Dr. Friederike Schruhl

geb. 1987, Studium der Philosophie und Deutschen Literatur in Berlin und Nottingham. Studentische Mitarbeiterin am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin im Projekt "Literatur und Wahrnehmung. Zur ästhetischen Phänomenologie der Moderne" und im Projekt "SchädelBasisWissen. Kulturelle Implikationen der plastischen Chirurgie des Schädels". Studentische Hilfskraft und Tutorin am Institut für Deutsche Literatur der Humboldt Universität zu Berlin. 2013 bis 2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin im GRK 1787. Forschungsaufenthalt an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien am Forschungsschwerpunkt "Digital Humanities - Literature in Transition", einer Kooperation mit dem Suhrkamp Verlag. Promotionsbegleitende Praxisphasen im J.B. Metzler Verlag, Stuttgart und in der Unternehmensentwicklung des Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Frankfurt am Main. 2017-2018 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 2018 an der Universität Bayreuth. Abschluss des Promotionsverfahrens 2019.



Veröffentlichungen:

  • Formationen der Praxis. Studien zu Darstellungsformen von Digital Humanities und Literaturwissenschaft. Göttingen: V&R unipress 2020.
  • Digital Humanities und Literaturwissenschaft. Zur Resilienz geisteswissenschaftlicher Praxis, in: Geisteswissenschaften [frage-zeichen]. Interdisziplinäre Beiträge zur geisteswissenschaftlichen Selbstbefragung, hrsg. von Kevin Drews, Ann-Kathrin Hubrich u.a., Berlin 2018 (in Vorbereitung).
  • Quantifizieren in der Interpretationspraxis der Digital Humanities, in: Quantitative Verfahren in der Literaturwissenschaft. Von einer Scientia Quantitatis zu den Digital Humanities, hrsg. von Andrea Albrecht, Sandra Richter, Marcel Lepper u.a., Berlin 2017 (in Vorbereitung).
  • Objektumgangsnormen in der Literaturwissenschaft, in: Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften; Sonderband 3: "Wie Digitalität die Geisteswissenschaften verändert. Neue Forschungsgegenstände und Methoden", hrsg. von Martin Huber, Sybille Krämer und Claus Pias (erscheint 2017).
  • Lesen X.0. Rezeptionsprozesse in der digitalen Gegenwart (hrsg. zusammen mit Sebastian Böck, Julian Ingelmann und Kai Matuszkiewicz), Göttingen 2017.
  • Lesen in der digitalen Gegenwart. Eine Einleitung, in: Lesen X.0. Rezeptionsprozesse in der digitalen Gegenwart, hrsg. von Sebastian Böck, Julian Ingelmann, Kai Matuszkiewicz und Friederike Schruhl, Göttingen 2017, S. 7-23.
  • Tagungsbericht zu: "Digitale Methoden und die Literatur des späten 19. Jahrhunderts. Potsdamer Arbeitstreffen zur digitalen Literaturwissenschaft" (Workshop in Potsdam am 2.12.2016), in: Zeitschrift für Germanistik NF XXVII (2017), H. 2, S. 385-387.
  • Literaturwissenschaftliche Wissensproduktion unter dem Einfluss der Digitalisierung, in: Zeitschrift für Germanistik NF XXVII (2017), H. 2, S. 239-260.
  • Rezension zu: Haasis, Lucas; Rieske, Constantin (Hrsg.): Historische Praxeologie. Dimensionen vergangenen Handelns. Paderborn 2015, in: Scientia Poetica. Jahrbuch für Geschichte der Literatur und der Wissenschaften 2017, (i.E.).
  • Rezension zu: Kintzinger, Martin; Steckel, Sita (Hrsg.): Akademische Wissenskulturen. Praktiken des Lehrens und Forschens vom Mittelalter bis zur Moderne. Basel 2015, in: H-Soz-Kult, 02.12.2015.
  • Die Diskretion der Bourgeoisie. Franco Morettis Mentalitätsgeschichte des 19. Jahrhunderts, in: Literaturkritik.de, 27.02.2015.
  • Tagungsbericht zu: Scientia Quantitatis. Quantitative Literaturwissenschaft in systematischer und historischer Perspektive (Tagung in Hannover v. 30.9.-2.10.2014), in: Zeitschrift für Germanistik 2/2015, S. 423-424.
  • Muttermal, Warze und Zahnlücke. Zur Inszenierung des Schönheitsfehlers um 1800, in: Triëdere. Zeitschrift für Theorie und Kunst 9 (2/2013), S. 51-61.




