Vollmechanisierte Landschaftspflege in Naturschutz- und FFH-Gebieten






Einleitung


Der Eingriff des Menschen in die Naturräume zur Landbewirtschaftung hat Kulturlandschaften hervorgebracht, die nur durch die ständig fortgesetzte Bewirtschaftung in dieser Form erhalten werden können. Besonders auf den ertragsschwachen Böden, z.B. Magerrasen, ist die Bewirtschaftung ursächlich für das entstehen hochkomplexer und empfindlicher Biotope, die bei unterbleibender Pflege oder Bewirtschaftung schnell an Artenvielfalt und ökologischem Wert verlieren.

Diese durch Nährstoffarmut gekennzeichneten Flächen sind in der Regel nur extensiv bewirtschaftbar, was im Zuge der derzeitigen Agrarpolitik praktisch nicht mehr rentabel durchführbar ist. Dieses bedeutet in der Regel eine Aufgabe der Bewirtschaftung und damit ein Ausbleiben der so notwendigen Pflegemaßnahmen. Da eine sinnvolle und rentable Bewirtschaftungsalternative fehlt werden diese Flächen vielfach sich selbst überlassen, was in einer zunehmenden Verbuschung resultiert. Am Ende dieses schleichenden Prozesses steht die völlige Überwucherung mit buschartigen Pflanzen, die die Vorstufe der unumgänglichen Entwicklung zum Wald bedeuten. Dies jedoch beduetet in vielen Fällen den unwiederbringlichen Verlust der Artenvielfalt dieser besonders schützenswürdigen Biozönosen.

Als Resultat dieser Entwicklung sind besondere Schutzgebiete ausgewiesen worden, was die Verschlechterung der derzeitigen Situation auf den betroffenen Flächen per Gesetz verbietet. Insbesondere die FFH- (Flora-Fauna-Habitat)-Richtlinie der EU schreibt den Erhalt oder gar die Wiederherstellung dieser Schutzgebiete vor.
Herr Tim Wegener, M.Sc., bearbeitet im Rahmen seines Promotionsvorhabens das Projekt, wobei die Entwicklung einer geeigneten Maschine zur Bearbeitung der in diesen Flächen vorgefundenen Vegetation das Hauptziel darstellt. Integraler Bestandteil des Maschinenkonzepts ist dabei die Möglichkeit zur Beerntung der Biomasse, um so die erforderlichen Nährstoffverhältnisse beibehalten bzw. wiederherstellen zu können.

In Mitteleuropa stellt die Verbuschung innerhalb der natürlichen Vegetationsdynamik eine elementare Bedrohung vieler Offenlandstandorte dar. Vor allem bei geringer Bewirtschaftungsintensität bzw. einer Aufgabe der Nutzung kann diese schnell voranschreiten und das Landschaftsbild sowie den Lebensraum vieler angepasster und schützenswerter Arten vernichten.

Ökonomische Zwänge und schwierige Bewirtschaftungsverhältnisse führen immer häufiger zu einer Aufgabe der extensiven Flächennutzung und lassen den Anteil verbuschungsgefährdeter Standorte vor allem auch im Hinblick bevorstehender, tiefgreifender Agrarreformen zunehmen.
Um den Erhalt der schützenswerten Offenstandorte gewährleisten zu können, ist es deshalb verstärkt Aufgabe der Landschaftspflege geworden, diese zu bewirtschaften und Maßnahmen zu ergreifen, die aus naturschutzfachlicher, ökonomischer und soziologischer Sicht sinnvoll und effektiv erscheinen, um einer Verbuschung entgegenzuwirken.

Derzeitig werden vornehmlich das (motor-) manuelle Entbuschen, das Brennen, das Mulchen und das Beweiden mehr oder weniger erfolgreich angewandt, da sie verfahrensbedingte Einschränkungen besitzen. Neben einer fehlenden Kostendeckung aller genannten Verfahren und dem entsprechenden Förderungsbedarf sind weiterhin folgende einschränkende Gründe zu nennen:

Das Abbrennen und das Mulchen (inklusive Forstmulcher) führen zu einer Gefährdung der Fauna in der Krautschicht.


Abbildung: Kontrolliertes Abbrennen einer Grünfläche.


Des Weiteren reichern sich die durch die Atmosphäre eingetragenen Nährstoffe in der Fläche an und das Nährstoffregime der Flächen kann sich grundlegend ändern.

Das Mulchen mit landwirtschaftlichen Größen ist nur bis zu Stammdurchmessern von ca. 3 cm möglich.

Einer Entbuschungs- und Verbissleistung mit Robusthaustierrassen sind durch die geringen Beweidungsintensitäten in Biotopen Grenzen gesetzt, wodurch Nach- bzw. Erstreinigungsmaßnahmen notwendig werden.




Abbildung: Beweidung mit Robustrinderrassen.

Manuelle Verfahren können zwar durch die anschließende Räumung des Buschmaterials von der Fläche einen Nährstoffentzug gewährleisten, sind jedoch vor allem bei fortgeschrittener Gehölzentwicklung mit hohen Kosten und widrigen Arbeitsbedingungen verbunden.

Im Bezug auf die Aushagerung eher nährstoffarmer Offenstandorte (z.B. Heiden, Magerrasen) leisten die Beweidung, das Brennen und das Mulchen (inkl. Forstmulcher) im Regelfall nur einen geringen Beitrag, da das Material bzw. die Exkremente vornehmlich auf der Fläche verbleiben und die Entzugsleistungen somit zu gering sind.

Aufgrund der vorliegenden Verhältnisse wird deshalb die Notwendigkeit gesehen, der Landschaftspflege ein alternatives Pflegeverfahren zur Entbuschung anzubieten, um dem steigenden Pflegeanspruch gerecht zu werden.
Da das Verfahren kostengünstig und mit einem hohen Maß an Effektivität und Arbeitsqualität der Durchführenden versehen sein sollte, wird ein hoher Mechanisierungsgrad angestrebt. Durch die Mechanisierung muß aber auch der Schutzanspruch der Flächen gewährleistet bleiben, was bedeutet, dass der holzige Aufwuchs ohne Eingriff in den Oberboden bodennah abzusägen ist und dass der Maschineneinsatz durch die Überfahrt nicht zu einer Beeinträchtigung der Flora und Fauna in der Krautschicht führt. Weiterhin muß gleichzeitig der Abtransport des Materials von der Fläche erfolgen, um mehrmalige Überfahrten zu vermeiden und den Einfluss auf das Bodengefüge so gering wie möglich zu halten.
An der Abteilung Agrartechnik des Departments für Nutzpflanzenwissenschaften der Georg- August- Universität Göttingen wurden selbstschneidende Schneckenhacker entwickelt, die zur Ernte von Kurzumtriebsplantagen und in der Bearbeitung von tropischer Sekundärwaldvegetation schon erfolgreich eingesetzt wurden. Das Häckselprinzip beruht auf waagerecht zum Boden liegenden Sägeblättern, die das Material bodennah absägen, und darauf senkrecht stehenden, konischen Häckselschnecken, die es in stehender Position selbsteinziehend häckseln.



Poster

  • Fully mechanised landscape conservation in nature reserves and Natura 2000 sites