10/12/2012:
Minijobs verdrängen reguläre Beschäftigung

Das Normalarbeitsverhältnis ist auf dem Rückzug, weil in einem deregulierten Arbeitsmarkt atypische Beschäftigungsformen um sich greifen können (siehe 04.01.2011 und 06.11.2012). Dabei ist es nicht nur die ausufernde Leiharbeit, die reguläre Beschäftigung verdrängt (siehe 30.04.2012), in vielen Branchen sind Unternehmen dazu übergegangen, sozialversicherungspflichtige Vollzeitjobs durch Minijobs zu ersetzen. Nach Ergebnissen einer neuen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) lassen sich Hinweise auf die Verdrängung sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung durch Minijobs vor allem im Einzelhandel, im Gastgewerbe sowie im Gesundheits- und Sozialwesen finden.

Einer Pressemitteilung des IAB zufolge hätten die IAB-Arbeitsmarktforscher Christian Hohendanner und Jens Stegmaier vor allem bei kleinen Betrieben mit unter zehn Beschäftigten Indizien für die Verdrängung von sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung durch Minijobs gefunden. In diesem kleinbetrieblichen Segment gehe der Aufbau von Minijobs und die Reduktion der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung Hand in Hand.

Auch in den Betrieben mit zehn bis 99 Beschäftigten ließen sich Hinweise auf Verdrängung finden, wenn auch „in deutlich geringerem Maße“. Bei größeren Betrieben mit mehr als 100 Beschäftigten habe es den Anschein, als würden sich die beiden Beschäftigungsformen eher ergänzen: Hier gehe die Zunahme der Minijobs „teilweise auch“ mit einem Wachstum der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung einher.

Für ihre Untersuchung haben die Arbeitsmarktforscher Daten des IAB Betriebspanels ausgewertet, einer repräsentativen Arbeitgeberbefragung, an der sich jährlich rund 16.000 Betriebe aller Betriebsgrößen und Wirtschaftszweige beteiligen. Da hier aber nur Betriebe mit mindestens einem sozialversicherungspflichtig Beschäftigten befragt werden, nicht aber die (wachsende) Gruppe der Einzelunternehmer, die ausschließlich Minijobber beschäftigen, konnte der Substitutionseffekt nicht vollständig erfasst werden.

Quelle: Presseinformation des IAB vom 10.12.2012

Weiterlesen:
Hohendanner, C./ Stegmaier, J. (2012): Umstrittene Minijobs – Geringfügige Beschäftigung in deutschen Betrieben. IAB-Kurzbericht, Nr. 24/2012, Nürnberg.

Voss, D./ Weinkopf, C. (2012): Niedriglohnfalle Minijobs. In: WSI-Mitteilungen, 65. Jg., Nr. 1, S. 5-12.