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Göttinger Tageblatt vom 7. Oktober 2008:

EIN FESTTAG DER KAMMERMUSIKALISCHEN KULTUR

Perfekt: Aulakonzert mit Ma'alot-Quintett und der Pianistin Susanne Grützmann


Ma'alot-Quintett
Mozarts Es-Dur-Quintett ohne Flöte: Ma'alot-Ensemble mit Susanne Gritzmann am Flügel. (Bild: Göttinger Tageblatt/Heller)

Eine hübsche Idee: Ausgerechnet ein Bläserquintett kommt zum 40. Geburtstag der Göttinger Kammermusikgesellschaft – die, wenn man ihre Gründungszeit anschaut, sich vornehmlich dem Streichquartett widmete. Aber wenn das Ma’alot-Ensemble, eines der führenden deutschen Bläserquintette, den Weg nach Göttingen findet, dann ist das allemal ein Festtag. Die exzellenten fünf Bläser – die Flötistin Stephanie Winkler, der Klarinettist Ulf-Guido Schäfer, der Oboist Christian Wetzel, der Hornist Volker Grewel und der Fagottist Volker Tessmann – präsentierten ihre Kunst im Zentrum des Abends an den zehn Stücken für Bläserquintett von György Ligeti. Da herrscht eine Präzision, eine traumhafte Intonationssicherheit, ein kammermusikalisches Miteinander, dass selbst die schreiendsten Dissonanzen eine ungewöhnlich berührende, tiefgehende Wirkung entfalten. Die Ausdrucksqualitäten in diesem Klang-Kaleidoskop waren so vielfältig, wie man es sonst kaum erleben kann. «Himmlisches Quintett »Umrahmt wurde dieses Kernstück durch Mozarts himmlisches Es-Dur-Quintett und das Sextett von Francis Poulenc sowie durch zwei Klavierstücke von Bartók und drei Einzelsätze aus weiteren Bläserkammermusik-Werken von Poulenc. Der Klavierpart war bei Susanne Grützmann in allerbesten Händen: Die aus Leipzig stammende Pianistin, von einem Schumann-Abend in Duderstadt vor zweieinhalb Jahren in guter Erinnerung, ist eine außergewöhnliche Musikerin, die hier ungemein zärtlich, dort sprudelnd-keck, hochvirtuos und zugleich aufs Feinste differenziert im Anschlag zu musizieren versteht. Bartóks „Klänge der Nacht“ und der Rumänische Tanz aus op. 8a sind pianistisch außerordentlich schwierige Brocken, die Grützmann mit staunenswerter Souveränität und Leichtigkeit meisterte. Das Zusammenspiel zwischen Klavier und Bläsern – einerlei in welcher Zusammenstellung – gelang perfekt. Sowohl die Poulencschen Einzelsätze wie auch das herrlich frische, stellenweise wunderhübsch sentimentale Sextett waren Kammermusik in Vollendung. Der Beifall des begeisterten Publikums wollte kaum ein Ende nehmen. Erst nach der zugegebenen Wiederholung eines Sextett-Satzes gaben sich die Zuhörer geschlagen und gingen heimwärts in die kühle Herbstnacht, gewärmt von einem Glücksgefühl, das man nicht alle Tage geschenkt bekommt.

Michael Schäfer