NIEDRIGLOHNSEKTOR:




11/06/2013:
IWH nennt weitere Zahlen zum Niedriglohnsektor 2011

Umfassende statistische Auswertungen zur Entwicklung des Niedriglohnsektors in Deutschland liegen bisher nur für die Jahre bis 2010 vor (siehe 13.03.2012, 10.09.2012) und 10.09.2012). Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hatte zwar Anfang April 2013 erste Zahlen zur Niedriglohnbeschäftigung in Ost- und Westdeutschland für das Jahr 2011 vorgelegt (siehe 10.04.2013), dabei aber keine Bestimmung von Niedriglohnschwellen vorgenommen, sondern allein einen willkürlich gesetzten bundeseinheitlichen Schwellenwert von 8,50 Euro pro Stunde (brutto) als Berechnungsgrundlage verwendet. Immerhin hatte diese Analyse von Daten aus der Erhebungswelle 2011 des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) ergeben, dass jeder vierte Beschäftigte in Ostdeutschland im Jahr 2011 weniger als 8,50 Euro verdient hat. In Westdeutschland hat der Anteil bei knapp 12 Prozent gelegen. Jetzt hat das IWH eine ausführlichere und nach Branchen differenzierte Auswertung nachgeschoben.

Wie das Institut dazu mitteilt, werfe die Diskussion um die Einführung eines flächendeckenden Mindestlohnes in Höhe von 8,50 Euro die Frage auf, wie viele Personen gegenwärtig weniger als diesen Schwellenwert verdienten, welche Beschäftigtengruppen besonders betroffen seien und in welchen Wirtschaftsbereichen der Anteil der Geringverdiener überdurchschnittlich hoch sei.

Institutsberechnungen dazu hätten ergeben, dass der Bruttostundenlohn für knapp 1,3 Millionen abhängig Beschäftigte in Ostdeutschland und für ca. 3,7 Millionen Arbeitnehmer in Westdeutschland unter dem Schwellenwert von 8,50 Euro je Stunde gelegen habe. Unter den Geringverdienern sei der Anteil der Frauen etwa doppelt so hoch wie bei den Männern. Dies sei auch darauf zurückzuführen, dass Frauen deutlich häufiger Teilzeit arbeiteten bzw. einem Minijob nachgingen – Bereiche, in denen der Anteil der Geringverdiener höher sei als bei Vollzeitjobs.

Betrachte man die Struktur der Geringverdiener nach Wirtschaftsbereichen, so zeige sich, dass in Ostdeutschland zwei Drittel und in Westdeutschland etwa drei Viertel aller Geringverdiener im tertiären Bereich tätig seien. Besonders hoch sei der Anteil von Geringverdienern vor allem in arbeitsintensiven Branchen. Dies betreffe beispielsweise das Gastgewerbe und den Handel.

Quelle: IWH-Pressemitteilung 19/2013 (Langfassung) vom 11.06.2013

Weiterlesen:
Brautzsch, H.-U./ Schultz, B. (2013): Aktuelle Trends: Jeder vierte Beschäftigte in Ostdeutschland verdiente im Jahr 2011 weniger als 8,50 Euro je Stunde. In: IWH, Wirtschaft im Wandel, 19. Jg., H. 2, S. 23.