Archäologische Ringvorlesung Wintersemester 2022/23
Montag 19:15 Uhr – Altes Auditorium, HS 11 – Weender Landstraße 2
30.01. Abweichender Veranstaltungsort: Sammlung der Gipsabgüsse, Nikolausberger Weg 15
online: https://meet.gwdg.de/b/joh-fb9-cas-wjm
01.11. |
Ausnahmsweise Dienstag, den |
07.11. | Dr. Heidi Köpp-Junk (Göttingen) |
14.11. | Prof. Dr. Carola Metzler-Nebelsieck (München) |
21.11. | Prof. Dr. Christoph Eger (Xanten) |
28.11. | PD Dr. Martin Kovacs (Tübingen) |
05.12. | Dr. Philipp Pilhofer (Rostock) |
12.12. | Prof. Katarina Harvati-Papatheodorou (Tübingen) |
09.01. | Julia Bertsch, M.A. (Tübingen) |
16.01. | Prof. Dr. Martin Bentz (Bonn) |
23.01. | Prof. Dr. Luca Giuliani (Berlin) |
30.01. | Abweichender Veranstaltungsort: Prof. Dr. Johannes Bergemann (Göttingen) |
06.02. | Prof. Dr. Johannes Bergemann (Göttingen) |
Zusätzliche Online-Vorträge „100 Jahre Tutanchamun“
13.12. |
Dr. André J. Veldmeijer (Kairo) Tutankhamun’s Leather: Evidence Gleaned from the Ruins |
24.01. | Dr. Katrin Laatsch (Hamburg) |
28.02. | Dr. Katja Broschat (Mainz/Kairo) |
Veranstaltet vom: Seminar für Ägyptologie und Koptologie, Göttingen
jeweils um 18.00 ct. online und öffentlich unter:
https://www.uni-goettingen.de/de/667332.html
01.11.
Dr. Rebecca Klug (Göttingen)
Griechische Inseltürme: Wachtürme, Turmgehöfte oder Sklavenwohnungen?
Turmgehöfte, Wachtposten oder Sklavenunterkünfte? Funktionen
der ländlichen Türme im klassischen und hellenistischen
Griechenland.
Auf den Kykladen gibt es eine Vielzahl von Türmen, von denen
einige auch heute noch mehrere Meter hoch erhalten sind.
Wurden diese zunächst als Wehr- oder Wachttürme identifiziert,
gelten sie heute eher als Teil von Bauernhöfen, wie es
sie auch in Attika gibt. Ähnliche Anlagen sind auch aus Sizilien
bekannt, beispielsweise aus dem Umland der griechischen
Stadt Kamarina. Die Funktion der Türme im griechischen Bauernhof
ist jedoch noch nicht vollständig geklärt. Dieser Frage
soll anhand von Beispielen aus unterschiedlichen Gegenden
nachgegangen werden.
07.11.
Dr. Heidi Köpp-Junk (Göttingen)
Tutanchamun und seine Musik – der Klang des alten Ägypten
Im Grab des Tutanchamun wurden diverse Musikinstrumente gefunden – wie klangen die, was hat man damit gemacht? Spielte man sie zur Unterhaltung, oder hatten sie religiösen Charakter? Es werden 6000 Jahre altägyptische Musikgeschichte präsentiert anhand von über 20 historischen Instrumenten, unter anderem einer Laute aus der Zeit Tutanchamuns.
14.11.
Prof. Dr. Carola Metzler-Nebelsieck (München)
Die Festhalle von Lăpuş, Nordwestrumänien und ihr Umfeld. Ein Beitrag zum Verständnis ritueller Praxis, Konnektivität und sozialer Organisation im spätbronzezeitlichen Südosteuropa
Der Vortrag stellt die Ergebnisse einer Forschungsgrabung in der Region Maramureş am Fuß der Karpaten in Rumänien vor. Eine mehrphasige monumentale Halle konnte als Ort von Festgelagen einer großen Gemeinschaft mit weitreichenden Verbindungen identifiziert werden. An der Fundstelle finden sich weitere vergleichbare Bauten monumentaler Gebäude, die ein neues Siedlungsmuster in unmittelbarer Nähe zu Grabhügeln gleicher Zeitstellung darstellen. Der Platz kann in einem direkten Zusammenhang mit der Ausbeutung von Erzlagerstätten der nahen Umgebung gesehen werden. Unter Einbeziehung naturwissenschaftlicher Analysen wurden grundlegend neue Erkenntnisse zur sozialen Organisation, der rituellen Praxis sowie den weiträumigen, bis in die Ägäis reichenden Verbindungen südosteuropäischer Gemeinschaften gewonnen.
