Diversity vor Ort


Im Wintersemester 2017/18 führte das Institut für Diversitätsforschung in Zusammenarbeit mit der Stadt Göttingen erstmals ein Service Learning- bzw. "community-based research"-Seminar durch. Im Wintersemester 2018/19 startete der zweite Durchlauf des Seminars, im Wintersemester 2019/20 der dritte und im Wintersemester 2020/21 dann der vierte Durchlauf. Ziel des Projektes ist es, akademisches Lernen mit zivilgesellschaftlichem Engagement in Form eines wechselseitigen Wissenstransfers der Akteure vor Ort zu verbinden. Das Projekt ermöglicht den Studierenden einen praxisnahen Einblick in das jeweilige Forschungsfeld. Dabei finden zahlreiche Fragen, Anregungen und Erfahrungen aus der Praxis wiederum ihren Weg in die Forschung. Geleitet wird das Seminar von Ulrike Thiele-Manjali (bis April 2019 und ab Juli 2020) und Astrid Biele Mefebue und Doreen Müller (April 2019 bis Juli 2020).

Im November 2016 hat die Stadt Göttingen die Charta der Vielfalt unterschrieben. Diversität ist somit in der Stadtverwaltung eine Querschnittsaufgabe. Was aber macht die Vielfalt Göttingens aus? Es geht darum einen Überblick darüber zu gewinnen, welche Dimensionen von Diversität für Göttingen in welchen Bereichen relevant sind und welche Maßnahmen/Initiativen es bereits vor Ort gibt.

Die Studierenden arbeiten mit einem multimethodischen Forschungsdesign: Einerseits werden bei der Stadt bereits vorliegende Daten für die Lehrforschung genutzt, andererseits können diese durch die Erhebungen der Studierenden in dem Seminar ergänzt werden. Zur Anwendung kommen z.B. Expert*inneninterviews, Diskurs- und Homepageanalysen, Fragebögen und teilnehmende Beobachtung.
Grundlage waren zunächst die verschiedenen Stadtbezirke Göttingens. Einige davon wurden hinsichtlich ihrer Diversitätsdimensionen untersucht, um Diversitätslandkarten zu erstellen. Mittlerweile stellen die einzelnen Stadtbezirke nicht mehr den Ausgangspunkt dar, sondern die diversitätsfördernden und unterstützenden Initiativen werden stadtübergreifend untersucht. Die Studierenden erarbeiten aus den Ergebnissen einen Forschungsbericht, der mit Verantwortlichen der Stadt auch bereits während seiner Entstehung diskutiert werden soll und auf konkrete Handlungsempfehlungen abzielt.

Die als ein „community-based research“ zu verstehende Veranstaltung bringt also Beteiligte der Stadt und der Universität zusammen. Für die Stadt sind dies:

  • Stadtrat Siegfried Lieske (bis Januar 2019)
  • Stadträtin Maria Schmidt (seit Februar 2019)
  • Ekaterina Ershova (Referat des Oberbürgermeisters, Strategische Planungen)
  • Amelie Firsching (Koordination Diversität)
  • Cordula Dankert (Fachdienst Personal- und Organisationsberatung/Verwaltungsstellen, bis März 2018)
  • Nadine Wiegand (Fachdienst Personalentwicklung und –beratung, März 2018 – März 2019)


Im Wintersemester 2020/21 startet die Arbeit an neuen Themen:

  • Das Projekt Barrierefreiheit im Internet wird durchgeführt von Annika Guss, Martha Motzer, Anika Deike Ohse, Miriam Panni und Rebecca Rudolph.
  • Eine kritische, postkoloniale Sichtweise auf Bismarck nimmt eine Gruppe, bestehend aus Charlotte Becker, Kathrin Grun, Lara Schütze und Rosana Seyfi, ein.
  • Eine weitere Gruppe befasst sich mit einer postkolonialen Perspektive auf Denkmäler der Stadt. Das Projekt wird durchgeführt von Laura-Sophie Neubauer, Katrin Schindler, Felicitas Schlang und May-Britt Stemmann.
  • Zum Thema All Gender Toiletten divers arbeiten Selina Algermissen, Vanessa Fladung, Beato* Kühnert, Franziska Stauche, Stefanie Storch und Qi Xiao.
  • Mit der Verknüpfung von "Mobilität in Göttingen“ mit "Mehrgewichtigkeit“ beschäftigten sich Janne Lina Biermann, Denise Fernau, Alica Hochstatter, Felicitas Jung und Leonie Winter.
  • Zu den Diskursen um Corona in der Stadt arbeiten Miray Atilgan, Melissa Castillo, Sarah Robin Dengg und Winona Hagendorf.

Für die Konferenz „Selbstgewusst! Gemeinsam Wissen schaffen“ im November 2020 wurde von den Beteiligten des Projektes ein Poster erstellt. Dieses können sie hier als PDF-Datei finden.

