26/07/2012: Weitere Angaben zur Struktur des Niedriglohnsektors 2010

Das Statistische Bundesamt (DESTATIS) hat erste Zahlen aus der Verdienststrukturerhebung 2010 vorgelegt, die in Betrieben des Produzierenden Gewerbes und des Dienstleistungsbereichs mit zehn und mehr Beschäftigten durchgeführt worden ist. In Ergänzung zu den Analysen des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen vom März 2012 (siehe 13.03.2012) geben die Daten einen weiteren Einblick in die Struktur des Niedriglohnsektors für das Jahr 2010.

Wie das Amt in einer Pressemeldung mitteilt, hätten in den befragten Unternehmen rund 11 Prozent aller Beschäftigten im Jahr 2010 weniger als 8,50 Euro je Stunde verdient. In Ostdeutschland habe mehr als ein Fünftel (22 %) aller Beschäftigten unter diesem Stundenverdienst gelegen, in Westdeutschland jede/r Zehnte. Geringfügig entlohnte Beschäftigte (Minijobber) hätten mit 46 Prozent die größte Gruppe der Geringverdiener gestellt, gefolgt von Vollzeitbeschäftigten (33 %) und Teilzeitbeschäftigten (21 %).

Die meisten Beschäftigten mit einem Stundenverdienst unter 8,50 Euro hätten im Verarbeitenden Gewerbe (14 %) und in der Zeitarbeit (10 %) – hier vor allem in Vollzeit – gearbeitet. Weitere relevante Bereiche seien die Gebäudereinigung/Gebäudebetreuung (12 %), der Einzelhandel (10 %) und das Gastgewerbe (9 %) gewesen. Hier hätten die Beschäftigten meist in Minijobs gearbeitet.

Für das Land Niedersachsen hat der Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen (LSKN) ebenfalls Zahlen veröffentlicht. Danach hätten 12 Prozent aller Beschäftigten, die in Betrieben mit zehn und mehr Beschäftigten in Niedersachsen tätig gewesen waren, einen Stundenverdienst von weniger als 8,50 Euro erzielt. Auch hier seien mit einem Anteil von 56 Prozent die Meisten Minijobber gewesen, 25 Prozent hätten in Vollzeit und jeder Fünfte in Teilzeit gearbeitet.

In Nordrhein-Westfalen hätten nach Angaben von Information und Technik Nordrhein-Westfalen als Statistisches Landesamt (IT.NRW) 10 Prozent der Beschäftigten weniger als 8,50 Euro verdient. 59 Prozent von ihnen seien Minijobber gewesen. Weitere 23 Prozent seien vollzeit- und 18 Prozent teilzeitbeschäftigt gewesen.

Nach Berechnungen des IAQ hatte die gesamtdeutsche Niedriglohnschwelle im Jahr 2010 mit einem Bruttostundenlohn von 9,15 Euro klar über der Marke von 8,50 Euro gelegen. Anders als in der Verdienststrukturerhebung sind in die IAQ-Berechnung zwar auch die Verdienstangaben von Schüler/innen, Studierenden und Rentner/innen mit einbezogen worden. Dennoch kann davon ausgegangen werden, dass die Zahlen des Statist. Bundesamtes bei Weitem nicht das gesamte Ausmaß des Niedriglohnsektors in Deutschland abbilden, zumal nur Betriebe ab einer Zahl von zehn Beschäftigten berücksichtigt und Betriebe aus den Wirtschaftsabschnitten Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei gar nicht erfasst worden sind. Nach den umfassenderen Berechnungen des IAQ ist vielmehr davon auszugehen, dass der Anteil der Beschäftigten (inkl. Schüler/innen, Studierende und Rentner/innen), die zu Bruttolöhnen von nicht mehr als 8,50 Euro gearbeitet haben, im Jahr 2010 bei 19,9 Prozent gelegen hat..

Mit Hilfe der Verdienststrukturerhebung, in der Daten zu Verdiensten erfasst werden, lassen sich Aussagen über die Verteilung der Arbeitnehmerverdienste treffen. Die Daten sind untergliedert nach Wirtschaftszweigen und umfassen u.a. Angaben zur Art des Beschäftigungsverhältnisses und der Beschäftigung sowie zur Anzahl der bezahlten Arbeitsstunden. Die Verdienststrukturerhebung wird seit dem Jahr 1951 durchgeführt, seit dem Berichtsjahr 2006 findet sie regelmäßig alle vier Jahre statt.

Quellen:
Pressemitteilung Nr. 258 des Statist. Bundesamtes vom 26.07.2012
LSKN-Pressemeldung Nr. 64/12 vom 26.07.2012
IT.NRW-Pressemitteilung Nr. 173/12 vom 26.07.2012

Weiterlesen: Kalina, T./ Weinkopf, C. (2012): Niedriglohnbeschäftigung 2010: Fast jede/r Vierte arbeitet für Niedriglohn. IAQ-Report Nr. 1/2012.