21.11.
Prof. Dr. Christoph Eger (Xanten)
Römer, Franken, Christen. Der Niedergermanische Limes in der Spätantike
Im Juli 2021 ist der Niedergermanische Limes (NGL) in die Liste der Weltkulturerbestätten der UNESCO aufgenommen worden. Seine Ursprünge reichen bis in augusteische Zeit zurück. Der NGL ist nicht nur die früheste lineare Außengrenze des Römischen Reichs, sondern auch einer der langlebigsten Grenzabschnitte: Bis in das mittlere 5. Jh. n. Chr. bildete der Rhein nominell die Grenze zwischen dem Imperium Romanum und den nördlich und östlich des Rheins siedelnden Barbaren. Noch im späten 4. Jh. wurden unter Kaiser Valentinian I. umfassende Baumaßnahmen entlang des NGL ausgeführt. Erst mit Übernahme der politischen Herrschaft durch die Franken wurde der NGL nach 450 als Grenze bedeutungslos.
28.11.
PD Dr. Martin Kovacs (Tübingen)
Der Indientriumph mal anders. Überlegungen zum antoninischen Stilwandel am Beispiel dionysischer Sarkophage
Ein Sarkophag der Jahre um 190/200 n. Chr. im Walters Art Museum in Baltimore mit dem triumphalen Einzug des Dionysos und seines Gefolges in Indien, beleuchtet in neuer Weise den sog. ‚Antoninischen Stilwandel‘. Er wird in der Forschung als eine durch neue Phase auf dem Weg zur Spätantike verstanden, die neue gefahrvolle Zeitumstände künstlerisch reflektiert. Eine Analyse stadtrömischer Sarkophage, speziell mit dionysischen Bildthemen, offenbart neuerdings ein erhebliches Potential für eine kulturhistorische Interpretation des Phänomens. Der Stil steht demnach nicht notwendigerweise im Dienst einer spezifischen Ikonographie, sondern vermag ebenso eigene, geradezu gegenläufige Inhalte zu vermitteln sowie die Aufmerksamkeit des Betrachters gezielt von der narrativen Kohärenz des Geschehens abzulenken.
05.12.
Dr. Philipp Pilhofer (Rostock)
Theklas Lieblingsort bei Seleukeia. Eine kritische Begehung
Der wichtigste Kultort der Thekla, der Begleiterin des Paulus, lag in der Nähe des kilikischen Seleukeia. Bald schon hatte er Ausmaße einer Stadt mit Mauern, Aquädukt und Zisternen, Kaiser bauten hier ihre Kirchen, tausende christliche Gläubige aus der Provinz und von allen Enden der Welt kamen hierher. Eine Höhle unter der größten Kirche Kilikiens soll Theklas Lieblingsort gewesen sein. In diesem Vortrag wird die Stätte bildreich vorgestellt, bevor die Höhle näher untersucht und Thesen zur Datierung diskutiert werden.
12.12.
Prof. Katarina Harvati-Papatheodorou (Tübingen)
Anpassungen und Beziehungen zwischen Neandertalern und anatomisch modernen Menschen: Neueste Ergebnisse aus Labor- und Feldforschung
Neandertaler und ihre Interaktionen mit dem modernen Menschen beschäftigen seit langem die Phantasie von Wissenschaftlern und der Öffentlichkeit. Der Vortrag wird neue Ergebnisse jüngster Forschungen über die Anpassung und Paläobiologie der Neandertaler, ihre mögliche Beziehung und Interaktion mit dem frühen modernen Menschen und ihr letztendliches Verschwinden vorstellen.
09.01.
Julia Bertsch, M.A. (Tübingen)
Tutanchamuns Goldapplikationen – Streitwagendekoration als Beispiel überregionalen Motivaustauschs während der 18. Dynastie
Bei der Entdeckung des Grabes des Tutanchamun wurden rund 100 Gold-Leder-Applikationen in unmittelbarer Nähe der sechs Streitwagen geborgen, die in den letzten Jahren im Rahmen eines interdisziplinären Projekts umfassend aufgearbeitet wurden. Die Objekte sind sowohl mit traditionell ägyptischen Darstellungen als auch mit einem überregionalen Motivrepertoire dekoriert, welches intensive Kontakte zwischen Ägypten, der Levante und dem Ostmittelmeerraum während der 18. Dynastie bezeugt.
16.01.
