Dr. Johannes Becker hat für seine Doktorarbeit über lebensgeschichtliche und alltägliche Verortungen in der Jerusalemer Altstadt den DAVO-Preis 2017 für die beste Dissertation im Bereich der gegenwartsbezogenen Nahostforschung erhalten. Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft Vorderer Orient (DAVO) ist die europaweit größte Vereinigung von WissenschaftlerInnen, die über Themen mit Bezug zum Nahen Osten forschen. Die Dissertation von Johannes Becker war eine von drei Arbeiten, die mit dem mit 3.000 € dotierten Preis ausgezeichnet wurde. Die Verleihung fand im September im Rahmen des 24. DAVO-Kongresses in Jena statt.

In seiner Dissertation, die im transcript-Verlag unter dem Titel „Verortungen in der Jerusalemer Altstadt. Lebensgeschichten und Alltag in einem engen urbanen Raum“ veröffentlicht wurde, fragt Johannes Becker, wie sich Menschen in einem ideologisch aufgeladenen und geographisch engen Raum verorten. Er portraitiert das palästinensische Alltagsleben in der Jerusalemer Altstadt, stellt Lebensgeschichten ihrer BewohnerInnen vor und zeigt wenig thematisierte geschichtliche Aspekte der palästinensischen Community Jerusalems auf. Aus der Perspektive der sozialkonstruktivistischen Biographieforschung sowie der Raum- und Stadtsoziologie schärft er den Begriff der „Verortung“ als räumlich und prozessual. In diesem Zusammenhang diskutiert er, wie städtische Räume anhand der Relevanzen ihrer BewohnerInnen erforscht werden können.

Die mit summa cum laude bewertete Studie, die von Prof. Gabriele Rosenthal und Prof. Roman Loimeier betreut wurde, entstand im Rahmen des zwischen 2010 und 2015 am Methodenzentrum Sozialwissenschaften (MZS) angesiedelten DFG-Forschungsprojektes „Außenseiter und Etablierte zugleich: Palästinenser und Israelis in unterschiedlichen Figurationen“.

Johannes Becker arbeitet am MZS in einem neuen DFG-Forschungsprojekt zum Thema „Dynamische Figurationen von Flüchtlingen, Migranten und Altansässigen in Jordanien seit 1946: Zwischen erfolgreichem und konfliktreichem Zusammenleben?“