Prof. Dr. Zlatko Pleše

Fellow von Januar bis Juli 2011
Dr., Professor für griechisch-römische Religion, frühes Christentum und Spätantike, University of North Carolina in Chapel Hill, USA

Geboren 1958 in Zagreb, Kroatien
Studium der Altphilologie, der antiken Philosophie und des frühen Christentums in Zagreb und an der Yale University

Forschungsvorhaben:
Rhetorik, Philosophie und religiöse Bildungskonzepte in der hermetischen Literatur
Transpositionale Hermeneutik in der Antike

Das erste Forschungsprojekt beschäftigt sich mit dem Wechselspiel von Religion und Philosophie innerhalb des Korpus der paganen hermetischen Literatur und mit dem stark von der Rhetorik beeinflussten intellektuellen Milieu, das diese eigentümliche Art der spätantiken religiösen Philosophie hervorgebracht hat. Eine gründliche rhetorische Analyse der stilistisch überschwänglichen, aber in der Argumentation unbearbeiteten hermetischen Traktate bietet einen vielversprechenden Ansatz für die Bearbeitung des Problems des sozio-intellektuellen Hintergrunds seiner Hersteller und Nutzer. Die hermetische Literatur ist das Produkt der griechisch-ägyptischen Mentalität - ein hybrider Diskurs der hellenisierten ägyptischen Gebildeten, der einerseits durch Anpassung an und durch Widerstand gegen das überwältigende Prestige der griechischen Kultur im späten antiken Ägypten gekennzeichnet ist.
Das zweite Projekt besteht aus einer Studie in Form einer Monographie zum Phänomen der transpositionalen Hermeneutik in den altjüdischen und griechischen Kulturen, an dem ich gemeinsam mit Prof. Dr. Armin Lange (Universität Wien) arbeite. Der Begriff „transpositionale Hermeneutik“ bezeichnet einen Auslegungsvorgang, der die wichtigsten Schriften einer Kultur in einen neuen Kontext zu setzen und umzuformulieren versucht. Diese Methode schließt drei verschiedene Momente ein: (i) das von einem Leser an einen Text herangetragene Vorverständnis, welches im Widerspruch zur Oberflächenbedeutung eines gegebenen Textes stehen kann; (ii) die Isolierung solch problematischer Textelemente (Wörter oder Sätze) und (iii) die anschließende Positionierung dieser problematischen Textelemente in einen neuen Kontext und in ein neues Referenzfeld. Diese spezifische Auslegungsmethode ist in den verschiedenen Kulturen des Mittelmeerraums weit verbreitet - z.B. in den altorientalischen und altgriechischen Weissagungstechniken, in den diversen Formen der philosophischen Entschlüsselung von Allegorien, in der Bibelinterpretation, die von intellektuellen Kreisen des alexandrinischen Judentums entwickelt wurde und in den Pescharim aus Qumran. Das Hauptargument dieses Projektes ist, dass transpositionale Hermeneutik ein Zeichen der Entfremdung von den konventionellen Lesetraditionen maßgeblicher Texte ist und dass sie einen doppelten Zweck erfüllt, nämlich die Grundlagen kulturellen Erinnerns zu erhalten und zu verstärken.

Ausgewählte Publikationen

Pleše, Z. And B.D. Ehrman. 2010. The Apocryphal Gospels, edited and translated. Oxford/New York: Oxford University Press.

Pleše, Z. 2009. “Gnostic Literature” in M. von Albrecht, H. Görgemanns und R. Hirsch-Luipold (Hrsg.): Religiöse Philosophie und philosophische Religion der früher Kaiserzeit. Literaturgeschichtliche Perspektiven. Ratio Religionis Studien 1. Tübingen: Mohr Siebeck, pp. 163-198.

Pleše, Z. 2007. Fate, Providence and Astrology in Gnosticism. MHNH 7: 237-268.

Pleše, Z. 2006. Poetics of the Gnostic Universe: Narrative and Cosmology in the Apocryphon of John. Nag Hammadi and Manichaean Studies vol. 52. Leiden: Brill.

Pleše, Z. 2005. “Platonist Orientalism” in A. Pérez Jiménez and F. Titchener (eds.): Historical and Biographical Values of Plutarch’s Works. Studies devoted to Professor Philip Stadter by the International Plutarch Society. Leuven/Madrid, pp. 245-271.