Band 25: Perspektiven forstökonomischer Forschung

W. Löwenstein, R. Olschewski, H.D. Brabänder, B. Möhring (Hrsg.)


Schriften - Band 25(2004)
200 Seiten. 17,50 €
ISBN 3-7939-7025-6



Der Band enthält elf Beiträge aus dem gesamten Bereich der Forstökonomie, die Volker Bergen zu seinem 65. Geburtstag gewidmet sind. Im Vorwort zu dieser Schrift betont Horst Dieter Brabänder die Einheit der Forstökonomie, die sich mit derselben ökonomischen Methodik den betrieblichen, marktlichen und gesamtwirtschaftlichen Problemen zuwendet.

A.W. Bitter, TU Dresden untersucht die Strategische Planung als Instrument der forstlichen Betriebsgestaltung. Sein Anliegen besteht darin aufzuzeigen, dass es möglich ist, die operativen und taktischen forstbetrieblichen Maßnahmen aus einer strategischen Planung abzuleiten, die aus einem Vergleich alternativer Entwicklungsstrategien unter Berücksichtigung der Eigentümer-Zielsetzungen resultiert. Dabei wird die Bedeutung der strategischen Planung dargestellt und an zwei forstbetrieblichen Strategien beispielhaft belegt.

P. Deegen, TU Dresden sucht nach Ansätzen einer ökonomischen Theorie der forstlichen Nachhaltigkeit. Er plädiert für die Anwendung der dynamischen Analyse, wenn man die Ökonomie der Nachhaltigkeit erforschen will und macht auch auf den Unterschied zwischen der nachhaltigen Nutzung einer natürlichen Ressource, wie dem Wald, und einer nachhaltigen Entwicklung einer Gesellschaft aufmerksam.

M. Dieter, P. Elsasser und C. Thoroe, BFH Hamburg prüfen die Forstökonomische Forschung als Grundlage für Politikberatung. Sie sehen in der Politikberatung eine wichtige Aufgabe einer wissenschaftlichen Forstwirtschaftspolitik, die ihrerseits auf den Erkenntnissen forstökonomischer Forschung aufbaut. Die Autoren demonstrieren dies an den neueren Erkenntnissen über die wirtschaftlichen Strukturen der Forstwirtschaft und der Holzmärkte sowie der ökonomischen Bewertung von Schutz- und Erholungsleistungen des Waldes.

H.A. Jöbstl, BOKU Wien sucht durch Innovationen des forstbetrieblichen Rechnungswesens: Die Integration des Waldvermögens voranzutreiben. Er konstatiert gravierende Defizite des betrieblichen Rechnungswesens durch die Vernachlässigung der Waldvermögenswertänderungen und der Sozial- und Umweltleistungen der Wälder. Der Verfasser sieht Fortschritte durch den Einsatz von permanenten Stichprobeninventuren und Inventurfortschreibungen sowie die Verwendung von Kalkulationssoftware. Eine wichtige Voraussetzung für den Einsatz dieser Instrumente und für eine erfolgreiche Bewirtschaftung der Wälder ist ein verstärktes Bewusstsein bezüglich der betrieblichen und gesellschaftlichen Bedeutung des Waldvermögens und seiner Veränderungen.

W. Löwenstein, U Bochum untersucht die Opportunitätskosten des Waldschutzes in den Tropen. Mit Hilfe der neoklassischen Wachstumstheorie zeigt der Verfasser, dass der Waldschutz vornehmlich die heimische Ersparnis aber auch die Holzexporterlöse der Tropenländer reduziert. Damit verbunden ist ein erheblicher Verzicht auf Bruttoinlandsprodukt und Pro-Kopf-Einkommen, für den diese Länder nicht kompensiert werden. Der Beitrag bietet einen empirischen Beleg für die ökonomische Erkenntnis, dass eine gute Absicht noch nicht ausreicht, um etwas Gutes zu schaffen.

