Welcome to the webpages of the Department of Modern History of Eastern Europe!



We have a strong interest in history as well as Eastern Europe. On this Home page you may find current information or offers that enable you to delve deeper into both topics and take part in respective events. Looking further, you may find general information on Eastern European studies and the people who are concerned with research and teaching on this field in Göttingen as well as possibilities to explore and experience the region yourself by doing a field trip or doing a semester abroad or an internship.
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Colloquium on Tuesday, July 4 (6 p.m. c.t., room KWZ 0.610)

  • Klaus Gestwa: Envirohealth - Umwelt und Gesundheit in spät- und postsowjetischer Zeit


The event takes place in cooperation with the Institute for Economic and Social History.
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Colloquium on Thursday, June 29 (6 p.m. c.t., room KWZ 0.603)

  • Olga Sparschuh : Die Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen und der „Schwindel [...] mit in- und ausländischen Doktortiteln“ im Kaiserreich




Dr. Olga Sparschuh ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Technikgeschichte der Technischen Universität München und Koordinatorin der DFG-Forschungsgruppe „Evidenzprakti-ken in Wissenschaft, Technik, Medizin und Gesellschaft“. Ihr aktuelles Forschungsprojekt kreist um die Be-/Wertung ausländischer Qualifikationen in Deutschland im langen 20. Jahrhundert.


Im Kaiserreich nahm der Ge- und Missbrauch von Titeln so zu, dass sich der Jurist Richard Bier-mann in seiner 1914 erschienenen Abhandlung Der Schwindel mit Hoflieferanten-, Kommerzienrats-, Geheimrats-, in- und ausländischen Doktortiteln [...] systematisch damit befasste. Zwei Be-dingungen waren für diese Entwicklung zentral: Einerseits kamen mit der raschen Globalisierung immer mehr Personen mit ausländischen Zeugnissen ins Kaiserreich, die sich in Unkenntnis fremder Bildungssysteme nur schwer einschätzen ließen und auch deutsche Staatsbürger erwar-ben immer häufiger Abschlüsse im Ausland. Andererseits ging die Verbürgerlichung des Deut-schen Reiches mit einem ausgreifenden Titelwesen einher, das der 1905 erschienene Gesell-schaftsführer Berlin und die Berliner „als Reaktion gegen Adelsstolz und [...] gegen Geldbewusst-sein“ deutete. Anhand von Akten des Preußischen Kultusministeriums, zeitgenössischer Druck-schriften und der Berliner (Gesellschafts-)Presse, vollzieht der Vortrag die Diskussion um den zahnärztlichen Doktortitel nach, die Wissenschaft und Öffentlichkeit in diesen Jahren beschäftig-te. Denn während der Titel in manchen Staaten als sogenanntes Berufsdoktorat mit dem Ab-schluss des Studiums ohne zusätzliche Promotionsleistung vergeben wurde, existierte er in Preußen gar nicht. Wegen der Unmöglichkeit, einen zahnärztlichen Doktortitel legal zu erwer-ben, nutzten viele Angehörige dieser Berufsgruppe daher die Möglichkeiten anderer Länder, um ihren Status und ihre Wettbewerbschancen im Heimatland zu erhöhen – bis 1902 „Der Doctor-titel deutsch-amerikanischer Schwindelinstitute“ in den Fokus der Öffentlichkeit geriet und ei-nige Jahre später in Preußen der „Dr. med. dent.“ eingeführt wurde. Die Fallstudie lotet den schmalen Grat zwischen dem Versuch der institutionellen Bewertung im Ausland erworbener Qualifikationen und der Ausschöpfung individueller Handlungsspielräume in der Migration aus. Denn während unterschiedliche Maßstäbe dazu führten, dass im Ausland erlangte Qualifikatio-nen oft nicht den preußischen Erwartungen entsprachen, eröffnete andererseits die Grenzüber-schreitung die Möglichkeit, ausländische Abschlüsse als mehr auszugeben, als sie waren. Der „Schwindel […] mit in- und ausländischen Doktortiteln“ in einer Gesellschaft, die zunehmend in Bewegung geriet, erlaubt so einen Einblick in die Schwierigkeiten der Be-/Wertung ausländi-scher Qualifikationen in Deutschland im langen 20. Jahrhundert.

