Kunstwerk des Monats im September 2012


02. September 2012
Die Natur im Negligé. Karl Buchholz' Gemälde "Der Teich"
Vorgestellt von: Phil Miller

BuchholzKdMSeptemberEin besonderes Stück der Göttinger Universitätskunstsammlung stellt die nach 1880 entstandene Ölstudie Der Teich dar.

Geschaffen hat sie Karl Buchholz, der 1849 in Schloßvippach bei Weimar geborene und später an der Weimarer Kunstschule ausgebildete Landschaftsmaler und Radierer. Er gilt als einer der wichtigsten Künstler der Weimarer Malerschule und war prägend für ihre charakteristische Landschaftsmalerei. Verlassen hat er seine Heimatstadt nie und so konzentriert sich seine Arbeit ausschließlich auf das Weimarer Umland. Die Weimarer Malerschule und ihre Leitfigur Buchholz waren zwischen 1870 und 1880 auf dem Zenit ihres Erfolges. Durch steigende Verbreitung der Freilichtmalerei in Deutschland verloren sie jedoch den Nimbus einer fortschrittlichen Malerei. 1889 nahm sich Buchholz das Leben, wobei seine Beweggründe nicht zu klären sind.

Sein Œuvre umfasst ausschließlich Landschaften. In Ölgemälden und in späteren Jahren auch in Radierungen bildet er die Gegend um Weimarer ab. Besonders berühmt sind seine Darstellungen des Webichts, einer Waldlandschaft nordöstlich von Weimar. An ihnen sieht man die Qualität seiner Malerei. Mit der Tonmalerei bindet er das Bild farblich zusammen und setzt feine, graphisch anmutende Bäume in die Landschaft. Dabei ist er in seinem Schaffen von Niederländern wie Jacob van Ruisdael, aber besonders von der Schule von Barbizon beeinflusst worden.
Die hier vorzustellende Studie steht stellvertretend für das Œuvre von Karl Buchholz und ist somit ebenso beispielhaft für die Malerei der Weimarer Malerschule. Der Teich ist eine kleine, querformatige Ölstudie. In dunklen Braun- und Grüntönen zeigt sie im Vordergrund einen Teich, der von einer Wiese und einem Wall umschlossen wird. Größtenteils ist die Landschaft mit schnellen, breiten Pinselstrichen auf die Leinwand gebracht, nur der Schilfwuchs am Ufer wurde mit feinen Strichen aufgetragen. Diese flüchtige Arbeitsweise unterscheidet die Studie von den sonst sorgfältig vollendeten Gemälden des Künstlers. Doch obwohl Der Teich kein autonomes Gemälde ist, liegt der Studie bereits ein ordnendes Kompositionsschema zu Grunde. Gerade das Motiv eines Teiches ist in Buchholz‘ Gesamtwerk einmalig. Zudem steht es in direkter Verbindung zu einer weiteren Studie Landschaft in Oberfranken, die sich in Weimar befindet. Auch diese Studie zeigt ein für Buchholz einzigartiges Motiv: eine Berglandschaft. Was beide verbindet ist normalerweise nicht zu sehen. Dreht man die Studien um und wirft einen Blick auf die Rückseite, findet man zeitgenössische Testate über die Echtheit dieser Studien. Sie wurden nach dem Tod von Karl Buchholz auf einer Verkaufsausstellung dort angebracht. Beide Studien stammen also aus demselben Ursprungskontext. Damit nimmt die Göttinger Studie einen einzigartigen Platz im Œuvre von Karl Buchholz ein.