In publica commoda

Sommersemester 2007

»Den Willigen führt das Schicksal, den Widerstrebendenschleppt es fort.« So charakterisiert Seneca das doppelte Gesicht, unter dem Menschen die Macht des Schicksalserfahren. Nach seinem Urteil liegt es beim Menschen selbst,ob er sich weise und bereitwillig in die vom Schicksal gegebene Ordnung der Welt findet oder ob er dagegen aufbegehrt und lieber schlecht über die Götter denkt, als Einsichtin die Notwendigkeit zu erstreben. In dieser stoischen Sichtsind göttliche Vorsehung und Schicksal nicht zu unterscheiden; in beiden manifestiert sich göttliche Macht, die mit Vernunft die Welt in einem grossen Kausalzusammenhang regiert. Dieses durchdachte System der Stoa hat in Zustimmung und Widerspruch eine Erfolgsgeschichte gehabt. In banalisierten Relikten sind Elemente bis in die Ideologien des 19. und 20.Jahrhunderts zu verfolgen.