Schäden und Krankheiten


Der Weg vom Samenkorn zum erntereifen Stamm ist nicht nur lang, sondern für Bäume und Bestand auch gefährlich. Ganz besonders gefährdet sind Fichtenbestände, die auf einem falschen Standort stehen. Wind, Sturm, Schnee, Trockenheit und zuviel Nässe können das Wachstum beeinträchtigen. Die Borkenkäfer, besonders der Buchdrucker Ips typographus und der Kupferstecher Pityogenes chalcographus können schon im April stehende Stämme befallen und alles Erreichbare unter der Borke auffressen. Der Rüsselkäfer Hylobius abietis schädigt Stämmchen, die Gespinstblattwespe Pristiphora abietina und die Nonne Lymantria monacha schädigen durch Kahlfraß der Nadeln. Die Holzwespe Sirex juvencus und der Fichtenbockkäfer Tetropium castaneum können bei Befall jeden Stamm so entwerten, dass er lediglich noch brennholztauglich ist. Reh- und Rotwild schädigen junge Fichten durch Knospenverbiss, Schälen, Fegen und Schlagen. Dadurch wird der Fichtenbestand klein gehalten oder durch Eindringen von Pilzen wird ihm ein vorzeitiges Ende beschert.



Pilze

Die größten Feinde des lebenden und verbauten Holzes sind Pilze. Pilze, die den lebenden Baum schädigen sind der Hallimasch Armillariella mellea und der Rotfäule verursachende Wurzelschwamm Heterobasidion annosum. Während der Hallimasch vorwiegend über die Wurzeln in die Pflanze einwächst und eine Weißfäule verursacht, erfolgt die Infektion durch den Wurzelschwamm beispielsweise durch Rindenverletzungen und Beschädigungen der Wurzeln. Dabei kann die weitverbreitete unbeliebte Rotfäule entstehen. Eine weiß bis bräunliche, später rotbraune Verfärbung des Holzes ist die Folge. Dies führt zu einem Faul- und Morschwerden des Baumes. Zu den Ursachen für Pilzbefall zählt man Schälschäden durch Rotwild, mechanische Schäden (Rückeschäden) und Wurzelschäden. Einen wirksamen Schutz oder Allheilmittel gegen Rotfäule gibt es noch nicht. Man kann waldbauplanerisch vorbeugen, indem man die typischen Fichtenstandortansprüche bei der Bewirtschaftung des Waldes einbezieht. Oder Fichtenmischwälder anstatt Monokulturen produziert. Ein weiterer Pilz, der gefälltes und gelagertes Nadelholz schädigt, ist der Rostreif. Er ruft einen hohen Qualitätsverlust des Holzes und somit auch finanziellen Schaden hervor. Schutz hiervor bietet: eine luftige und sachgemäße Lagerung sowie der schnelle Abtransport des Holzes aus dem Wald.


Borkenkäfer

Der Fichtenborkenkäfer oder auch Buchdrucker Ips typographus befällt normalerweise geschwächte Bäume und vermehrt sich in ihnen. In Monokulturen besteht die Gefahr eines besonders großen Insektenbefalles, da dort eine große Auswahl an Brut- und Futterbäumen im näheren Umkreis vorhanden ist. Die aktiven Monate des Buchdruckers sind April und Mai. Bei einer starken Massenvermehrung befällt er auch gesunde Bäume und kann sogar ganze Wälder vernichten. Der Käfer bohrt sich in die Rinde und frisst zwischen Rinde und Holz einen senkrechten Gang. Dort legt er zu beiden Seiten seine Eier ab. Die geschlüpften Larven legen weitere breitere horizontale Gänge an. Dadurch zerstören sie die Bastschicht des Baumes und der Käferbaum stirbt ab. Zeichen eines Befalles können braunes Bohrmehl am Stammfuß, Bohrmehl auf Rindenschuppen und braun bzw. rot gefärbte Kronen sein. Die ausgeflogenen Jungkäfer befallen im Juli und August andere Bäume. Dort vermehren sie sich dann weiter und die Zerstörung weiterer Bäume beginnt.

Borkenkäferfrassbild

Abb. 21: Fraßbild vom Buchdrucker ( Foto: D. Meisgeier)

Klimatische Schäden

In der Jugend leiden die Fichten oft unter Spätfrösten. Hitze und Dürre setzen ihr ebenfalls zu.
Auch Wind kann sie dann später mehr oder weniger stark schädigen. Es kommt zum Abpeitschen oder Bruch von Ästen und ganzer Bäume. Beispiele hierzu sind die Orkane „Vivian“ und „Wiebke“ im Februar 1990. In Niedersachsen sind regelmäßig mit 100.000 bis 200.000 Fm Schadholzanfall pro Jahr im Landeswald durch Wind und Borkenkäfer zu rechnen. Das entspricht einem Anteil von 20- 40% an der gesamten Fichtennutzung (Wollborn, 2003). Zur Bekämpfung des Borkenkäfers gibt es Lockstofffallen die Aussagen über Anzahl und Verbreitung der Käfer geben. Kranke und befallene Bäume sollten aus dem Waldbestand entnommen werden, um den Käfern das Nährmaterial zu entziehen. Kronen und Rindenreste werden verbrannt, um auch schon geschlüpfte Jungkäfer oder Larven zu vernichten. Wiederrum ist die schnelle Holzabfuhr aus dem Wald notwendig, um größere Schäden zu vermeiden.

In den Gebirgslagen kann es auch durch Weidevieh zu Schäden an Jungbäumen kommen. Das Vieh vertritt in erster Linie die Pflanzen. Weiterhin kann es zu Verbissschäden und Schälschäden durch Wildtiere kommen. Ein gesunder und vertretbarer Wildbestand kann dies verhindern bzw. minimieren.



Immissionsschäden bei der Fichte

Abgase von Autos, Flugzeugen, Heizungen und der Industrie haben in Verbindung mit Niederschlägen zu schweren Schäden an Nadeln und Wurzeln geführt. Gesunde Bäume erhalten ihre Nadeljahrgänge 4-7 Jahre, kranke oder geschwächte Bäume hingegen nur 1-3 Jahre. Auslöser hierfür sind Schwefel, Stickstoff und Ozon Einträge. Die Immissionen wirken direkt über die Nadeln oder indirekt durch Boden und Wasser über die Wurzeln. Diese zusätzlichen Belastungen können zum Absterben ganzer Bestände führen. Aufgelichtete Kronen und lamettaartig herabhängende Nebenzweige bestimmen das Bild unserer kranken Fichtenwälder. (Strichmann, 2000) Bei der Waldzustandserfassung 2000 wiesen 25 % der Fichten in Deutschland mindestens starke Schäden auf.

Sturmschäden

Abb. 22: Sturmschäden ( Foto: D. Meisgeier)