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Göttinger Tageblatt vom 25. März 2009:

MIT LEIDENSCHAFT UND STRUKTURELLER KLARHEIT

Aulakonzert: "Wiener Klaviertrio" begeistert mit Robert Schumann und Arnold Schönberg


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Bein Einspielen vor dem Konzert: Wolfgang Redek, Stefan Mendl und Matthias Gredler (v.l.) (Bild: Göttinger Tageblatt/Heller)

Leichte Kost war es nicht gerade, die das „Wiener Klaviertrio“ den Zuhörern in der gut besuchten Aula der Universität am Sonntagabend, 22. März, servierte: Robert Schumanns spätes Klaviertrio g-Moll gilt als schwer zugänglich, und auch Arnold Schönbergs „Verklärte Nacht“ sowie die „Miniaturen für Klaviertrio“ des zeitgenössischen Innsbrucker Komponisten Johannes Maria Staud stellten erhöhte Anforderungen an die Musiker und Hörer.

Beeindruckendes Plädoyer
Gerne wird das Kapitel „Genie und Wahnsinn“ aufgeschlagen, wenn es um das Spätwerk Robert Schumanns geht. Hat die aufziehende Gemütskrankheit dem Klaviertrio g-Moll ihren Stempel aufgedrückt, den Geist des Komponisten verdunkelt, seine Schaffenskraft geschwächt? Für Wolfgang Redik (Violine), Matthias Gredler (Cello) und Stefan Mendl (Klavier) galt es, ein gutes Wort einzulegen für ein Stück Kammermusik, das im Schatten seiner beiden früher entstandenen Schwesterwerke steht. Es wurde ein beeindruckendes Plädoyer daraus: Mit Leidenschaft und großen Atem nahmen die Musiker den Allegro-Satz, gaben dem Adagio zarte poetische Farben, ließen die Motive, wann immer möglich, im rhythmisch geschärften Profil plastisch hervortreten.

Große Meisterschaft und eine geradezu traumwandlerische Sicherheit im Zusammenspiel zeichneten auch die Interpretation von Arnold Schönbergs „Verklärter Nacht“ aus: Durch „hohe, helle Nacht“ lässt Richard Dehmel in der Gedicht-Vorlage sein Liebespaar schreiten, und durch spätromantisches Hell-Dunkel führt auch Schönberg die Hörer. Den bewegenden Dialog der Liebenden setzt Schönberg in singende Cello-Kantilenen und abrupte Forte-Ausbrüche um.

Geballte Emotion und pathetisches Bekenntnis ließen die Musiker des „Wiener Klaviertrios“ immer wieder in jene naturmagisch-impressionistischen Klänge auslaufen, wie sie Eduard Steuermann so vorbildlich in seine Bearbeitung für Klaviertrio herübergerettet hat. Bewundernswert auch, wie klar die Musiker bei aller Emotionalität die kontrapunktische Struktur des Stückes herausarbeiteten.

Auch die vier kurzen „Miniaturen für Klaviertrio“ von Johannes Maria Staud belegten die Meisterschaft des „Wiener Klaviertrios“. Mit Franz Schuberts sanglichem Notturno für Klaviertrio Es-Dur als Zugabe verabschiedeten sich die Musiker von ihrem begeistert applaudierenden Publikum.

Matthias Körber