In publica commoda

Senatsbeschluß zur Entziehung von Doktortiteln während der NS-Zeit

27. Oktober 2004 (einstimmig)


Die Georg-August-Universität Göttingen hat sich insbesondere in den 80er Jahren in verschiedenen Zusammenhängen deutlich von Unrechtshandlungen distanziert, die unter der nationalsozialistischen Diktatur in ihrem Namen, von Angehörigen oder Gremien der Universität begangen wurden. Diese kritische Reflexion ihrer eigenen Rolle in den Jahren der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft kam spät und blieb unvollständig. Auch heute sieht es die Universität Göttingen als ihre fortdauernde Aufgabe an, in wissenschaftlichen Arbeiten wie auch in der hochschulöffentlichen Diskussion das Bewußtsein der Verantwortung für dieses dunkelste Kapitel in der Geschichte der Georgia Augusta wach und im Gedächtnis der Universität lebendig zu erhalten.
Aus Anlaß der wissenschaftlichen Aufarbeitung und der Ausstellung zur unrechtmäßigen Entziehung von Doktorgraden unter Mitwirken der Universität Göttingen in den Jahren von 1933 bis 1945 stellt der Senat heute fest, daß die Entziehungen von Doktorgraden aus politischen und rassistischen Gründen oder Motiven als Akte der politischen Verfolgung willkürlich und menschenverachtend waren. Sie wi-dersprechen zutiefst den humanistischen Idealen und den Grundsätzen wissenschaftlich begründeten Handelns, denen sich diese Universität verpflichtet fühlt.
Das damals von der Universität begangene Unrecht kann nicht ungeschehen gemacht werden. Die Aufarbeitung kommt für die Betroffenen zu spät. Dennoch hält es der Senat nicht zuletzt aus den oben genannten Gründen für geboten, in den nachstehenden, ihm bekannt gewordenen Fällen von Willkürakten ausdrücklich die Nichtigkeit festzustellen, wie dieses in Einzelfällen in den vergangenen Jahren bereits geschehen ist.


  • Dr. Wilhelm Abegg
  • Dr. Curt Albrecht
  • Dr. Georg Alsberg
  • Dr. Max Bachenheimer
  • Dr. Ludwig Bendix
  • Dr. Klaus Berger
  • Dr. Siegfried Berliner
  • Dr. Hans-Hermann van Biema
  • Dr. Hermann van Biema
  • Dr. Albert Biesantz
  • Dr. Ernst Blumenberg
  • Prof. Dr. Otto Blumenthal
  • Dr. Günter Bodek
  • Prof. Dr. Max Born
  • Dr. Alfred Cohn
  • Dr. Karl Dannenberg
  • Dr. Theodor Degener
  • Dr. Georg Diederichs
  • Dr. Friedrich Dönch
  • Dr. Felix Dreyer
  • Dr. Richard Ernst Dyck
  • Prof. Dr. Maximilian Ehrenstein
  • Dr. Hugo Franck
  • Dr. Siegmund Freudenthal
  • Dr. Heinrich Germann
  • Dr. Alfred Gerstel
  • Dr. Alfred Goldberger
  • Dr. Ernst Gräfenberg
  • Dr. Kurt Grelling
  • Dr. Arthur Gumbert
  • Dr. Gertrud Dina Hallo, geb. Rubensohn
  • Dr. Gustav Heckmann
  • Dr. Rudolf Herr
  • Prof. Dr. Dietrich v. Hildebrand
  • Dr. Hans Höltkemeier
  • Dr. Wolfgang Huber
  • Dr. Wilhelm Hünnebeck
  • Dr. Wilhelm Jochum
  • Dr. Ernst Kantorowicz
  • Dr. Georg Ludwig König
  • Dr. Walter Krings
  • Dr. Kurt Labischin
  • Dr. Wilhelm Georg Latté
  • Dr. Hugo Levy
  • Dr. Rudolf v. Leyden
  • Dr. Walter M. Lieberg
  • Dr. Gerhart Löwenbaum
  • Dr. Richard Löwenthal
  • Dr. Siegmund Mannheim
  • Dr. Emil Matthias
  • Dr. Oskar Michelsohn
  • Dr. Hans Oertel
  • Dr. Paul Oppenheimer
  • Prof. Dr. Ludwig Quidde
  • Dr. Arno Redemann
  • Dr. Gertrud Ruchholtz
  • Dr. Ludwig Schlesinger
  • Dr. Helmut Schmidt
  • Dr. Johannes Schüermann
  • Dr. Friedemann Schütte
  • Dr. Walter Schwabe
  • Dr. August Siemsen
  • Dr. Helmut Spangenberg
  • Dr. Kurt Springer
  • Dr. Wolfgang Stechow
  • Dr. Hermann Sternfeld
  • Dr. Emil Strauss
  • Dr. Maria Sulzbach, geb. Fürth
  • Dr. Kurt Wertheim
  • Dr. Friedrich Westerholt
  • Dr. Karl Zander
  • Dr. Walter Zechlin