Prof. Dr. Jason Mittell

Von September 2011 bis Juni 2012
Ph.D., Professor für Amerikawissenschaften und Film- und Medienkultur
Middlebury College, USA

Geboren 1970 in Boston, USA
Studium der Englischen Philologie, der Theaterwissenschaften und der Medien- und Kulturwissenschaften in Oberlin (Ohio) und Madison (Wisconsin)



Forschungsvorhaben
Komplexes Fernsehen: Zur Erzählpoetik im zeitgenössischen Fernsehen

Das amerikanische Fernsehen hat in den vergangenen zwanzig Jahren bedeutende Veränderungen durchlaufen, insbesondere im Hinblick auf Technologie, Industriestruktur, Sehgewohnheiten und die Entstehung neuer Genres wie z.B. Reality Sendungen. Eine der bemerkenswertesten Auswirkungen dieses Wandels ist das Aufkommen hochkomplexer und ausgefeilter Formen seriellen Erzählens. Dies hat zu einer ausgeprägten Phase formalen Experimentierens sowie zu risikofreudigen Programmgestaltungen geführt – Phänomene, die selten sind für ein Medium, das üblicherweise als formelhaft und den Konventionen verhaftet gilt. Während meines Aufenthalts am Lichtenberg-Kolleg werde ich ein Buch mit dem Titel Complex Television schreiben. Es soll die erste umfangreiche Analyse der Erzählpoetik des Fernsehens liefern. Durch eingehende Analysen bedeutender Serien wie The Wire, Lost, The Sopranos (dt. “Die Sopranos“), Breaking Bad, Battlestar Galactica, Arrested Development, Buffy the Vampire Slayer (dt. “Buffy – im Bann der Dämonen”), Veronica Mars, The West Wing (dt. „The West Wing – Im Zentrum der Macht“) und How I Met Your Mother gehe ich der Entstehung dieses Erzählmodus‘ nach. Dabei konzentriere ich mich auf Fragen des Verständnisvermögens des Zuschauers, auf transmediales Erzählen, serielle Strukturen und kulturelle Hierarchien. Mit Hilfe von literatur- und filmwissenschaftlichen Erzähltheorien, die ich auf das gemeinhin als kulturell minderwertig geltende Medium Fernsehen anwende, möchte ich die These aufstellen, dass das Fernsehen das bedeutendste und zentrale Erzählmedium unserer Zeit ist.
Mein Schreibprozess wird darüber hinaus auch auf dem im Wandel begriffenen Terrain des akademischen Publizierens Neuland betreten. Das Buch wird bei New York University Press erscheinen; in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen digitalen Netzwerk MediaCommons werde ich das Manuskript bis einschließlich Frühling online veröffentlichen. Dies bietet bereits im Vorfeld der Publikation die Möglichkeit eines „peer-to-peer-review“. Statt das Buch in völliger Abgeschiedenheit zu schreiben und jahrelang auf seine Drucklegung zu warten, soll die Online-Diskussion des Werks während des Schreibens dabei helfen, meine Gedanken zu entwickeln und meine Erkenntnisse unmittelbar und weitreichend in Umlauf zu bringen. Zusätzlich werde ich eine Multimedia-Version des Buches für digitale Plattformen erarbeiten, die zeitgleich mit der gedruckten Ausgabe erscheinen soll. Dabei werde ich die Vorteile digitaler Formate nutzen und auch Bewegtbildmaterial einbinden. Ziel ist es, rund um eine entstehende Arbeit eine wissenschaftliche Community zu bilden, außerdem eine breitere Auseinandersetzung über meine Forschungsarbeit anzukurbeln sowie die ausgedehnten Möglichkeiten des digitalen Publizierens zu erkunden, speziell im Bezug auf das audiovisuelle Medium Fernsehen.
Aktueller Stand unter http://tinyurl.com/complextv.


Ausgewählte Publikationen

Mittell, J. 2010. Television and American Culture. New York (u. a.): Oxford University Press.

Mittell, J. 2004. Genre and Television: From Cop Shows to Cartoons in American Culture. New York (u. a.): Routledge.

Mittell, J. 2010. «Previously On: Prime Time Serials and the Mechanics of Memory» in M. Grishakova and M.-L. Ryan (eds.): Intermediality and Storytelling. Berlin (u. a.): De Gruyter, pp. 78-98.

Mittell, J. 2009. «All in the Game: The Wire, Serial Storytelling and Procedural Logic» in N. Wardrip-Fruin & P. Harrigan (eds.): Third Person: Authoring and Exploring Vast Narratives. Cambridge, Mass.: MIT Press, pp. 429-38.