Genetische Prozesse in Kiefern (Pinus sylvestris L.) aus der Chernobyl Sperrzone
Pflanzen reagieren auf sich ändernde Umweltbedingungen mit physiologischen und evolutionären Anpassungsprozessen. In diesem Projekt sollen genetische Prozesse in Bäumen untersucht werden, die drastischen Umweltbedingungen ausgesetzt waren, hervorgerufen durch ionisierende Strahlung nach der Reaktorkatastrophe von Chernobyl 1986. Die in der Nähe des Kernkraftwerkes weit verbreitet angepflanzten Kiefern (Pinus spp.) wurden extrem verstrahlt. Physiologische Anpassungsprozesse und epigenetische Effekte sollen mit Hilfe von DDRT-PCR von Kandidatengenen und cDNA-AFLPs auf der Ebene der Genregulation untersucht werden, ferner sollen der Gesamt-Methylierungsgrad der DNA und der Methylierungsgrad, der für zwei Kandidatengenen kodierenden DNA, von Kiefern untersucht werden, die unterschiedlicher akuter und chronischer Strahlung ausgesetzt waren. Evolutionäre Änderungen können durch erhöhte Mutationsraten zustande kommen, die durch die erhöhte Strahlung bedingt sind und können bestimmte Genotypen selektieren, die in einer Umwelt mit erhöhter Strahlung vorteilhaft sind. Mutation und Selektion sollen in unterschiedlichen Kiefernkollektiven untersucht werden: in einem Kollektiv in der Nähe des Kernkraftwerkes während des Reaktorunfalls, in einem Kollektiv, das nach dem Unfall in verstrahlte Erde gepflanzt wurde und als Referenzmaterial in einem unbelasteten Kollektiv. Die Kombination von Immobilität und Langlebigkeit machen Waldbäume zu interessanten Modellorganismen, um die Anpassung an Strahlung auf molekularer Ebene zu analysieren.