Band 35: Klimaschutz durch Forstprojekte
Klaus Wallner
(2010)
245 Seiten. Kartoniert 28,50 €
ISBN 978-3-7939-7035-4
- Eine ökonomische Bewertung temporärer Zertifikate im Rahmen des Kyoto-Protokolls -
Das im Jahr 1997 von der internationalen Staatengemeinschaft auf den Weg gebrachte und 2005 in Kraft getretene Kyoto-Protokoll verpflichtet die beigetretenen Industrieländer während einer fünfjährigen Periode (2008–2012) zur Minderung ihrer Treibhausgasemissionen. Im Kyoto-Protokoll verankert ist dazu unter anderem die Möglichkeit, die CO2-Bindung durch Forstprojekte, die durch das finanzielle Engagement von Industrieländer umgesetzt werden, mindernd auf die Verpflichtung zur
Reduktion von Emissionen anzurechnen. Erfolgt die Umsetzung dieser Aufforstungs- und Wiederaufforstungsprojekte in Entwicklungsländern und erfüllen sie die entsprechenden Voraussetzungen der United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC), werden sie als Clean Development Mechanism (CDM) Projekte bezeichnet.
Die Bindung von CO2 durch diese Art von Forstprojekte wird mit der Ausgabe von Emissionsreduktionsgutschriften (CO2-Zertifikate) honoriert. Eine Besonderheit der CDM-Forstprojekte besteht darin, dass ihre CO2-Bindung nicht als dauerhaft angesehen wird. Nach langen Diskussionen während der 9. Vertragsstaatenkonferenz im Dezember 2003 in Mailand einigte man sich darauf, für diese Projekte temporär gültige Zertifikate einzuführen. Der Verwender erfüllt dadurch seine Verpflichtung nicht endgültig, sondern verschiebt diese nur um die Gültigkeitsperiode der temporären Zertifikate in die Zukunft. Aus der Sicht der Anbieter (Projektträger) kann die monetäre Bewertung der temporären Zertifikate auf Basis der CO2-Bindungkosten erfolgen, die von der geographischen Lage, weiteren Standorteigenschaften sowie der gewählten Baumarten abhängen. Für die Perspektive der Nachfrager (Verwender) schlägt die Literatur die Kalkulation einer reinen Zeitpräferenz vor, die als Grundlage den aktuellen Preis für ein permanent gültiges Zertifikat nimmt und ihn mit der Gültigkeitsdauer der temporären Zertifikate in Bezug setzt (Zeitpräferenzansatz). Bei diesem Bewertungsansatz werden jedoch entscheidende Einflussfaktoren auf die Zahlungsbereitschaft für ein temporäres Zertifikat aus Sicht des Verwenders nur ungenügend abgebildet.
Mit Hilfe der Arbitrage-und der Optionspreistheorie wird nun ein neuer Bewertungsansatz hergeleitet, der die relevanten Eigenschaften der temporären Zertifikate aus der Perspektive des Verwenders hinreichend quantifiziert (Arbitrageansatz). Die drei wesentlichen Bestandteile des Konzepts sind Zinsvorteil, Risiko und Flexibilität. Diese sind in Abhängigkeit von der restlichen Gültigkeit des temporären Zertifikats und dem Preis für ein permanent gültiges Zertifikat zu ermitteln. Abschließend wird an Hand von vier Fallbeispielen für CDM-Forstprojekte, die mittels Monte-Carlo-Simulation aus der Projektdatenbank der UNFCCC gewonnen wurden, das Ergebnis des Arbitrageansatzes einer rein auf die Zeitpräferenz abstellenden Bewertung gegenübergestellt. Das Ergebnis der Fallstudien unterstreicht, dass die Zahlungsbereitschaft für temporäre Zertifikate aus Nachfragersicht mit dem Zeitpräferenzansatz überschätzt wird.
Herausgegeben von Volker Bergen, Martin Moog und Roland Olschewski