Presseinformation: Wie groß ist Neuguineas artenreicher Schatz?

Nr. 103 - 05.08.2020

Internationales Team mit Göttinger Beteiligung gleicht digitale Daten mit Expertenwissen ab


(pug) Sie gilt als „letzte Unbekannte“ unter den artenreichen Inseln: Neuguinea. Bereits seit dem 17. Jahrhundert versuchen Botanikerinnen und Botaniker, die gesammelten Pflanzen zu identifizieren, zu beschreiben und zu benennen. Ein Team aus 99 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hat nun unter Leitung der Universität Zürich eine umfassende Aufstellung gemacht. Die Universität Göttingen beteiligte sich mit einer Untersuchung der Rautengewächse. Die Ergebnisse der Studie sind in der Fachzeitschrift Nature erschienen.

 

Die Autorinnen und Autoren stellten zunächst eine Liste von Pflanzennamen für das Untersuchungsgebiet aus Online-Katalogen, institutionellen Repositorien und aus von Taxonomen kuratierten Datensätzen zusammen. Nachdem die Daten gefiltert und digital abgeglichen wurden, wurden sie, jeweils nach einzelnen Pflanzenfamilien sortiert und jeweils einer Expertin oder einem Experten auf dem speziellen Gebiet vorgelegt, der diese überarbeitete. Dr. Marc Appelhans aus der Abteilung Systematik, Biodiversität und Evolution der Pflanzen mit Herbarium der Universität Göttingen, Co-Autor der Studie, untersuchte die artenreiche Familie der Rautengewächse, zu der auch die Zitrusfrüchte zählen. Zuletzt wurden die von den Experten erstellten Listen mit automatisch generierten Listen verglichen.

 

Das Team kam zu drei wichtigen Ergebnissen: Erstens hat Neuguinea mit 13.634 beschriebenen und akzeptierten Arten die weltweit reichste Inselflora. Damit hat sie 19 Prozent mehr Arten als Madagaskar und 22 Prozent mehr Arten als Borneo. Zweitens kommen 68 Prozent der Pflanzenarten Neuguineas nur dort vor. Drittens machen die von Experten überarbeiteten Listen einen erheblichen Unterschied zu automatisch generierten Listen aus, die bis zu 30.000 Pflanzenarten für Neuguinea angezeigt hatten. „Die Studie zeigt, dass auch im digitalen Zeitalter das kritische Auge von Spezialisten, die sich über Jahre in eine Pflanzenfamilie einarbeiten, enorm wichtig ist“, sagt Appelhans. „Wir müssen mehr in die Ausbildung solcher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler investieren, sodass dieses Expertenwissen nicht ausstirbt.“

 

Originalveröffentlichung: Rodrigo Cámara-Leret et al. New Guinea has the world’s richest island Flora. Nature (2020). Doi: https://doi.org/10.1038/s41586-020-2549-5

 

Kontakt:

Dr. Marc Appelhans

Georg-August-Universität Göttingen

Albrecht-von-Haller Institut für Pflanzenwissenschaften

Abteilung Systematik, Biodiversität und Evolution der Pflanzen mit Herbarium

Untere Karspüle 2, 37073 Göttingen

Telefon: 0551 3922220

Marc.Appelhans@biologie.uni-goettingen.de