Vorträge:

  • "Distant, close, breit und tief: Objektumgangsnormen in den Geisteswissenschaften"; Vortrag im Rahmen des Workshops "Neue Forschungsgegenstände und Methoden? Wie Digitalität die Geisteswissenschaften verändert", eine Veranstaltung der DFG-geförderten Symposienreihe "Digitalität in den Geisteswissenschaften" der Universität Bayreuth, März 2017.
  • "Digital Humanities und Literaturwissenschaft. Zur Resilienz geisteswissenschaftlicher Praxis"; Vortrag bei der Konferenz "Geisteswissenschaften [frage-zeichen]" der Universität Hamburg, Januar 2017.




Moderationen:

  • Podiumsgespräch: "digitales hoch 3: Digitale Schnittstellen meets digital*litera* meets Future!Publish" (Frankfurter Buchmesse, 15.10.15)
  • Panel: Exilansichten (Internationale Nachwuchstagung des Skandinavischen Seminars und der Abteilung für komparatistische Studien an der Universität Göttingen: "Literatur im skandinavischen Exil, 1933 bis heute", 23.09.-24.09.2016).
  • Panel: Computerspiele "lesen" (Internationale Tagung des DFG-Graduiertenkollegs "Literatur und Literaturvermittlung im Zeitalter der Digitalisierung" der Universität Göttingen: "#Lesen. Transformationen traditioneller Rezeptionskonzepte im digitalen Zeitalter", 29.09.-01.10.2016).




Lehre:

  • Aufbauseminar Kodifizierungen. Zur Geschichte und Funktion von Lektürehilfen (WiSe 2015/2016, Uni Göttingen).





Promotionsprojekt: Praxeologische Perspektiven auf die Wissenschaftsgeschichte von Digital Humanities und Literaturwissenschaft
Quantitative Textanalyseverfahren, Programme für die Archivierung komplexer Datenmengen, Software für die Aufbereitung von Metadaten: Mit der Digitaltechnologie gehen neue Instrumentarien und Infrastrukturen in die Geisteswissenschaften ein. Mittlerweile versammeln sich unter dem Label "Digital Humanities" zahlreiche Forschungszentren, Lehrstühle, Studiengänge und Verbände. Auch wenn der Einzug der Digitaltechnologie in die Geisteswissenschaften institutionell schon deutliche Spuren hinterlassen hat, verlaufen die Diskussionen über diese Entwicklung äußerst kontrovers. Hegen die einen die Hoffnung auf eine anscheinend dringend benötigte, seit Ende der 1960er Jahren immer wieder geforderte Szientifizierung der "weichen" geisteswissenschaftlichen Fächer, befürchten die anderen eine Empirisierung, Vernaturwissenschaftlichung oder Entfremdung geisteswissenschaftlicher Solidität. Dieser Dissens wird häufig als Indiz für den krisenhaften Zustand der Geisteswissenschaften behandelt. Bei dieser Diagnose bleibt nicht nur zu fragen, ob "Krisen" in den Geisteswissenschaften überhaupt anormale, bedrohliche oder gar destruktive Phänomene sind, sondern auch was für die geisteswissenschaftliche, mithin literaturwissenschaftliche Resilienz eigentlich verantwortlich ist. Aus einer praxeologischen Perspektive lässt sich in diesem Zusammenhang fragen:

  • Welche Arbeitsweisen und Routinen prägen die Literaturwissenschaft?
  • Welche epistemischen Implikationen besitzen spezifische Praktiken?
  • Wie werden literaturwissenschaftliche Gegenstände fixiert und bearbeitet?
  • Welche Wissensansprüche und Normen sind den vielfältigen Darstellungsformen inhärent?
  • Wie verhalten sich computergestützte Praktiken zum literaturwissenschaftlichen Praxisgefüge?

Anhand von Call for Papers, Vorworten, Aufsätzen und Rezensionen werden unterschiedliche Praktiken, wie das Avisieren, Introduzieren, Interpretieren und Evaluieren untersucht. Mit dieser Zusammenstellung soll versucht werden, einen Einblick in die unterschiedlichen Stationen eines komplexen Forschungsprozesses samt seiner vielfältigen Darstellungsformen und multinormativen Modulierungen zu geben.