Band 27: Der Stockverkauf ganzer Hiebsparzellen im öffentlichen Wald Frankreichs
Jörn Westphal
(2005)
329 Seiten. 22,00 €
ISBN 3-7939-7027-2
In deutschen Forstbetrieben ist es traditionell üblich, das zu verkaufende Holz entweder mit eigenen Arbeitskräften in Regie einzuschlagen oder von Unternehmern einzuschlagen zu lassen und anschließend sortimentsweise überwiegend freihand frei Waldstraße zu vermarkten. Sowohl die biologische als auch die technische Holzproduktion liegen vollständig in der Hand des Forstbetriebes. Im benachbarten Frankreich verkörpert hingegen der Holzverkauf auf dem Stock über Versteigerungen das traditionelle System von Holzproduktion und Vermarktung. Die französischen Forstbetriebe beschränken sich dabei weitgehend auf die Steuerung und Optimierung der biologischen Produktion mittels Hiebsplanung und -auszeichnung. Die Durchführung der technischen Holzproduktion wird dem Holzkäufer im Rahmen des Kaufvertrages übertragen.
Im deutschen forstlichen Schrifttum ist der Stockverkauf bisher nur wenig thematisiert worden, im Zusammenhang mit der schwierigen Ertragslage der Forstbetriebe findet er jedoch sowohl im fachlichen Diskurs um die Optimierung forstlicher Produktionsprozesse als auch in der forstbetrieblichen Praxis zunehmende Bedeutung. Vor diesem Hintergrund stellt das vorliegende Buch neue Informationen zum Thema Stockverkauf zur Verfügung. Auf der Grundlage des Theoriengebäudes der Neuen Institutionenökonomie, insbesondere der Transaktionskostentheorie, wird das beim staatlichen Office National des Forêts (ONF) praktizierte System des parzellenweisen Holzverkaufes auf dem Stock einer systematischen organisatorischen und ökonomischen Analyse unterzogen.
Im ersten Teil der Arbeit werden wesentliche wirtschaftliche und forstpolitische Rahmenbedingungen des französischen Stockverkaufes erarbeitet. Der zweite Teil des Buches richtet den Fokus auf die Prozessorganisation des Stockverkaufes. Im Sinne der Transaktionskostentheorie werden aus der Sicht des holzverkaufenden ONF die wichtigsten Kontrollmechanismen, sowie die damit korrespondierenden Strukturen und Abläufe der Prozesskette Holzproduktion und -vermarktung - die Kontrollstrukturen - analysiert und dokumentiert. Auf der Grundlage der vorgefundenen Prozessstrukturen erfolgt im dritten Teil eine differenzierte Untersuchung der Ressourcenverbräuche des französischen Systems. Auf der Grundlage konkreter Hiebsmaßnahmen werden die Arbeitszeitbedarfe und die damit korrespondierenden Kosten der verschiedenen Prozesselemente ermittelt und im Kontext des transaktionskostentheoretischen Ansatzes analysiert.
Um die Einordnung sowie eine vergleichende Diskussion der Analyseergebnisse zu ermöglichen, wird dem System des Stockverkaufes des ONF das im Landesbetrieb Hessen-Forst praktizierte Standard-System - der Freihandverkauf mit Aufarbeitung in Regie des Verkäufers - als Beispiel für das in Deutschland nach wie vor überwiegend zur Anwendung kommende System der Holzproduktion und -vermarktung gegenüber gestellt. Entsprechend erfolgen auch für das System von Hessen-Forst eine Analyse der Prozessorganisation sowie die Ermittlung der korrespondierenden Ressourcenverbräuche anhand konkreter Hiebsmaßnahmen.
In der abschließenden Wertung wird ein Systemvergleich im Kontext der Agentur- und Transaktionskostentheorie durchgeführt und systembezogene Nutzenüberlegungen werden diskutiert. Darüber hinaus werden Fragen der Organisationsentwicklung von Systemen vor dem Hintergrund der jeweiligen institutionellen Rahmenbedingungen und der Theorie des institutionellen Wandels diskutiert. Das Buch schließt mit Überlegungen zur Gestaltung der betrieblichen Leistungstiefe des Systems der Holzproduktion und -vermarktung.
Das Buch wendet sich insbesondere an Wissenschaftler und Praktiker aus der Forstwirtschaft, spricht aber auch den Bereich der Holzwirtschaft an. Es bietet über die Untersuchung und ihre Ergebnisse hinaus eine längere französischsprachige Zusammenfassung sowie eine deutsche Übersetzung der umfangreichen Geschäftsbedingungen des ONF für den parzellenweisen Holzverkauf auf dem Stock.
Herausgegeben von Volker Bergen und Horst Dieter Brabänder