Dr. Mirna Zeman (Paderborn)


Häufung des Gleichartigen. Zur Struktur von literarischen Moden und 'Hypes'


Respondent: Dr. Matthias Beilein (Göttingen)


Zeit: 8. Mai 2014, 18h c.t.
Ort: Raum VG 1.104 (Verfügungsgebäude, Platz der Göttinger Sieben 7, 37073 Göttingen).


Abstract

Aktuell werden wir mit Meldungen über 'Moden', 'Manien' und 'Hypes' um kulturelle Produkte und Artefakte jeglicher Art - darunter auch literarische - regelrecht überhäuft. Eine 'Twilightmania' und eine 'Zombie-Epidemie' sollen im Gange sein, und mit dem 'Harry-Potter-Fieber' haben sich vielen KulturjournalistInnen zufolge ebenfalls schon Millionen 'angesteckt'. Gemeldet wird u.a. ein Hype um die Erotikromane und ein Hype um die Fernsehserie Breaking Bad, ein weiterer Hype ranke sich um den Poetry-Slam-Beitrag von Julia Engelmann.
Die Diagnosen 'Manien', 'Moden' und 'Hypes' haben Konjunktur und dennoch ist anscheinend vollkommen unklar, was damit gemeint ist. Beiträge, die das Phänomen im Bereich von Kunst und Literatur zu bestimmen suchen, sind rar und stammen fast ausschließlich von Literatur- und FilmkritkerInnen, die Moden/Hypes in der Regel als einen negativen Effekt der spätkapitalistischen Ökonomie beschreiben.
Mein Beitrag versucht, notorisch verrufene literarischen Moden und Hypes aus dem toten Winkel der literaturwissenschaftlichen Forschung zu rücken und das Phänomen mit Hilfe der Kategorien Wiederholung und Häufung, Zyklus, Serie und kleine Form(ate) zu bestimmen.
Der Vortrag gibt Einblick in ein größeres Post-Doc-Projekt, das sich mit der Theorie und Geschichte der Literaturmoden befasst. Ein weiteres Anliegen des Projektes ist es, die Rolle zu beleuchten, die Moden bzw. 'Nachahmungswellen' in der Dynamik der Literaturgeschichte und in den transnationalen literarischen Verflechtungen spielen. Am Beispiel der 'Modeschelten' aus der Geschichte und der Gegenwart werden schließlich auch Wertungs- und Entwertungsprozesse im literarischen Feld untersucht.