Stadtführung als mobiler Dienst

Motivation
Stadtführungen sind seit vielen Jahrzehnten ein beliebtes Mittel, um einen ersten Einblick in eine neue Stadt zu erhalten und sich über Sehenswürdigkeiten zu informieren. Neben einer Stadtführung zu Fuß, sind Bustouren sehr beliebt. Inzwischen werden nahezu alle Bustouren ohne persönliche Reiseführer durchgeführt, um die Kosten zu senken und die Führung in verschiedenen Sprachen gleichzeitig anbieten zu können. Dennoch sind Bustouren etwa zehnmal so teuer wie eine vergleichbare Fahrt mit dem Linienbus. Insbesondere die aufwendigen technischen Installationen und Umbauten in entsprechenden Bussen zählen zu den Kostentreibern. Vor diesem Hintergrund wurde eine mobile Stadtführung entwickelt, die geringe technische Installationen erfordert, personalisierbar ist und neben einer Audioführung auch Bilder und Texte anzeigen kann.

Konzept
Die mobile Stadtführung basiert auf dem selbstentwickelten Hydra-Framework für personalisierbare Informationsdienste. Das Mobiltelefon eines Teilnehmers kann dabei für die Durchführung der Stadtführung eingesetzt werden; zu Fuß und im Bus.

Eine komfortable Stadtrundfahrt in einem Linienbus ohne aufwendige technische Installationen wird so ermöglicht. Es muss sich lediglich eine kompakte Servereinheit an Bord des Busses befinden. Diese kommuniziert via Bluetooth mit den Handys der Fahrgäste und einem GPS-Empfänger.

Durch die Ortungsfunktion können Hinweise zu Sehenswürdigkeiten punktgenau erfolgen. Es werden die Informationen in der gewünschten Sprache aufbereitet und Fahrgäste können auswählen, für welche Arten von Sehenswürdigkeiten sie sich interessieren. Zusätzlich kann durch diese Personalisierungsmöglichkeiten Werbung gezielt angeboten werden (z.B. in Form von Gutscheinen).

Anbieter profitieren durch ein einfaches Geschäftsmodell: Inhaltsaufbereitungen mit HTML, geringe technische Installationen und wenig personelle Aufwände erfordern nur geringe Investitionen. Darüber hinaus bestehen einfache Methoden zur Abrechnung einer derartigen mobilen Stadtführung beim Kunden (z.B. Premium SMS, Verkauf von Zugangscodes im Bus).

Forschungsfragen
Mit einer Nutzerstudie in Zusammenarbeit mit dem soziologischen Forschungsinstitut sollen eine Reihe von Forschungsfragen über eine mobile Stadtführung untersucht werden:

  • Ist eine mobile Stadtführung gleichwertig mit einer traditionellen Stadtführung?
  • Inwiefern wollen Nutzer durch Personalisierung Einfluss auf die Stadtführung nehmen?
  • Inwiefern stellen Personalisierung, Technik und Usability ein Hemmnis für die Nutzung der mobilen Anwendung dar?
  • Welche weiteren Anwendungen in diesem Umfeld wären denkbar und wünschenswert?
  • Welche Geschäftsmodelle eignen sich für eine sinnvolle Vermarktung einer derartigen mobilen Stadtführung?



Organisatorischer Rahmen der Nutzerstudie
Die mobile Stadtführung soll von ca. 60 Personen gestestet werden. Alle Personen erhalten zur besseren Vergleichbarkeit identische Handys (Sony Ericsson K750i) und werden in Sechsergruppen eingeteilt. Die Gruppen testen die Stadtführung unabhängig voneinander.
Es sind zwei Szenarien geplant: Zunächst sollen die Probanden an einer Bustour teilnehmen und anschließend die Stadtführung zu Fuß fortsetzen.
Mit standardisierten Fragebögen werden vor der Führung die Erwartungen und danach die Erfahrungen der Probanden festgehalten. Während der Stadtführung sollen die Testpersonen laut Gedanken und Probleme äußern, um diese Informationen durch Beobachter, die die Tour begleiten, protokollieren zu können. Pro Gruppe sind ca. 2 Stunden eingeplant; Einführungen, Fragebögen und Interviews inklusive.

Weitere Verwertung
Die Ergebnisse der Nutzerstudie sollen zum einen der Beantwortung obiger Forschungsfragen und zur Weiterentwicklung des Prototyps dienen, um diesen als touristisches Informationsprodukt außerhalb Göttingens anbieten zu können.