Schönheit. Macht. Mutterschaft.
Frauenbilder von Botticelli bis Niki de Saint Phalle

14. Mai - 1. November 2015, Kunstsammlung der Universität Göttingen

Ausstellungskonzept und Leitung:
Ida Becker, Salomea Gunia, Nele Nevo, Verena Suchy und Anita Schmidt-Jochheim


Schönheit Macht Mutterschaft 250Die Ausstellung

Inspiriert durch das Motto der dies­jährigen Inter­nationa­len Händel­fest­spiele Göttingen – Heldinnen?! – widmen die Sammlung Heinz Kirchhoff und die Kunst­sammlung der Uni­ver­sität Göttingen dem Themen­komplex starker Weib­lich­keit eine gemein­same Ausstellung. Welche Qua­litäten zeichnen starke Frauen aus, durch welche Taten wird eine Frau zur Heldin? Unter­schied­liche Epochen und Kul­turen haben auf diese Fragen ihre ganz eigenen Ant­worten gefunden und ihnen in viel­fältig­ster Weise künst­lerischen Ausdruck verliehen. Während in Grafiken und Gemälden aus fünf Jahr­hun­derten bedeutende Heroinen wie Judith oder Kleopatra beein­drucken, begegnen uns in Statu­etten die meist namen­losen Frauen der Kultur­geschichte, die durch ihr Frausein selbst in den unter­schied­lichsten Lebens­situationen zu einer anderen Art von Heldin wurden. Die Rollen von Frauen in ihrer Gesell­schaft, weibliche Mit- und Selbst­be­stimmung, die Bedeutung von Schwanger­schaft und Mutter­dasein, von Schönheit und Erotik, aber auch von sich wandelnden Weib­lich­keits­idealen werden thematisiert. Den gezeigten Frauen­bildern wohnt dabei stets eine gewisse Mehr­deutigkeit inne – es gibt eben nicht nur eine Form weib­licher Stärke, nicht nur eine einzige Art von Heldin. Die Aus­stellung lädt Sie dazu ein, Ihre eigene Ant­wort auf die Frage zu finden: Wodurch zeichnet sich eine starke Frau aus?


Schönheit. Macht. Mutterschaft.

Diese Aspekte weib­lichen Heldentums sind stets wieder­kehrende Merkmale in der Dar­stellung selbst­bestimmter, außer­gewöhnlicher Weib­lichkeit. Schönheit Schönheit, so unter­schied­lich sie sich auch darstellen kann, ist sicherlich am weit­reichend­sten mit Weib­lichkeit assoziiert. Oft empfinden wir eine Dar­stellung als schön, wenn sie regel­mäßig und ästhetisch ist. Aber auch eine andere Art von Schön­heit ist uns bekannt – eine Schön­heit, die sich durch Indi­vidua­lität und Einzig­artigkeit auszeichnet. Schön­heit öffnet Türen, schafft Einfluss, ermöglicht Verführung, erleichtert Über­zeugung.

Große Frauen­figuren wie weibliche Gott­heiten oder die Heldinnen der klassischen Antike und sogar christ­liche Heilige sind als besonders schöne Frauen dar­gestellt worden, um innere Stärke durch äußere Schönheit zu versinn­bildlichen. Ebenso wurde in viel­fältiger Weise und über die unter­schied­lichsten Schön­heits­ideale hinweg die Schönheit von Frauen mit ihrer Fruchtbarkeit verknüpft. Mutterschaft Mutter­schaft stellt auch heute in den meisten Kul­turen die wichtigste soziale Rolle einer Frau dar, sichert sie doch den Fort­bestand der Mensch­heit. Ent­sprechend häufig sind Abbildungen von Müttern, die für ihre Kinder sorgen. Die Kultur­geschichte kennt aber auch Mutter­figuren wie die ersten Mutter­gottheiten des Vorderen Orients, die als Mutter eines Herrschers oder eines ganzen Volkes verehrt wurden.

Die durch die Geburt eines Kindes evident werdende – oft als göttlich verstandene – Fähigkeit Leben zu spenden, bildet häufig eine Grund­lage für die Macht­position der Frau. Schwanger zu werden bedeutet aber auch, dass Frauen eigene Bedürf­nisse, eigene Wünsche zurück­stellen und bereit sind, im Ernstfall ihre Gesundheit, im Extremfall ihr Leben bei einer kom­plizierten Geburt zu riskieren. Macht Was haben Kleopatra und Elisabeth I. gemeinsam? Die eine beein­flusste mit ihrer legen­dären Schönheit und politischem Kalkül die bedeu­tendsten Männer ihrer Zeit, die andere ging als bewusst kinderlose, jungfräuliche Königin in die Geschichte ein. Mächtige, faszinierende Frauen waren sie beide – jede auf ihre eigene Art. Doch weibliche Macht zeigt sich nicht nur im politischen Handeln bedeutender Akteu­rinnen der Welt­geschichte. In den verschiedensten Kulturen zeugt die Verehrung von Göttinnen davon, dass Weiblichkeit eine besondere Wirk­mächtigkeit zugeschrieben wird. Aber auch einfache, namen­lose Frauen, die ihre Selbst­bestimmtheit in männlich dominierten Gesell­schafts­strukturen behaupten und sich den kleinen und großen Kämpfen des Frauen­alltags stellen, sind zweifelsohne mächtig.



Fotos der Ausstellung