The event takes place in cooperation with the Institute for Economic and Social History.
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Colloquium on Tuesday, June 20 (6 p.m. c.t., room KWZ 0.610)

  • Susan Carin Zimmermann: Multi-scalar and Cold War-driven? Comparative Reflections on Communist-led Gendered Trade Unionism in State-Socialist Europe and Internationally




The presentation discusses the politics of promoting women’s trade unionism at the World Federation of Trade Unions and in Hungary between the late 1940s and the late 1950s. It examines the factors that propelled and restricted the development of these politics on, and shaped their travel between, the workplace and the national and international scales. While women’s trade unionism flourished in Hungary in the period, within the women’s politics pursued by the WFTU internationally the triple distinction between socialist, capitalist, and colonial countries translated into rather restrictive roles envisioned for Central European women’s trade unionism. For a variety of reasons, related to all scales of action, the connection between the WFTU’s politics of promoting women’s trade unionism and the activities developed by the Hungarian women trade unionists remained rather weak during the period considered.


Susan Zimmermann is a historian of labour and gender politics and movements in the international context and in Austria-Hungary. Her most recent monograph is Frauenpolitik und Männergewerkschaft. Internationale Geschlechterpolitik, IGB-Gewerkschafterinnen und die Arbeiter- und Frauenbewegungen der Zwischenkriegszeit (Löcker Verlag 2021), and together with Eloisa Betti, Leda Papastefanaki and Marica Tolomelli she co-edited Women, Work, and Activism. Chapters of an Inclusive History of Labor in the Long Twentieth Century (CEU Press 2022). She holds the European Research Council Grant “Women’s Labour Activism in Eastern Europe and Transnationally, From the Age of Empires to the Late 20th Century” (Acronym: ZARAH).

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Colloquium on Tuesday, June 13 (6 p.m. c.t., room KWZ 0.610)

  • Kateryna Kobchenko: Die ukrainische Emigration in Deutschland nach 1945 in Vielfalt ihrer politischen Ideen




