18/11/2013:
Fast ein Drittel der Beschäftigten in der Metallindustrie sind Externe

Nach Informationen des Spiegel gebe eine noch unveröffentlichte Studie der IG Metall erstmals Aufschluss über die Beschäftigungsverhältnisse in der Metallbranche. Danach würde fast ein Drittel der Beschäftigten in der Metallindustrie per Werkvertrag oder Leiharbeit arbeiten, das berichtet Spiegel Online. Wie es weiter heißt, hätten die Gewerkschafter in einer mehrmonatigen Betriebsrätebefragung den Einsatz von Werkverträgen in der Metall- und Elektroindustrie (M+E) recherchiert. Das Ergebnis: mehr als eine Million Menschen arbeiteten als Leiharbeiter oder mit Werkverträgen für die M+E-Industrie.

Am auffälligsten sei der Trend in der Automobilindustrie. Dort stünden den 763.000 Stammbeschäftigten mittlerweile 100.000 Leiharbeitskräfte und 250.000 Werkvertragsbeschäftigte gegenüber. Das entspreche einem Verhältnis von fast zwei zu eins. Und auch in der Werftindustrie und in der Stahlindustrie würden viele Werkvertragsbeschäftigte angeheuert.

Der Einsatz von Werkvertragsarbeitern weitet sich schon seit Jahren immer mehr aus (siehe 19.06.2012). Und seitdem Leiharbeit durch den Mindestlohn (siehe 20.12.2011) und durch verschiedene Branchenzuschläge (siehe 22.05.2012) an Attraktivität als Lohndumpinginstrument verloren hat, weichen noch mehr Unternehmen in immer mehr Branchen auf Werkverträge aus, um die Löhne zu drücken und den Schutz von Tarifverträgen und Betriebsräten zu unterlaufen.

Da die bestehenden rechtlichen Regelungen nicht ausreichen, um Missbrauch zu unterbinden, und weil auch die Betriebsräte über zu wenig Mitspracherechte verfügen, machen der DGB und die Einzelgewerkschaften zunehmend mobil gegen diese Form der Niedriglohnbeschäftigung. Im März 2013 hatte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) eine Informationsbroschüre zur Werkvertragsbeschäftigung und ihrem Missbrauch veröffentlicht (siehe 07.03.2013), im Juni und Juli legten die IG Metall NRW und der DGB Bayern ein Dossier zu Werkverträgen in der nordrhein-westfälischen Metall- und Elektroindustrie (siehe 28.06.2013) bzw. eine Studie zu Werkverträgen in Bayern vor (siehe 30.07.2013).

Quelle: Spiegel Online vom 17.11.2013

Weiterlesen:
Koch, A. (2012): Werkverträge in der Arbeitswelt. OBS-Arbeitspapier Nr. 2, Otto Brenner Stiftung, Frankfurt/M.

Lorig, P. (2012): Werkverträge – Die neue Lohndumpingstrategie? Studie im Auftrag der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Februar 2012.

Gewerkschaft NGG (Hg.) (2013): Wenig Rechte. Wenig Lohn – Wie Unternehmen Werkverträge (aus)nutzen, Hamburg.

IG Metall NRW (Hg.) (2013): Dossier: Werkverträge 2013.

Siebenhüter, S. (2013): Werkverträge in Bayern: Das neue Lohndumping-Instrument, hg. v. DGB Bezirk Bayern, München.