Promotion in Göttingen und Sydney: Dr. Ilja Nastjuk hat erfolgreich im Rahmen des Cotutelle-Programms eine Promotion an zwei Universitäten abgeschlossen

Dr. Ilja Nastjuk hat von 2011 bis 2014 in Göttingen Unternehmensführung (Master of Science) studiert. Anschließend hat er an der Professur für Informationsmanagement von Prof. Dr. Lutz M. Kolbe mit seiner Promotion in Wirtschaftsinformatik begonnen, welche er im Jahr 2017 erfolgreich abgeschlossen hat. Seine Doktorarbeit schrieb Nastjuk zum Thema "The Dark and the Bright Side of Digitalization - The Case of Sustainable Mobility". Im Rahmen des Cotutelle-Programms hat er darüber hinaus ebenfalls an der Macquarie Universität in Sydney, Australien, promoviert. Das Promotionsstudium in Australien hat er im Jahr 2016 begonnen und Mitte 2018 erfolgreich abgeschlossen.

Im Interview mit der Fakultät sprach er über seine Erfahrungen:

Was ist das Cotutelle-Programm bzw. warum haben Sie sowohl in Deutschland als auch in Australien promovieren können?
Das Cotutelle-Programm ist ein bi-nationales Promotionsverfahren und eröffnet im Unterschied zum normalen Promotionsverfahren die Möglichkeit, den Doktorgrad von zwei Hochschulen (von denen eine im Ausland ist) zu erwerben. Die Grundlage für ein solches Promotionsverfahren bildet ein internationaler Kooperationsvertrag, der für jeden Doktoranden bzw. jede Doktorandin individuell verhandelt werden muss. Die Universität Göttingen hat eine Partnerschaft mit der Macquarie Universität in Sydney. Darüber hinaus kooperiert die Professur für Informationsmanagement der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät seit mehreren Jahren mit dem Accounting Department der Macquarie Universität. Dadurch habe ich die Möglichkeit erhalten, am Austauschprogramm teilzunehmen.

Es besteht entweder die Möglichkeit, dieselbe Dissertation, d.h. Doktorarbeit, an beiden Hochschulen gleichzeitig einzureichen oder zwei unterschiedliche Dissertationen an beiden Hochschulen einzureichen. Ich habe mich für letztere Option entschieden. Meine Doktorarbeit in Australien habe ich zum Thema "The Impact of Information Systems on Stress and Behavioral Outcomes" verfasst. Während der Schwerpunkt meiner Dissertation an der Uni Göttingen auf Informationssystemen liegt, konzentriere ich mich in der Doktorarbeit an der Macquarie Universität auf Elektrofahrzeuge und ebenfalls stärker auf Aspekte aus dem Rechungswesen (Accounting).

Wie unterscheidet sich die Promotion in Sydney von der in Göttingen?
In Göttingen ist man in der Regel während der Promotion als wissenschaftliche Mitarbeiterin bzw. wissenschaftlicher Mitarbeiter eingestellt. Man ist - je nach Lehrstuhl und Vertrag - in die Akquise und Durchführung von Drittmittelprojekten involviert. Darüber hinaus betreuen Doktorandinnen und Doktoranden Studierende bei ihren Abschlussarbeiten und unterstützen bei der Gestaltung und Durchführung von Vorlesungen. Die eigentliche Doktorarbeit schreibt man parallel zu diesen Aufgaben.

In Australien ist die Promotion hingegen nicht mit einer wissenschaftlichen Mitarbeiterstelle verknüpft. Man promoviert sozusagen in Vollzeit und hat einen Studierendenstatus. Abschlussarbeiten von Bachelor- oder Masterstudierenden betreuen Promovierende dort also zum Beispiel nicht. Dadurch bleibt mehr Zeit für die wissenschaftliche Arbeit, d.h. die Dissertation oder Doktorarbeit; man kann sich allerdings auch nicht wie in Deutschland in der Lehre ausprobieren. Außerdem muss man sich selbst finanzieren. Viele Doktorandinnen und Doktoranden an australischen Universitäten arbeiten daher als Tutorin oder Tutor.

Weiterhin unterscheidet sich das Prüfungsverfahren. In Deutschland werden die Gutachterinnen und Gutachter (grundsätzlich sind das drei Professorinnen und Professoren) in der Regel zu Beginn der Promotion festgelegt. Nach Abgabe der Doktorarbeit erfolgt eine mündliche Prüfung. Die Gutachter bewerten die schriftliche und die mündliche Leistung. In Australien wird die Arbeit in der Regel von einem Lecturer (Post-Doktorand/-in) oder einer Professorin bzw. einem Professor betreut. Nach Fertigstellung der Dissertation suchen Doktorand und Betreuer gemeinsam fünf Gutachterinnen und Gutachter aus. Davon wählt die Universitätskommission drei aus, an die die Doktorarbeit gesendet wird. Nach ungefähr drei Monaten schicken diese ausgewählten Gutachterinnen und Gutachter ihre Bewertung der Arbeit zurück. Die jeweiligen Doktorandinnen und Doktoranden haben dann einen Monat lang Zeit, eventuelle Anmerkungen und Kommentare der Gutachter einzuarbeiten und die Doktorarbeit erneut einzureichen. Eine berufene universitätsinterne Prüfungskommission entscheidet am Ende, ob die Promotion final bestanden wurde.

Warum haben Sie sich für eine "Doppel-Promotion" entschieden?
Ich habe mich für eine Promotion im Rahmen des Cotutelle-Programms entschieden, da ich unbedingt nochmal für eine längere Zeit ins Ausland gehen wollte. Darüber hinaus wollte ich die Möglichkeit wahrnehmen, mein Forschungsnetzwerk zu erweitern und einen Einblick in die Forschungs- und Lehrprozesse außerhalb Deutschlands zu gewinnen. Es gibt meiner Meinung nach auch kaum eine bessere Möglichkeit, seinen Horizont zu erweitern und sich persönlich weiter zu entwickeln als ins Ausland zu gehen.

Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen?
Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Cotutelle-Promotion in Göttingen und an der Macquarie Universität in Sydney einer der besten Entscheidungen war, die ich in meinem Leben getroffen habe. Ich habe mit Forscherinnen und Forschern aus aller Welt zusammengearbeitet und innovative Lehr- und Forschungsansätze kennen gelernt. Darüber hinaus ist Sydney eine sehr lebenswerte Stadt: sehr sauber, sicher und multikulturell. Für mich persönlich eine der schönsten Städte, die ich bis jetzt besucht habe.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Ich plane einerseits, eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen und arbeite aktuell als Lecturer (Post-Doktorand) an der Macquarie Universität. Ich habe ein Visum für weitere vier Jahre. Andererseits arbeite ich aber auch gerade an einer Geschäftsidee, um mich selbstständig zu machen. Also mal sehen, was die Zukunft bringt!