Den Schwerpunkt meines Forschungsprojekts bilden die theoretische Entwicklung und der praktische Einsatz von politischen Ideen sowie die Befreiungskonzeptionen der ukrainischen politischen Exilanten seit dem Kriegsende im Jahr 1945 bis 1991 im Kontext des Kalten Kriegs. Die Ukrainer machten die größte nicht-russische Gruppe unter den politischen Emigranten aus dem Sowjetischen Raum aus und bildeten weltweit eine große Emigrationsgemeinde, die bis in die 1960er Jahre hinein weltweit ca. zwei Millionen Mitglieder umfasste. Davon lebte in Westdeutschland eine der größten Gemeinden von Ukrainern in Europa mit ca. 20.000 Menschen, deren bedeutende Rolle und Einfluss auf die gesamte ukrainische Emigration durch den westdeutschen Standort wichtiger Zentralen verschiedener und miteinander konkurrierender politischer Organisationen begründet war. Diese in mehreren Aspekten heterogene transnationale Exilgemeinde wurde zu einer imagined community, die gerade die verspäteten Prozesse der Nationsbildung erlebte und gleichzeitig in der „Freien Welt“ den politischen Pluralismus genießen konnte, so dass Westdeutschland zu einem "Schmelztiegel“ der verschiedenen Ideen wurde, die unter den transnationalen Rahmenbedingungen und in der gegenseitigen Konkurrenz ihre neuen Inhalte und Ausdrucksformen fanden. Alle politischen Gruppen teilten zwar ein deutliches gemeinsames Doppelziel – die Unabhängigkeit der Ukraine und ihre Befreiung vom kommunistischen Regime –, sie entwickelten und verfolgten jedoch die unterschiedlichen Strategien, wie diese Ziele aus ihrer Sicht zu erreichen waren. Diese Unterschiede wurden mit ungleichen politischen Erfahrungen ihrer Träger in der Vor- und Kriegszeit und mit ihrer unterschiedlichen regionalen Herkunft (ehem. Polen oder der Sowjetukraine) stark beeinflusst. Der hohe Anteil an Intellektuellen unter den Exilanten, machte sie zu einem starken ideologischen Gegner des Sowjetregimes, das sie als ein ständiger „Irritationsfaktor“ ernsthaft annahm. Jede politische Partei bzw. Vereinigung berief sich dabei auf eine, zwar missglückte, Tradition von Staatsaufbau oder Befreiungskampf, so dass unmittelbar nach dem Krieg in Westdeutschland alle ehemaligen nicht-sowjetischen Regierungen bzw. Leitungen der Befreiungsbewegungen zusammenkamen. Nach einigen Umstrukturierungen bildeten sich bis zum Ende der 1950er Jahre zwei größere politische Zentren der ukrainischen Emigration. Eines davon war die UNRada, gegründet als Vereinigung mehrerer demokratischer Parteien aus der Vor- oder Nachkriegszeit. Ihre Legitimität begründete die UNRada mit ihrem repräsentativen Charakter und der Fortsetzung der Tradition des letzten international anerkannten ukrainischen Staats UNR (Ukrainischer Volksrepublik). Ihre Hauptkonkurrenten waren die Nationalisten, erneut aufgespalten in ein integrales und liberales (demokratisches) Lager. Die erste Gruppe, die OUN des Bandera-Flügels (OUN-B) oder Revolutionäre OUN, genoss eine große Unterstützung in der Exilgemeinde und hatte den Anspruch eine überparteiliche all-nationale Bewegung zu sein. Die Mitglieder der OUN-B lehnten die Vereinigung im Rahmen des Exilparlaments ab und fanden die Aufteilung auf die zwei großen politischen Lager – der „Prinzipiellen Politik“ (darunter verstanden sie ihre eigene Partei) und das der „Realpolitik“ (wie sie die UNRada bezeichneten) sinnvoll. Ihre Konzepte entwickelten die Exilukrainer in einer bipolaren Welt und mit der Orientierung auf die westlichen Demokratien als politisches Vorbild sowie auf die Verbündeten im antikommunistischen Widerstand, was ihre Aktivitäten zu einem Bestandteil des Kalten Kriegs und sie selber zu transnationalen Akteuren machte.

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Colloquium on Tuesday, June 6 (6 p.m. s.t., room KWZ 0.610)

  • Marie Bullerschen (BA): Gewerkschaftskämpfe. Museale Solidarność-Narrative im Wandel polnischer Geschichtspolitik

    • Benedikt Heiling (BA): Breite Massenunterstützung oder unpopuläre Minderheit? Die Unterstützung der Bolschewist*innen durch die Fabrikkomitees in Petrograd während der Russischen Revolution 1917


    • Anne-Dorothea Schmiesing (MA): Die Rolle der habsburgischen Serben im Ersten Serbischen Aufstand 1804–1813


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    Colloquium on Tuesday, May 23 (6 p.m. c.t., room KWZ 0.610)

    • Mark E. Simon: Public Visibility of Central Asian Migrants in Russia from the Late Soviet Period to the Present