Im Wintersemester 2019/20 arbeitete eine Forschungsgruppe aus fünf Personen an folgender Thematik:
Im Durchgang vom Wintersemester 2019/20 bis Sommersemester 2020 hat sich die Projektgruppe dem Thema Migrationsberatung in der Stadt Göttingen gewidmet. Dabei sind die Forschenden der Frage nachgegangen, wie in verschiedenen Beratungsstellen Diversität gedacht wird und wie sich diese im Beratungsalltag bemerkbar macht. Das Ziel der Forschungsarbeit war es darzustellen, inwiefern der in den letzten Jahren präsente Diversitätsdiskurs nicht nur theoretisch zu fassen ist, sondern genauso Einzug in die Praxis erhält. Mit einer intersektionalen Perspektive auf das Phänomen Migration und dem dazugehörigen Verständnis für die Produktion von strukturellen Machtverhältnissen in zwischenmenschlichen Interaktionen wurden sechs leitfadenorientierte Expert*innen-Interviews mit Mitarbeitenden verschiedener Beratungsstellen geführt.

Im Wintersemester 2018/19 arbeiteten drei Gruppen an folgenden Themen:

  • Die Gruppe „Angsträume“ befasste sich mit Orten, die subjektiv als beängstigend empfunden werden. Dabei konzentrierten sie sich auf die Gruppe Studierender in Göttingen. Durchgeführt von: Melanie Oppermann und Karla Steinbach.
  • Die Gruppe „Straßenbennenung“ befasste sich mit der (Um-)benennung von Straßen und der Auswahl an Gedenktafeln mit Bezug auf die Repräsentation von Diveristy-Dimensionen. Durchgeführt von: Henrike Hann, Anna Krützfeldt, Lena Lorenz, Samira Mummelthey, Lisa Ortwein, Theresa Schumacher und Sola Tschaeschel. In Folge der Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Göttingen ist die Broschüre „Frauen auf die Göttinger Straßen(schilder)“ entstanden.
  • Die Gruppe „Charta der Vielfalt“ fragte nach Motiven von Unternehmen, die Charta der Vielfalt zu unterzeichnen, den bisherigen Stand der Aktivitäten rund um Diversität und dem zugrundeliegenden Verständnis von Diversität. Durchgeführt von: Lisa Ferin, Christin Groth, Isa Hölldobler, Sara Ohm und Fabienne Wellner.


Im ersten Durchgang des Seminars wurden folgende Themen von den Studierenden beforscht:

  • Die Gruppe „Mobilität“ setzte sich mit Fragen zur Fortbewegung im öffentlichen Nahverkehr für Menschen mit Sehbehinderungen auseinander. Dabei wurden zwei Buslinien untersucht. Durchgeführt von: Marie Sophie Erbelding, Lisa Gutowski, Lisa Katharina Hofmann und Maria Maske.
  • Die Gruppe „GIS“ befasste sich übergeordnet mit der Kartenerstellung und forschte zur Mietsituation in Göttingen. Durchgeführt von: Isa Hölldobler, Peter-Paul Kloppenborg, Beato Kühnert und Frederik Ziegert.
  • Die Gruppe „Disability Freizeit“ erforschte das Freizeitangebot für Menschen mit Behinderungen in Göttingen. Durchgeführt von: Marc Gminder, Patricia Maag, Deike Masuth und Lara Tiedtke.
  • Die Gruppe „Betreuung“ befasste sich mit Fragen der Inklusion und Disability innerhalb von Betreuungsangeboten im Vorschulbereich. Durchgeführt von: Lisa Ferin, Christin Groth, Samira Mummelthey und Andrea Neumüller.
  • Die Gruppe „Wohnsituation Studierende“ befasste sich mit Fragen zum Einfluss von Dimensionen der Diversität auf studentisches Wohnen. Durchgeführt von: Patrick Beule, Julian Mersch und Julia Rison.
  • Die Gruppe „Diskriminierung“ nahm Ausgrenzungs- und Diskriminierungsmechanismen verschiedener Stadtteile in den Blick. Durchgeführt von: Laurin Forstreuter, Wonderful Odita und Simon Stern.


Das Projekt findet Unterstützung durch zahlreiche Beteiligte der Universität Göttingen sowie von Projekten und Initiativen vor Ort. Besonderer Dank gilt Klaus Baethge (Geschäftsstelle Inklusion Bewegen) und Susanne Martini (Abteilung Studium und Lehre) für Ihre Beratung und Unterstützung in der Vernetzung sowie den Kollegen aus der Geografie Dr. Daniel Wyss und Dr. Stefan Erasmi für die Einarbeitung der Studierenden in die Software QGIS zur Erstellung der Karten. Des Weiteren gilt besonderer Dank den Mitarbeiterinnen Dr. Damla Yildirim und Sara-Sophie Scharnhorst aus dem E-Learning der Universität Göttingen für ihre Unterstützung in der Vorbereitung interaktiver Lernangebote und interaktiver „Arbeitsräume“ der Studierenden mit ILIAS bzw. „Do it!“ sowie dem Team der Hochschuldidaktik insbesondere Matthias Wiemer und Lisa Meißner bei der Vorbereitung der didaktischen Konzeption des Seminars.