Band 7: Über ökonomische Kalküle für forstliche Nutzungsentscheidungen

Möhring, Bernhard


Schriften - Band 7 (1994)
217 Seiten. 15,20 €
ISBN 3-7939-7007-8



Forstliche Nutzungsentscheidungen sind das Tagesgeschäft der Forstbetriebe - geht es dabei doch um die Abwägung, ob aktuell die Ernte eines Baumes bzw. Bestandes oder dessen Erhalt und damit der Aufschub der Holzernte vor dem Hintergrund der verfolgten Ziele vorteilhafter ist. Die Fortentwicklung der für diese Entscheidungssituationen geeigneten ökonomischen Kalküle und damit ganz allgemein eine Förderung des entscheidungsorientierten Ansatzes der forstlichen Betriebswirtschaftslehre ist das Anliegen dieses Buches.

Grundsätzlich ist die wissenschaftliche Auseinandersetzung um geeignete ökonomische Kalküle für forstliche Nutzungsentscheidungen keineswegs neu. Der historische Streit zwischen der sog. Bodenreinertragslehre und der sog. Waldreinertragslehre ist vielmehr ein markanter Teil dieser Diskussion und hat das forstökonomische Denken bis heute stark geprägt. Es wird aber gezeigt, daß weder die Kalküle der Bodenreinertragsiehre, die implizit unterstellen, daß Forstbetrieben unbeschränkt Kapital zugunsten von rentableren Anlagealternativen außerhalb des Forstbetriebes entzogen werden kann (was i.d.R. mit den Nachhaltigkeitszielen nicht im Einklang steht), noch daß die Kalküle der Waldreinertragslehre, die implizit unterstellen, daß unbeschränkt finanzielle Mittel zur Verfügung stehen (was einem unbeschränkten Budget entspräche), den forstbetrieblichen Realitäten gerecht werden.

Die Berücksichtigung von Mehrfachzielsetzungen und betrieblichen Restriktionen erfordert vielmehr ein anderes methodisches Vorgehen. Mittels vergleichender Bewertung ist zwischen den verschiedenen Handlungsalternativen eine Rangordnung herzustellen. Hieraus wird dann die optimale Teilmenge der Maßnahmen ausgewählt, die unter Einhaltung der Restriktionen insgesamt zur maximalen Zielerreichung führt. Anhand von Simulationsrechnungen wird gezeigt, daß für forstliche Nutzungsentscheidungen der interne Grenzzinssatz das geeignete Rangordnungskriterium darstellt. Die Verwirklichung dieses Auswahlprinzipes ermöglicht, ohne daß zusätzliche Investitionen im Sinne von Einnahmeverzichten notwendig wären, auf Dauer einen höheren betrieblichen Reinertrag.

Neben der Berücksichtigung von Mehrfachzielsetzungen und Restriktionen werden besondere Notwendigkeiten zur Fortentwicklung der ökonomischen Entscheidungskalküle auch in der Berücksichtigung von Geldwertänderungen und steuerlichen Regelungen gesehen, denn inflationäre Geldentwertung, besonders im Zusammenspiel mit den forstlichen Sonderregelungen der Substanz- und Ertragsbesteuerung, schaffen wichtige ökonomische Anreize für die Vorratshaltung und die Maßnahmen der Waldpflege - Aspekte, die insbesondere bei Nutzungsentscheidungen im Privatwald von großer Wichtigkeit sind. Die elektronische Datenverarbeitung - mittels moderner Management-Software auf dem PC - erweist sich bei dieser Untersuchung als sehr hilfreich. Sie bildet die jeweils interessierenden Entscheidungsprobleme mittels Simulation recht einfach und konsistent ab, ermöglicht das Auffinden der jeweils optimalen Handlung und verdeutlicht die Ergebnisse und Strukturen anhand umfangreicher tabellarischer und grafischer Darstellungen.

Diese Arbeit wurde als Habilitationsschrift am Forstwissenschaftlichen Fachbereich der Universität Göttingen angenommen und richtet sich an Wissenschaftler, Studierende und auch
forstliche Praktiker mit dem Interessenschwerpunkt Forstplanung und Forstökonomle.

Herausgegeben von Volker Bergen und Horst Dieter Brabänder