LEIHARBEIT:




05/08/2014:
Leiharbeiter haben deutlich geringere Arbeits- und Lebenszufriedenheit

Leiharbeit zählt sicher nicht zu den attraktivsten Möglichkeiten, per Lohnarbeit seinen Lebensunterhalt zu sichern. So verdienen Leiharbeiter bei gleicher Tätigkeit meist deutlich weniger als ihre festangestellten Kolleg/innen. Hinzu kommen in der Regel kurze Einsatzzeiten beim Entleiher (siehe 27.02.2014) und ebenso kurze Beschäftigungszeiten bei der Leiharbeitsfirma (siehe 15.07.2014). Kein Wunder also, dass das Risiko das Risiko, arbeitslos zu werden, in der Leiharbeitsbranche fünf Mal so hoch ist wie im Schnitt aller anderen Branchen.

Auch die Arbeit an sich ist selten attraktiv. So sind Leiharbeitsbeschäftigte im Vergleich zu anderen Arbeitnehmern häufiger harter körperlicher Arbeit und ungünstigen Umgebungsbedingungen ausgesetzt. In einer Befragung gaben zwei Drittel der Leiharbeitnehmer an, dass sich ihre Arbeit ständig wiederholt. Auch ist ihr Handlungsspielraum deutlich eingeschränkter als bei den übrigen Erwerbstätigen (siehe 31.01.2014). Angesichts solcher Arbeitsbedingungen wird verständlich, dass der Studie einer Leiharbeitsfirma zufolge jeder zweite Leiharbeiter unzufrieden mit seinem Job ist (siehe 15.01.2014).

Drei Wirtschaftswissenschaftler der RWTH Aachen haben die Zufriedenheit von Leiharbeitnehmern jetzt zum Thema einer empirischen Analyse von Daten des SozioÖkonomischen Panels (SOEP) gemacht, um Unterschiede in der Arbeits- und Lebenszufriedenheit zwischen Arbeitnehmern in Leiharbeit im Vergleich zu Normalbeschäftigten und zu arbeitslosen Personen aufzudecken. Konkret haben sie danach gefragt, ob eine geringere Zufriedenheit von Leiharbeitnehmern "tatsächlich feststellbar ist und inwiefern mögliche Differenzen durch Unterschiede in der Beschäftigungsstruktur durch individuelle beziehungsweise arbeitsplatz- und unternehmensbezogene Charakteristika erklärt werden können."

Im Ergebnis stießen sie auf eine deutlich geringere Arbeits- und Lebenszufriedenheit bei Leiharbeitern im Vergleich zu Normalbeschäftigten. Eine noch geringere Lebenszufriedenheit war nur bei der Gruppe der Arbeitslosen messbar.

Für die Erklärung der klar zutage getretenen Differenz zwischen Normalbeschäftigten und Leiharbeitern zogen die Forscher drei Kriterien in Betracht: individuelle Merkmale der Beschäftigten, job-spezifische Merkmale und "die empfundene Arbeitsplatzunsicherheit". Dabei ließ sich für den Aspekt der Arbeitszufriedenheit nachweisen, dass ein Teil des Unterschieds durch "die zusätzliche Berücksichtigung von Persönlichkeitsmerkmalen" erklärt werden kann. Insbesondere die Faktoren berufliche Stellung, frühere Phasen von Arbeitslosigkeit, das Alter und der Gesundheitszustand spielen hier eine Rolle. Ausschlaggebender für die geringere Arbeitszufriedenheit sind indes "die mit der Beschäftigungsform einher gehenden schlechteren Arbeitsbedingungen" und vor allem die von Leiharbeitnehmern als "deutlich höher empfundene Sorgen um die Arbeitsplatzsicherheit".

In Bezug auf den Aspekt der Lebenszufriedenheit fallen die Ergebnisse noch deutlicher aus, sodass die Forscher "davon ausgehen, dass sich die Beschäftigungsform Zeitarbeit zusätzlich auch noch negativ auf den privaten Lebensbereich der Erwerbstätigen auswirkt". Das gilt selbst dann, wenn sich Leiharbeiter und Normalbeschäftigte hinsichtlich Arbeitsbedingungen und wahrgenommene Arbeitsplatzunsicherheit nicht mehr in ihrer Arbeitszufriedenheit unterscheiden.

Quelle:
Grund, C./ Martin, J./ Minten, A. (2014): Beschäftigungsstruktur und Zufriedenheit von Zeitarbeitnehmern in Deutschland. SOEPpapers, No. 677, Berlin.