Der Promotionsstudiengang „Biodiversität und Gesellschaft“ wird vom Land Niedersachsen mit 1 Mio Euro gefördert

Mit den Mitteln des Landes Niedersachsen werden herausragende junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihrer Promotionsphase unterstützt. Der aus diesen Mitteln geförderte Promotionsstudiengang „Biodiversität und Gesellschaft – Gesellschaftliche Dimensionen von Schutz und Nutzung biologischer Vielfalt“ ist unter anderem mit 15 Lichtenberg-Stipendien ausgestattet, die je 3 Jahre lang monatlich mit 1500 € dotiert sind, und wird unter dem Dach der Göttinger Graduiertenschule Gesellschaftswissenschaften (GGG) im April 2010 seine Arbeit aufnehmen.
Die GGG ist eine der drei umfassenden Graduiertenschulen an der Universität Göttingen und vereint Sozial-, Wirtschafts-, und Rechtswissenschaften sowie Agrar- und Forstökonomie. Federführend betreut wird der Studiengang von Prof. Dr. Rainer Marggraf vom Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung.

Biodiversitätsforschung ist ein zentraler Schwerpunkt der Forschung und Lehre an der Georg-August-Universität Göttingen. Neben den traditionell stark entwickelten naturwissenschaft-lichen Forschungsfeldern in der Ökologie und Systematik sowie in den Anwendungsbereichen Agrar-, Forstwissenschaften und Naturschutz wird mit der Förderung des Landes Niedersachsen gezielt die gesellschaftswissenschaftliche Komponente der Biodiversitäts-forschung in der Forschung und Doktorandenausbildung gebündelt. Ziel der Kooperation von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Bereiche Agrarwissenschaften, Didaktik der Biologie, Rechtswissenschaften, Philosophie, Psychologie, und Wirtschaftswissenschaften ist es, Grundlagen für Schutz und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt zu erarbeiten. Dazu soll neben der Erforschung der fachwissenschaftlichen Grundlagen insbesondere die interdisziplinäre Analyse und Entwicklung von Instrumenten für verbesserte individuelle und gesellschaftliche Entscheidungen im Bereich der Biodiversität im Mittelpunkt stehen.

Mit diesem Studiengang werden die naturwissenschaftlichen Fragestellungen also um ein gesellschaftswissenschaftliches Forschungsprogramm zur Bewertung und Inwertsetzung der Biodiversität erweitert. Dadurch können die Funktionsweise von Biodiversität in Ökosys-temen und ihre gesellschaftliche Nutzung und Wahrnehmung gemeinsam analysiert werden und so zu einer verbesserten gesellschaftlichen und individuellen Entscheidungsfindung in Fragen des Schutzes und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt beitragen.

Biodiversität – auch biologische Vielfalt genannt – beschreibt seit den 1980er Jahren die Vielfalt der Arten und der Lebensräume auf der Erde und die genetischen Variationen innerhalb der Arten. Forschungen und die Debatte um Biodiversität lenken seitdem den Blick auf die Bedeutung dieser Vielfalt für die Stabilität und Funktionsfähigkeit der Natur und auf den Wert und den Nutzen dieser Vielfalt für uns Menschen. Seit der Feststellung, dass wir diese Vielfalt durch die Veränderung und Zerstörung der Lebensräume sowie die Ausrottung von Tier- und Pflanzenarten negativ beeinflussen, ist nicht nur die Katalogisierung der Vielfalt und die Erforschung der Funktionsprinzipien wichtig, sondern es muss gleichzeitig der Umgang des Menschen mit der biologischen Vielfalt kritisch untersucht werden.

Seit der Biodiversitätskonvention, verabschiedet 1992 auf dem Weltumweltgipfel von Rio de Janeiro, ist Biodiversität ein zentraler Begriff in der internationalen Politik und ein Baustein der internationalen nachhaltigen Entwicklung. Zukünftig wird Göttingen nicht nur exzellente naturwissenschaftliche Analysen zur Funktionsweise der Biodiversität bereitstellen, sondern kann diese um gesellschaftswissenschaftlichen Beiträge über die Hintergründe der gesellschaftlichen Einflüsse auf die Biodiversität erweitern.

Mit diesem gesellschaftswissenschaftlichen Fokus der Biodiversität werden ab Oktober 2009 bis zu 20 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Promotion aufnehmen und den neuen Promotionsstudiengang mit Leben erfüllen. Neben der fachlich interdisziplinären Forschungsarbeit zeichnet sich der Studiengang aus durch ein begleitendes Studienprogramm zur Erlangung methodischer Kompetenzen und von Schlüsselqualifikationen, die dazu dienen, Forschung international zu vernetzen und zu publizieren.