B. Möhring, U Göttingen nimmt den Opportunitätskostengedanken von Wilhelm Löwenstein auf und überträgt ihn auf die betriebliche Ebene als Ein vereinfachender Ansatz zur Ermittlung von Ertragsverlusten bei Einschränkung der Waldbewirtschaftung. Dabei folgen die Einschränkungen beispielsweise aus Naturschutzzielen und werden durch waldbauliche Maßnahmen realisiert. Das betriebswirtschaftliche Grenzpreiskonzept will dann die minimale marginale Entschädigungsforderung für diese Änderung der Waldbewirtschaftung ermitteln. Aus Praktikabilitäts- und Akzeptanzgründen schlägt Möhring vor, jährliche, auf den ha bezogene Beträge zu berechnen und demonstriert Anwendungsmöglichkeiten an verschiedenen Beispielen.

M. Moog und J. Schmid, TU München untersuchen Bestimmungsgründe für Besucherzahlen und Eintrittspreise von Wildparks: eine ökonometrische Analyse. Diese Fragestellung zielt auf die Erschließung neuer Geschäftsfelder für Forstbetriebe und will die Frage beantworten, mit welchem Umsatz ein neuer Wildparkbetreiber rechnen kann, der dann die Basis für eine Pachtforderung des Waldbesitzers liefert. Der Beitrag widmet sich damit einem Thema, das vor dem Hintergrund defizitärer Forstbetriebe immer größere Bedeutung erlangt.

G. Oesten, U Freiburg diskutiert War da was? Über die Auswirkungen der „Waldsterbens“-Debatte auf die Forstwissenschaften im Allgemeinen und die Forstökonomik im Besonderen. Er sieht die Wissenschaften und so auch die Forstwissenschaften einschließlich der Forstökonomik in einem verstärkten Legitimationsdruck gegenüber der Gesellschaft. Am Beispiel des Waldsterbens zeigt er Dilemmata auf, denen sich die Wissenschaft selbst gegenübersieht, aber auch bezüglich der Politik und dre Gesellschaft.

R. Olschewski, U Göttingen und P.C. Benítez, U Wageningen präsentieren eine Monetäre Bewertung der Klimaschutzfunktion von Wäldern in verschiedenen Klimazonen Süd-Amerikas. Die Verfasser sehen in den Opportunitätskosten einer geänderten Landnutzung einen geeigneten Bewertungsansatz für die Klimaschutzfunktion von Wäldern. Die Praktikabilität dieses Ansatzes wird für Projektregionen in Argentinien und Ecuador gezeigt. Der Bewertungsansatz zeigt sich als theoriekonform und praktikabel und stellt einen gelungenen Beitrag zu einem effizienten Klimaschutz dar.

A. Roeder und M. Bücking, U Freiburg untersuchen Forstbetriebliches Management unter Ungewissheit und Unwissenheit. Die biologische Produktion der europäischen Forstwirtschaft ist durch Langfristigkeit gekennzeichnet, bei der Entscheidungen unter Unsicherheit eine wichtige Rolle spielen. Die Verfasser kommen zu dem Ergebnis, dass die Erhaltung der betrieblichen Flexibilität als Freiheit von Bindungen und Verfügbarkeit von Optionen die beste Strategie ist.

W. Sekot, BOKU Wien stellt Die Forstwirtschaftliche Gesamtrechnung für Österreich vor. Die Forstwirtschaft ist ein Produktionsbereich der Volkswirtschaft, dessen Transaktionen in einer Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zu erfassen sind. Neben dem Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen von 1995 existiert eine Forstwirtschaftliche Gesamtrechnung, für die seit 1997 ein eigenes Regelwerk gilt. Die Ergebnisse weisen die Forstwirtschaft in Österreich ebenso wie in Deutschland als eher unbedeutenden Wirtschaftssektor aus. Der Verfasser problematisiert die Gültigkeit und Zuverlässigkeit der Daten.
Die hier vorgelegten elf Beiträge zeigen, dass die Forstökonomie Forschungsperspektiven besitzt, die sich aus aktuellen und drängenden Problemen im Zusammenspiel von Wald und Gesellschaft ergeben. Die Schrift sei jedem zur Lektüre empfohlen, der an einer Lösung dieser Probleme interessiert ist.