    The ambivalence of the public visibility of migrants who experience the burden of being identified as belonging to ethnic and racial minorities is well described in the academic literature. This ambivalence, according to the insightful observation made by the anthropologist Shahram Khosravi, is that constructing migration as a social threat through political discourses, media overexposure and cultural production, renders ‘migrant’ hyper-visible as an object of the public gaze – the Oriental Other, but invisible as a subject – a human being with her or his own individuality. However, in relation to the Russian context, the institutional settings that mediate such an (in)visibility of migrants and the historical dynamics of changes in these settings seem to be largely underexplored. In his presentation, the author, having briefly discussed the general structural changes that migrations from Central Asia to Russia have undergone since the late Soviet times, will then focus on a particular type of institutions that seem to him worthy of attention in relation to migrants’ public visibility. These are Houses of Friendship of Peoples (or Houses of Nationalities, as they are called in some regions of Russia), cultural establishments
    designed to embody the state policy of ‘cherishing’ the country’s ethnic diversity. Their main activity is the orchestration of staged performances in cooperation with officially recognized ethnicity-based organizations. The presentation will introduce a conceptual framework that comprehends Houses of Friendship as a chronotope of the politics of visibility as applied to Russia’s Central Asian residents. In terms of temporality, Houses of Friendship combine the Soviet patterns of essentialized representation of ethnicities with the current ideological guidelines of Russia’s nationalities policy. In spatial terms, they turn out to be an arena affected by the authorities of both ‘host’ and ‘sending’ countries, as well as transnational market forces and media structures. Based on his ethnographic study conducted in four Russian cities from 2019 to 2021, the author will outline the range of tactics employed by members of Central Asian public organizations to navigate between the stereotypical images of ‘bad migrants’ and ‘good folk characters’ within their activities on the platform of Houses of Friendship.

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    Colloquium on Tuesday, May 16 (6 p.m. c.t., room KWZ 0.610)

    • Tetiana Pastushenko: Das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen im Zweiten Weltkrieg: Eine ukrainische Perspektive




    Die ehemaligen sowjetischen Kriegsgefangenen stellen nach den europäischen Juden:Jüdinnen die höchste Opferzahl im Zweiten Weltkrieg mit rund 3,3 Mio. Toten. Teilweise wurden sie direkt getötet, zum größten Teil aber gingen sie an den verheerenden Bedingungen von Unterbringung und Ernährung zugrunde. In der Sowjetunion galt die Gefangennahme als Desertion und Verrat. Deswegen waren überlebende Soldaten der Roten Armee, die nach dem Krieg aus deutscher Kriegsgefangenschaft zurückkehrten, erneut Verfolgungen ausgesetzt.

    Die hohen Verluste unter den Gefangenen in der Sowjetunion und ihr kompliziertes Nachkriegsschicksal gehen unter anderem zurück auf die ideologisch geprägte militärische Gegnerschaft des deutsch-russischen Krieges und auf den rechtlichen Status der Gefangenen, der ihnen von den Kriegsparteien zugewiesen wurde.

    Die Ukraine stand im Mittelpunkt des Krieges zwischen Nazi-Deutschland und der Sowjetunion. Ihr gesamtes Territorium war von den Nazis besetzt. Etwa 8 Millionen Ukrainer wurden zur Roten Armee eingezogen, von denen 3 Millionen getötet wurden oder verschollen sind. Etwa eine Million Ukrainer befanden sich in deutscher Gefangenschaft.

    In der besetzten Ukraine wurden die meisten Rotarmisten und Rotarmistinnen gefangen gehalten. Insgesamt existierten hier 34 Stalag und 40 Dulag, zu denen insgesamt etwa 200 Außenlager gehörten. Insgesamt kamen etwa 2 Mio. Gefangene durch die Lager der Ukraine, von denen ca. 800.000 dort starben.

    In der Geschichte des Zweiten Weltkriegs erscheinen die gefangenen Soldaten der Roten Armee als eine Art "graue, namenlose Masse". In der ukrainischen Gesellschaft bleiben sie "vermisst". In Deutschland wurde eine multiethnische Gruppe von gefangenen Rotarmisten als "gefangene Russen" bezeichnet. Noch heute werden Orte, an denen sich Lager für sowjetische Kriegsgefangene befinden, als "Russenlager" oder "Russenfriedhof" bezeichnet.

    In ihrem Vortrag wird Tetyana Pastushenko am Beispiel der Biografien ehemaliger sowjetischer Kriegsgefangener die Besonderheiten des Schicksals von Kriegsgefangenen aus der Ukraine beschreiben. Sie stellt den aktuellen Stand der Forschung zum Thema sowjetische Kriegsgefangene vor, präsentiert neue Forschungs-, Museums- und Ausstellungsprojekte und gibt Anregungen für weitere Forschungen.

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