Liona Paulus


Der amerikanische Schriftsteller Frank Harris (1856-1931) sagte einst: "Jede neue Sprache ist wie ein offenes Fenster, das einen neuen Ausblick auf die Welt eröffnet und die Lebensauffassung weitet." Genauso erging es mir, als ich nach meinem Abitur 2004 für ein Jahr nach Brasilien ging und dort Portugiesisch und Brasilianische Gebärdensprache (LIBRAS) kennenlernte. Dort arbeitete ich 12 Monate ehrenamtlich an der Gehörlosenschule Escola Frei Pacífico in Porto Alegre. Von 2006 bis 2012 studierte ich Buchwissenschaft, Kunstgeschichte und Portugiesische Romanistik an der Johannes Gutenberg-Universität in der rheinland-pfälzischen Hauptstadt Mainz. Des Weiteren absolvierte ich im Sommersemester 2009 ein Erasmus-Auslandssemester an der Università di Bologna, wo ich mir Italienisch und die Italienische Gebärdensprache (LIS) aneignete. Seit April 2010 unterrichte ich als taube Dozentin Deutsche Gebärdensprache (DGS) für Anfänger im Verein "SignTimes". Zudem durchlief ich parallel das weiterbildende Studium "Taube Gebärdensprachdolmetscher/in" im Institut für Deutsche Gebärdensprache an der Universität Hamburg und schloss dies im April 2014 mit der Staatlichen Prüfung ab.

Mein Interesse an Fremdsprachen auf laut-, schrift- und gebärdensprachlicher Ebene hat sich durch meine Arbeit in verschiedenen Projekten und während meiner Auslandsaufenthalte weiter vertieft. Ich beschäftige mich außerdem leidenschaftlich mit dem Land Brasilien, welches in vielerlei Hinsicht in Bezug auf die Bildungspolitik im Bereich der Gehörlosen weitaus progressiver ist als Deutschland. Aktuell bin ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin an der Universität Göttingen angestellt. Im Kontext mit meiner Passion für Brasilien möchte ich in meiner Promotionsarbeit einen Sprachenvergleich der DGS zur LIBRAS ansetzen.

Meine Affinität zu (Gebärden-)Sprachen und der Gehörlosenkultur ist ein immenser Bestandteil meiner Lebensauffassung. Dank meines Jahres in Brasilien und dem daraus folgenden Erwerb neuer Sprachen wurden mir die Augen geöffnet, so wie es Frank Harris vor gut hundert Jahren attestierte.