Dr. Katrin Dennerlein (Bayreuth/Würzburg)


Erscheinungsweisen und Funktionen von Komik in den Komödien der Hamburger Oper 1678-1738


Respondentin: PD Dr. Anke Detken (Göttingen)


Zeit: 17. Januar 2013, 18h c.t.
Ort: Göttingen, Platz der Göttinger Sieben 7, Verfügungsgebäude, Raum VG. 4.103



Abstract

Die deutschsprachige Komödie im 18. Jahrhundert gilt als ernst, Komik spielt in ihr eine marginale Rolle – so die gängige Forschungsmeinung. Diese These beruht allerdings auf wenigen Höhenkammtexten und lässt sich nicht mehr halten, sobald man den Fokus erweitert. In meiner Habilitationsschrift möchte ich deshalb Formen der Komik in der deutschsprachigen Komödie des 18. Jahrhunderts einerseits in wenig berücksichtigten Stücken − z.B. des Musiktheaters und der Wanderbühne − untersuchen, andererseits Formen von Komik, die es auch in den kanonischen Stücken gibt, breiter kontextualisieren.

Den Beginn meines Untersuchungszeitraums markieren die Libretti der Hamburger Oper von 1678 bis 1738. Die Libretti der rund 270 Opern dieses Zeitraums sind zu 95% deutschsprachig; 55% sind Eigenproduktionen. Eine große Zahl der Stücke sind Übersetzungen und Bearbeitungen italienischer Libretti oder fremdsprachiger Komödien. Daneben gibt es aber Stücke, die für Hamburg ohne solche Vorbilder ganz neu geschrieben wurden. Im Bereich der Komödien gehören dazu Lokalopern, Einakter und Bearbeitungen deutscher Komödien.

Für die Untersuchung der Funktion von Komik sind diese Stücke auch aus sozialgeschichtlichen Gründen besonders wichtig. Erstens war die Hamburger Oper als Aktiengesellschaft organisiert, die finanziell von Hamburger Bürgern getragen wurde. Jedermann konnte gegen Eintrittsgeld die Vorstellungen besuchen, so dass der Publikumsgeschmack und die Bezüge zu lokalen Besonderheiten eine wichtige Rolle für den Erfolg der Stücke spielten. Zweitens diente die Oper dem Hamburger Senat, der die Rolle des Souveräns innehatte, auch zu Repräsentationszwecken, und drittens repräsentierten hier auch viele auswärtige Fürsten: Vertreter der schwedischen, der norwegischen und der englischen Krone, aber auch der Fürsten von Braunschweig und Hannover, wohnten dauerhaft in Hamburg und mieteten die Oper bei den Besuchen ihrer Fürsten und an deren Ehrentagen. Es wird also zu fragen sein, welche Korrelationen zwischen dem Wandel der Formen von Komik und den sozialgeschichtlichen Bedingungen zu finden sind.