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Das Dissertationsprojekt soll einen Beitrag zur Erforschung von Männlichkeit und ihrem Wandel in der Bundesrepublik, der DDR und der Zweiten Republik Österreich in den späten 1950er bis 1980er Jahren leisten. Sein Gegenstand sind die Kriegsdienstverweigerer der drei Länder, wobei sowohl die Ersatzdienstleistenden als auch die Totalverweigerer in den Blick genommen werden. Die geschlechtergeschichtliche Perspektive soll auf zwei Ebenen Anwendung finden: Zunächst wird der öffentliche Diskurs über Wehrdienstverweigerung, die verweigernden Männer sowie geltende Männlichkeitsnormen rekonstruiert. In einem zweiten Schritt wird erarbeitet, wie die jungen Verweigerer auf die sowohl im Privaten als auch in der Öffentlichkeit hervorgebrachten Anschuldigungen ?mangelnder Männlichkeit? reagierten und dabei wiederum die Diskussion um Geschlechterrollen in den drei Untersuchungsländern beeinflussten. Leitend ist die Annahme, dass der Diskurs um Kriegsdienstverweigerer insgesamt zu einer Umdeutung von Männlichkeitsnormen beigetragen hat. Hierbei ist zu überprüfen, inwieweit dies wiederum zu einer Ablösung hegemonialer durch polymorphe Männlichkeit geführt hat.


Neben den Heimen der Fürsorgeerziehung verstanden sich seit den 1920er Jahren auch die Jugendgefängnisse als Einrichtungen, in denen die dort eingewiesenen Jugendlichen zu einem gesellschaftskonformen Leben erzogen werden sollten. Während die Erziehungsheime der frühen Bundesrepublik in den letzten Jahren Gegenstand intensiver Forschung geworden sind, steht eine Geschichte des bundesdeutschen Jugendstrafvollzugs nach 1945 bislang aus. Im Rahmen des Dissertationsprojekts werden die Entwicklung der rechtlichen und konzeptionellen Rahmenbedingungen ebenso wie die Praxis und der Alltag der Jugendlichen anhand von ausgewählten Einrichtungen beider Teile des bundesdeutschen Jugendrechts untersucht. Es wird nach wechselseitigen Bezügen, aber auch nach Abgrenzungen voneinander gefragt. Die Untersuchung soll so zu einem umfassenden Bild des Umgangs mit nicht-konformen Jugendlichen im Rahmen von Erziehungen in geschlossenen Institutionen von den 1950er bis in die 1970er Jahre beitragen.


Untersuchungsgegenstand des Dissertationsprojektes ist die organisierte interkonfessionelle Pfadfinderschaft (Bund Deutscher Pfadfinder und Bund Deutscher Pfadfinderinnen) auf bundesrepublikanischem Gebiet und deren Einbettung in internationale Vernetzungsprozesse nach 1945. Neben Strategien der Neuorientierung und Positionierung in der bundesrepublikanischen Gesellschaft, ist vor allem die Frage nach Beschaffenheit und Stellenwert eines Nationalbewusstseins in den beiden Bünden zentral, welche letztendlich unterschiedliche Wege der Traditionsanknüpfung einschlugen. Ob jenes Selbstverständnis als deutsche Pfadfinderbünde in einem Spannungsverhältnis zum Mitgliedschaftsstatus in der Weltpfadfindergemeinschaft (World Organization of the Scout Movement und World Association of Girl Guides and Girl Scouts) im Zeichen zunehmender globaler Vernetzung stand, gilt es zu überprüfen. Verschiedene Aspekte und deren Wechselwirkung sollen hierbei berücksichtigt werden: die organisatorische Entwicklung der Verbände/Bünde, innerverbandliche Diskurse (u.a. bezüglich Transformationsprozessen der Programmatik), sowie die praktische Anwendung der Konzepte. Um eine rein überverbandliche Darstellung zu ergänzen und sich der Reichweite verbandlicher Sozialisation annähern zu können, sollen außerdem Zeitzeugeninterviews das Projekt um mentalitäts- und erfahrungsgeschichtliche Aspekte erweitern. Insgesamt sollen verbandsgeschichtliche Entwicklungen stets in Bezug zu gesamtgesellschaftlichen Transformationsprozessen betrachtet werden. Somit soll ein Beitrag zur Geschichte organisierter Jugend nach 1945 geleistet werden, der Chancen und Möglichkeiten der Verbands(re)konstruktion in der deutschen Nachkriegszeit und darüber hinaus festhält und durch eine internationale Perspektive erweitert. Zudem werden die Pfadfinderbünde als Teil der deutschen Jugendbewegungsgeschichte erstmals wissenschaftlich umfassend untersucht.


Bisherige Studien zur historischen neuzeitlichen Städteforschung folgen tendenziell zwei verschiedenen Untersuchungsperspektiven: Zunächst sind Studien zu nennen, die innerhalb von Städten auf ein bestimmtes - meist dominantes - lokales Milieu über mehrere politische Systemwechsel hinweg fokussiert sind. Andere Studien untersuchen anhand eines begrenzten Zeitraums hingegen politische, ökonomische und gesellschaftliche Interaktionsprozesse verschiedener lokaler Milieus in Kleinstadtgesellschaften. Diese Dissertation geht vom zweiten Zugriff aus, nimmt aber einen längeren Zeitraum in den Blick. Am Beispiel Osterodes werden Kontinuität und Wandel der kleinstädtischen Gesellschaft zwischen Kaiserreich und Bundesrepublik untersucht. Besondere Aufmerksamkeit gilt den lokalen Reaktionen auf makrohistorische Entwicklungen in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur. Eine Untersuchung Osterodes eröffnet deshalb besondere Erkenntnismöglichkeiten, weil seine Kleinstadtgesellschaft, anders als die im Gros der bisher untersuchten Städte, nicht von dominanter konservativer Prägung war, sondern ihr von der Kaiserzeit bis in die Bundesrepublik ein ausgeprägter Organisationsgrad der lokalen Arbeiterschaft zu Grunde lag. Aufgrund der überschaubaren Bevölkerungszahl können interne Wandlungs- und Interaktionsprozesse vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik zwischen Mitgliedern verschiedener Milieus sowie mit staatlichen Instanzen näher untersucht werden, ebenso wie die Position Osterodes als regionales Wirtschafts- und Verwaltungszentrum in der Region.


