertation fragt nach den Inszenierungs- und Legitimationsstrategien, die zur Akzeptanz und zum Erfolg dieser neuen autoritativen Urteilsinstanz beitrugen. Sie nimmt dabei zeitgenössische Reflexionen über Literaturkritik ebenso in den Blick wie die in den zahllosen Rezensionszeitschriften veröffentlichten Kritiken und zeichnet nach, wie die Expertenrolle des Kritikers im Schreiben über sie und aus ihr heraus Gestalt gewann.