Prof. Dr. Martin Bentz (Bonn)
Mehr Raum für die Toten als für die Lebenden? Neue Forschungen zu den Nekropolen der etruskischen Großstadt Cerveteri
Im Zentrum des Projekts steht die bislang unerforschte Monte Abatone-Nekropole, in der sich mit verschiedenen Prospektionsmethoden ca. 3000 Gräber des 7.-1. Jhs. v. Chr. nachweisen lassen. Die Aufarbeitung von Altfunden, neue Grabungen sowie der Vergleich mit den anderen Nekropolen der Stadt ergeben ein neues, facettenreiches Bild des Grabwesens und der Gesellschaft Cerveteris, das in archaischer Zeit einer der wichtigsten Handelsplätze des westlichen Mittelmeers war.
23.01.
Prof. Dr. Luca Giuliani (Berlin)
Das Problem der römischen Kopien – Ein transatlantischer Dissens
Noch vor einer Generation schien es im Fach einen festen Konsens zu geben: Römische Bildhauer hätten häufig griechische Meisterwerke aus dem 5. und 4. Jh. v.u.Z. kopiert. Dieser Konsens ist gegen Ende des 20. Jhs., zunächst v.a. in den USA, vehement in Frage gestellt worden: Die ‚römische Kopie‘ sei ein (v.a. deutscher) Mythos, der die Originalität römischer Künstler grundsätzlich verkenne; exakte Kopien habe es in der Antike niemals gegeben. Diese Einstellung ist dabei, sich in der angloamerikanischen Welt als neue Orthodoxie zu etablieren. Eine Kommunikation über die Fronten hinweg findet kaum satt. Das ist umso bedauerlicher, als beide Lager durchaus voneinander lernen könnten.
30.01. Abweichender Veranstaltungsort: Sammlung der Gipsabgüsse, Nikolausberger Weg 15
Prof. Dr. Lorenz Baumer (Genf)
Rückkehr nach Antikythera. Ergebnisse der Unterwasserausgrabungen 2022
Das 1900 entdeckte Schiffwrack von Antikythera hat eine Vielzahl von Skulpturen in Marmor und Bronze, dazu zahlreiche kleinere Objekte in Glas, Keramik und Bronze geliefert. Hinzu kommt der weltberühmte Astrolab, ein komplexer astronomischer Rechner, der jüngst die Forschung wieder intensiv beschäftigt hat. Der in den 1970er Jahren von Jacques-Yves Cousteau erneut identifizierte Fundort wurde 2012-2020 von der Ephorie für Unterwasserarchäologie untersucht. Seit 2021 wird das Forschungsprojekt von der Universität Genf unter der Leitung der Schweizerischen archäologischen Schule in Griechenland koordiniert. Das Ziel ist, eine klarere Vorstellung des Schiffes, seiner Ladung und des Untergangs zu gewinnen. Im Vortrag werden die Ergebnisse der Grabungen im Sommer 2022 vorgestellt, die unter anderem neue und wichtige Skulpturenfunde geliefert haben.
Prof. Dr. Johannes Bergemann (Göttingen)
Der Jüngling von Antikythera: Rekonstruktion, Deutung, Stil
Die Bronzestatue von Antikythera besticht durch ihre
farbigen Augen, die Qualität der Bildhauerarbeit und die
ästhetische Patina der Bronze. Allerdings fehlen wichtige
Elemente für ihre Interpretation. Das hat zu kontroversen
Deutungen in der archäologischen Literatur geführt. War es
Paris mit dem Apfel oder Perseus mit dem Medusenhaupt?
Kennen wir den Bildhauer und wo war die Statue aufgestellt,
die unter Wasser auf einem Schiffswrack gefunden wurde?
Präsentation der Statue des Jünglings von Antikythera, Neuankauf
der Göttinger Gipsabgußsammlung
06.02.
Prof. Dr. Johannes Bergemann (Göttingen)
Das früheste Haus von Athen in Thorikos: Neue Ausgrabungen der Universitäten Göttingen und Gent in Griechenland
Ausgrabungen in Thorikos, wo die alten Athener Silbererz schürfen ließen, haben von 2019 bis 2022 zur Entdeckung des vielleicht frühesten Hauses aus protogeometrischer Zeit geführt, das in Athen und Attika erhalten ist. Seine schiere Größe und die komplexe Raumfolge werfen grundlegende Fragen auf, die auch für die frühe Entwicklung der Griechen und ihrer Gesellschaft relevant sind.
Foto: Ricardo André Frantz,
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