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Das Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit der Frage, ob die mit dem Begriff der „Konservativen Revolution“ gemeinte politische sowie intellektuelle Strömung in der Zwischenkriegszeit eine rein deutsche gewesen ist oder ob sie als trans- und übernationales Phänomen betrachtet werden kann. Dieser Frage soll anhand einer Untersuchung der Beziehungen, Verbindungen sowie Verflechtungen zwischen den Konservativ-Revolutionären und den französischen „non- conformistes des annés 30“ – einer Gruppierung, die der französische Politologe und Soziologe Jean-Louis Loubet del Bayle 1969 zum ersten Mal so bezeichnet hat – nachgegangen werden. Während bisher sowohl die Konservative Revolution als auch die Nonkonformisten jeweils in der deutschen und französischen Forschung intensiv behandelt worden sind, bleiben ihre vielschichtigen Beziehungen und Einflussnahmen sowie der Vergleich ihrer Ideen und Weltanschauungen zum großen Teil eine Forschungslücke. Es ist also zu prüfen, wie die Begegnungen und der Austausch zwischen beiden zur Entwicklung ihrer Gedanken und Ideen beitrugen und was für Unterschiede und Konflikte dennoch bestanden. Dabei dürfte sich zeigen, dass diese Differenzen nicht so groß waren, dass die gesamte Zusammenarbeit hätte infrage gestellt werden können. Zuletzt soll die erörtert werden, ob nicht von „der Konservativen Revolution“, sondern eher von mehreren Konservativen Revolutionen die Rede sein sollte.


Im Fokus der Arbeit stehen der mediale, gesellschaftliche und politische Umgang mit Opfern von Technikkatastrophen im Spannungsfeld zwischen Ökonomie, zeitgenössischen Normen und Ethikvorstellungen. Zugleich werden Handlungsspielräume und Subjektivierungsprozesse von Katastrophenopfern in Deutschland von der Zeit des Nationalsozialismus bis ans Ende des 20. Jahrhunderts in den Blick genommen. In Deutschland geschahen Technikkatastrophen insbesondere in der Industrie und im Transportwesen. Fragen nach dem Schicksal der Opfer, deren Versorgung und Verlangen nach rechtlicher Aufklärung stellte insbesondere die Presse. Einerseits Sprachrohr für Opfer, andererseits ebenso marktorientierte und häufig unsensible Institution, rückte die Presse Opfer und ihre Belange zunehmend in den gesellschaftlichen Interessenfokus. Mit Opfern wurde jedoch nicht allein in der Presse, sondern auch auf verschiedenen anderen Ebenen umgegangen. Sie wurden nach bestimmten ethischen und moralischen Überlegungen gerettet, sie wurden eventuell entschädigt, therapiert oder erhielten Vergünstigungen und andere Hilfeleistungen. Die dahinter stehenden Aushandlungsprozesse auf verschiedenen Ebenen, sowie die Agency der Opfer selbst wandelten sich im Laufe des Jahrhunderts. Dies soll in der Arbeit sichtbar gemacht werden. Fünf Fallstudien dienen dabei als Sonde: Die Explosion des LZ 129 "Hindenburg" 1937, die Explosion im Ludwigshafener BASF-Werk 1948, das Grubenunglück von Lengede 1963, die "Flugtagkatastrophe" von Ramstein 1988 und die ICE-Katastrophe von Eschede 1998.


Anhand von Publikationen, Projektberichten und Selbstzeugnissen von Akteuren der Europäischen Jugendkampagne, die die Europäische Bewegung zwischen 1951 und 1958 in Westeuropa organisierte, werden in dieser Dissertation Europabilder junger Menschen in den 1950er Jahren untersucht. Im Mittelpunkt der Analyse steht die Leitfrage, welche Rolle die Vorstellung einer „ersten europäischen Generation“ für den Zukunftsentwurf des vereinten Europas spielte. Dabei berücksichtigt die Arbeit erstens junge Menschen als historische Akteure im europäischen Integrationsprozess und untersucht zweitens die symbolischen Funktionen von „Jugend“ und „Generation“ als kulturelle Kategorien. Somit möchte die Dissertation einen Beitrag zu einer Kulturgeschichte der europäischen Integration „von unten“ leisten.


The project seeks to re-examine a number of debates about the impact of forced labour during the Second World War on families and societies and to offer a comparative perspective, analyzing the situation in Eastern and Western Europe on the basis of two case studies. It investigates how the war formed and perhaps deformed former forced labourers’ lives in its aftermath, how they attempted to return to „normality“, how they were treated by their respective home-states, societies, and families upon their return, and what political dimensions and social differentiations accompanied this process. Unlike most studies on this topic to date, which have only focused on political discourse, administrative action and statistical trends, the dissertation draws on interviews with former forced labourers, diaries, and other types of personal testimonies. While, clearly, the Netherlands and Belarus faced unique challenges during this time, my research also suggests that there is a similar pattern of development with regard to public representation of the past as well as certain individual experiences. Thus, it revises the overall picture of postwar Europe by pointing to much-neglected similarities as well as to the much-discussed considerable differences.