1. Juni 2023:
Vorfahren von Maori und Moriori kehren nach Hause zurück

Universität Göttingen übergibt Gebeine aus Sammlungen an Aotearoa (Neuseeland)

(pug) Das Hamburger Unternehmen Umlauff handelte Ende des 19. Jahrhunderts en gros mit Erwerbungen deutscher Kolonialisten in Übersee. Darunter befanden sich auch Kōimi T’chakat Moriori skeletal remains von Moriori (Menschen von Rēkohu, den Chathaminseln östlich der Nordinsel Neuseelands). Dieser Handel verstieß gegen die damaligen dortigen Landesgesetze, die das Sammeln sowie den Raub, Missbrauch und Handel mit human remains von Māori und Moriori aus Neuseeland untersagten. Dennoch gelangten sie über das Hamburger Museum für Völkerkunde nach dem Zweiten Weltkrieg an die Universität Göttingen. Andere ancestral remains kamen wiederum über den Händler Kluckauf von Neu-seeland nach Wien und von dort aus nach Göttingen.
Die Universität Göttingen arbeitet mit dem Karanga Aotearoa Repatriation Programme zu-sammen, um die Rückgabe dieser kōiwi tangata (Māori skeletal remains) and kōimi t’chakat (Moriori skeletal remains) nach Aotearoa (Neuseeland) zu ermöglichen.
Am Donnerstag, 1. Juni 2023, wird eine formelle Übergabe gemäß tikane Moriori (indigenen kulturellen Gebräuchen und Zeremoniellen) stattfinden.
„Wir unterstützen die Initiative der Bundesregierung, dass sacred ancestral remains in Sammlungen identifiziert und in ihre Heimat zurückgeführt werden müssen“, sagt Göttin-gens Universitätspräsident Prof. Dr. Metin Tolan. Auch der Senat der Universität Göttingen hatte im März 2023 die Verantwortung der Universität für die Aufarbeitung der Kolonialge-schichte und für produktive, zukunftsgerichtete Kontakte mit postkolonialen Gesellschaften unterstrichen. Die anstehende Zeremonie ist ein weiterer Schritt in diesem Unterfangen.
Die ancestral remains stammen von vermutlich 32 Individuen. Die Recherchen der Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaftler des von der VolkswagenStiftung geförderten For-schungsprojekts „Sensible Provenienzen: Menschliche Überreste aus kolonialen Kontexten in den Sammlungen der Universität Göttingen“ sind noch nicht abgeschlossen.
Te Herekiekie Haerehuka Herewini, Leiter des Repatriation-Programms am Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa, war als Fellow am Projekt beteiligt. Er erklärt: „Durch unsere Untersuchungen konnten wir ermitteln, dass die ancestral remains von Moriori von Rēkohu (Chathaminseln) und Māori aus Aotearoa (Neuseeland) stammen und auf welchem Weg sie in die beiden Sammlungen gelangten.“ Er erforschte die Herkunft der skeletal remains aus Aotearoa und stelle dabei fest, dass die Indizien manchmal rar waren wie im Fall von drei Schädeln aus der Blumenbach-Sammlung. Das Wort „Māori“ war von Hand darauf geschrie-ben worden. Durch eine Analyse der Handschrift konnte ermittelt werden, dass sie vom da-maligen Direktor des Colonial Museum in Wellington, Sir James Hector, stammt.