In publica commoda

Göttinger Tageblatt vom 18. März 2008:

FACETTENREICH UND INSPIRIERT

Aulakonzert mit Ulf Hoelscher und Ian Fountain


Ulf Hoelscher und Ian Fountain
Vielfältig im Ausdruck: Geiger Ulf Hoelscher und Pianist Ian Fountain. (Bild: Göttinger Tageblatt/Heller)

Auch das letzte Aulakonzert dieser Spielzeit belebte das Saisonmotto „Bach-Folgen – Bach folgen“ auf gelungene Weise. Violinist Ulf Hoelscher und Pianist Ian Fountain begeisterten das Publikum mit ihren Interpretationen.
Von Christoph Jensen
Mit Bachs Violinsonate G-Dur BWV 1019 beginnt der Abends nicht ganz flüssig, denn der Klang des Flügels und der Ton der Violine wollen nicht so recht zusammenfinden. Zudem geraten die schnellen Sätze dem Violinisten Hoelscher ein wenig zu temperamentvoll. Ein etwas gesetzterer, barocker Klang und eine klarere Stimmführung hätten der Interpretation gut getan. Der vollere, wärmere Ton, den er beispielsweise im Largo trifft, weist indes auf Glanzpunkte des Konzerts hin, die bald folgen.


Von Christoph Jensen

Mit der Solosonate in a-Moll von Eugène Ysaye (1858 – 1931) brilliert Hoelscher. Er meistert die enormen technischen Anforderungen der Sonate beeindruckend exakt. Die Verweise auf Bachsche Werke, die Ysayes Sonate enthält, sind klar herausgearbeitet, und so entsteht die Komposition reich an Form und Farbe und so furios, wie der Komponist es gerade für den Finalsatz fordert.
Selbstbewusst und sanft
Pianist Fountain tritt als Solist mit Johannes Brahms’ Klavierbearbeitung von Bachs d-Moll-Chaconne auf. Der Brahmsschen Bearbeitung – nur für die linke Hand – nähert sich der Chaconne auf selbstbewusste, aber auch sanfte Weise. Daraus erwächst eine ganz wunderbar romantische Wirkung. Fountain macht diese Hommage mit Hingabe erfahrbar.
Ferruccio Busoni (1866 – 1924) variierte im Finalsatz seiner Violinsonate Nr. 2 in e-Moll Bachs Choral „Wie wohl ist mir, o Freund der Seelen“ . Hoelscher und Fountain gelingt eine charakterstarke, inspirierte Interpretation, in der sie die Ausdrucksvielfalt der Sonate umfassend in ihren komplexen Strukturen einbetten. Als Zugabe schenken die Künstler dem Publikum unter anderem Sergej Rachmaninoffs „Vocalise“. Zart schwebend und entrückt gleitet das Stück durch den Saal und bildet den gelungenen Abschluss eines facettenreichen Konzerts.