Wurzelsystem und Standortansprüche


Der Gewöhnliche Judasbaum bildet tiefe, kräftige Hauptwurzeln aus, die nur wenige Seiten- und Feinwurzeln aufweisen. Sandige, gut durchlässige, mäßig trockene bis trockene Böden liebt er besonders. Die kalkliebende Art gedeiht auch noch auf schwachsauren Böden und bevorzugt sonnige, warme und geschützte Standorte. Cercis siliquastrum ist in der Jugend frostempfindlich. Als älterer Baum ist die Art wesentlich härter und verträgt auch größere Hitze- und Trockenperioden. Die natürlichen Vorkommen gedeihen in Wäldern, Flussufern und sogar an sehr trockenen Berghängen auf mittelgründigen, mäßig nährstoffreichen und meist kalkhaltigen Böden (3).



Cercis siliquastrum Blatt


Abb. 2 Ast von Cercis siliquastrum


Erscheinungsbild


Der Gewöhnliche Judasbaum ist ein sommergrüner, hoher Strauch oder bis 10 m hoher, kleiner Baum mit mäßiger Verzweigung. In der Jugend zeigt er einen straff aufrechten Wuchs, im Alter hingegen ist er breit ausladend mit dunkler, fein gefelderter Borke. Cercis siliquastrum hat rundliche, ganzrandige, 3 - 4,5 cm lang gestielte, herz- oder nierenförmige Blätter mit 6 - 11 cm langer Spreite. Die derben Blätter sind unbehaart, mit dunkelgrüner Oberseite und gräulicher Unterseite.
(WARDA, HECKER)


Cercis siliquastrum Borke


Abb. 3 Rinde von Cercis siliquastrum


Fortpflanzung


In der Blütezeit im März/April bildet der Gewöhnliche Judasbaum an mindestens 2-jährigen Ästen in 3- bis 8-blütigen Trauben sitzende, rosafarbene Schmetterlingsblüten aus. Die sich später entwickelnden, dunkelbraunen Hülsenfrüchte sind flach, 10 - 12 cm lang und bis 1,5 cm breit. Sie verbleiben den Winter über am Baum. Die reifen Hülsen öffnen sich zwar auf der Rückseite, der Spalt ist jedoch so klein, dass die etwa 5 mm großen Samen noch bis zum Frühjahr in den Hülsen verbleiben.
(HECKER, WARDA)


Cercis siliquastrum Blüte


Abb. 4 Blüten von Cercis siliquastrum


Der Baum, der am Stamm blüht


An Cercis siliquastrum kann man ein Phänomen beobachten, das man sonst nur von tropischen Bäumen (wie z.B. dem Kakaobaum) kennt: Die Blüten werden nicht nur an älteren Zweigen, sondern auch am Stamm gebildet! Diese Eigenart, die man Cauliflorie (Stammblütigkeit) nennt, findet man bei mitteleuropäischen Pflanzen nur noch beim Seidelbast Daphe mezereum und beim im Mittelmeerraum vorkommenden Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua).


Cercis siliquastrum Stammblüte


Abb. 5 Stammblütigkeit bei Cercis siliquastrum