In publica commoda

Presseinformation: Wissenschaft und Kolonialismus am Beispiel Göttingens

Nr. 123 - 18.09.2020

Studierende erstellen Webseite zum kolonialen Erbe der Universität Göttingen

 

(pug) Universitäten spielten in der europäischen Kolonialgeschichte eine wichtige Rolle. Durch Forschungen in und über die Kolonien entstanden neue Fachgebiete, zum Beispiel in der Orientalistik, in der Medizin oder in den Forstwissenschaften. Gleichzeitig trugen europäische Wissenschaftler dazu bei, die Kolonien besser zu beherrschen und wirtschaftlich auszubeuten. Studierende der Universität Göttingen haben im vergangenen Sommer in einem Seminar das koloniale Erbe der Universität Göttingen untersucht. Ihre Ergebnisse sind jetzt auf der Webseite www.goettingenkolonial.uni-goettingen.de zu finden.

 

„Bis heute basiert ein großer Teil der vermeintlichen Errungenschaften europäischer Wissenschaft auf kolonialem Wissen“, sagt die Göttinger Historikerin Prof. Dr. Rebekka Habermas, die das Seminar geleitet und in Zusammenarbeit mit der Göttinger Studentin Lena Glöckler veranstaltet hat. Die Teilnehmenden untersuchten einzelne Göttinger Forscher, die aufgrund von Expeditionen, Rasseforschung oder anderen Studien koloniale Strukturen genutzt haben und von diesen profitierten. Zudem schauten sich die Studierenden verschiedene wissenschaftliche Disziplinen und Orte an. Dazu gehörten unter anderem der botanische Garten und die universitären Sammlungen, in denen sich viele Objekte aus den damaligen Kolonien befinden. Sie versuchten auch, diejenigen namenlosen Expertinnen und Experten vor Ort zu identifizieren, ohne die die Göttinger Forscher es nicht zu ihrem Erfolg gebracht hätten. Dafür sichteten sie historische Quellen, zum Beispiel Veröffentlichungen der Forscher oder Dokumente und Fotos aus Archiven in Witzenhausen, der Stadt Göttingen und der Universität.

 

Die Webseite bezieht auch Ergebnisse einer Ausstellung mit ein, die Studierende der Universität Göttingen 2018 unter Leitung von Habermas und Karolin Wetjen, heute wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neuere Geschichte der Universität Kassel, zur Geschichte der Stadt Göttingen im Kolonialismus gezeigt haben. Die Webseite ist ohne zeitliche Begrenzung aufrufbar und wird vom Lehrstuhl für Neuere Geschichte betreut.

 

Kontakt:

Prof. Dr. Rebekka Habermas

Georg-August-Universität Göttingen

Philosophische Fakultät – Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte

Heinrich-Düker-Weg 14, 37073 Göttingen

Tel: 0551 39 23368

E-Mail: lehrstuhl.habermas@uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/557736.html