Symposium "Zehn Jahre Vertrag von Maastricht"

Am 30. November 2001 fand das vom CeGE organisierte Symposium "Zehn Jahre Vertrag von Maastricht" statt. In der Veranstaltung wurden zum einen wesentliche Aspekte der Diskussion der letzten zehn Jahre über die Europäische Währungsunion aufgearbeitet, zum anderen wurden auf der Basis der bisherigen Erfahrungen seit der Einführung des Euro die Perspektiven seiner künftigen Entwicklung diskutiert.

Am Vormittag hob zunächst Prof. Steinherr (Chefvolkswirt der Europäischen Investitionsbank, Luxemburg) die Vorteile eines nun deutlich stärker integrierten europäischen Kapitalmarktes als ein wesentliches Plus auf der Erfolgsbilanz des Euro hervor. Dagegen betonte Prof. Starbatty (Universität Tübingen) die Notwendigkeit einer politischen Fundamentierung der Währungsunion und die hierfür nach wie vor zu rudimentären Ansätze.

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion zum Thema "Europäische Währungsunion - politischer Preis oder ökonomische Rationalität?" wurden auch weiterhin sehr differenzierte Sichtweisen zu den Vor- und Nachteilen der Europäischen Währungsunion deutlich. Neben den beiden Referenten nahmen an dieser Diskussion teil: Dr. Hüfner (Chefvolkswirt der HypoVereinsbank, München), David Marsh (Vizepräsident von Hawkpoint Partners, London) und Dr. Steuer (ehemals Geschäftsführer der Gemeinschaft zum Schutz der deutschen Sparer, Bonn). Die Diskussion wurde geleitet von Dr. Mussler (Handelsblatt).

Der Nachmittag begann mit einem Vortrag von Prof. Welfens (Universität Potsdam), der die Gründe für Stabilitätsgefahren und Wachstumsschwäche der EU sowie die besonderen Herausforderungen durch die EU-Osterweiterung thematisierte. Im Zusammenhang mit der näherrückenden Osterweiterung stellt sich auch die Frage, wie rasch und über welchen Weg sich die Beitrittsländer der Währungsunion anschließen sollten. Prof. Bofinger (Universität Würzburg) propagierte für die Übergangszeit die Strategie eines an Zins- und Wechselkurszielen orientierten Managed Floating.

An der anschließenden Podiumsdiskussion nahmen neben den beiden Referenten des Nachmittags Prof. Caesar (Universität Hohenheim), Dr. Schweickert (Institut für Weltwirtschaft, Kiel) und Prof. Tangermann (Universität Göttingen) teil. Unter der Leitung von Prof. Hesse (Präsident a.D. der LZB von Niedersachsen, Bremen und Sachsen-Anhalt) wurden die Auswirkungen der EU-Osterweiterung auf die Stabilität des Euro-Raums diskutiert.

Im abschließenden Resümee der Veranstaltung betonte Prof. Ohr (Direktorin des CeGE), dass die Bewährungsprobe für den Euro noch ausstehe. Insbesondere drei Situationen könnten hierfür ein Auslöser sein: Erstens, wenn die konjunkturelle Entwicklung sich weiterhin stark abschwächt und hierdurch der Zielkonflikt zwischen Beschäftigungssicherung einerseits und Inflationsbekämpfung andererseits wieder virulent wird. Zweitens, wenn ein Umschwung in der Inflationsakzeptanz und den Inflationserwartungen weltweit entsteht und der Inflationstrend generell wieder zunimmt. Drittens, wenn die Osterweiterung die EU institutionell und finanziell zu stark belastet - und besonders, wenn der Euro-Club allzu rasch um die osteuropäischen Länder erweitert wird.

Der Euro sollte daher nicht schon gleich mit der dritten Bewährungsprobe überfordert werden, solange noch nicht absehbar ist, ob er die ersten beiden Bewährungsproben unbeschadet überstehen wird. Die Währungsunion sollte daher zunächst als "Club im Club" weitergeführt werden.

Die Referate und die Inhalte der Podiumsdiskussionen werden zusammen mit weiteren Beiträgen zur Abrundung des Themas in einem Tagungsband veröffentlich werden. Eine Berichterstattung in der Presse erfolgte im Göttinger Tageblatt vom 3. Dezember, S. 5, in der Neuen Zürcher Zeitung vom 4. Dezember, S. 11 sowie im Handelsblatt vom 10. Dezember, S. 6.

Untenstehend finden sich noch einige Fotos der Veranstaltung. Eine vergrößerte Version erhalten Sie durch Anklicken der Vorschaubilder.