Archäologische Ringvorlesung Wintersemester 2023/24
Montag 19:15 Uhr – Altes Auditorium, HS 11 – Weender Landstraße 2
online: https://meet.gwdg.de/b/joh-fb9-cas-wjm
30.10. |
Prof. Dr. Annette Haug (Kiel) |
06.11. | Dr. Daniel Graepler (Göttingen) |
13.11. | Dr. Sebastian Messal (Hannover) |
20.11. | Dr. Katinka Sewing (Heidelberg) |
27.11. | PD Dr. Berit Hildebrand (Göttingen) |
04.12. | Prof. Dr. Katja Lembke (Hannover) |
11.12. | Dr. Manon Schutz M.A. (Münster) |
08.01. | Dr. Tobias Krapf (Athen – Basel) |
15.01. | Ulrike Dubiel M.A. (Berlin) |
22.01. | Prof. Dr. Jon Albers (Bochum) |
29.01. | Prof. Dr. Beate Böhlendorf-Arslan (Marburg) |
05.02. | Prof. Dr. Johannes Bergemann – PD Dr. Rebecca Klug (Göttingen) |
30.10.
Prof. Dr. Annette Haug (Kiel)
Urbane Atmosphären. Pompeji und seine atmosphärische Textur
Städte erleben heißt Atmosphären spüren. Der Vortrag fragt für das antike Pompeji danach, welche Gestaltungsstrategien eingesetzt wurden, um bestimmte atmosphärische Wirkungen zu erzeugen. Auf dieser Grundlage soll es darum gehen, ob sich manche (gezielt gestalteten) Erfahrungsqualitäten in bestimmten städtischen Räumen verdichteten, d. h. ob sich einzelne Stadtareale hinsichtlich ihrer Nutzungs- und Wahrnehmungsangebote unterschieden.
06.11.
Dr. Daniel Graepler (Göttingen)
Vom Bibliotheksschmuck zur Lehrsammlung: Karl Otfried Müller und sein Antikensaal in der Göttinger Paulinerkirche
Seit 1765 erwarb Chr. G. Heyne Gipsabgüsse für die Göttinger Universitätsbibliothek. Doch erst 1823, vor genau 200 Jahren, wurden sie durch die Einrichtung eines eigenen ‚Antikensaals‘ in der Paulinerkirche zu einer wirklichen Lehr- und Forschungssammlung vereinigt – ein wichtiger Schritt für die Fachwerdung der Archäologie. Der Vortrag geht der Geschichte des heute nicht mehr existierenden Saales nach und setzt ihn in Beziehung zum Wirken seines Initiators Karl Otfried Müller.
13.11.
Dr. Sebastian Messal (Hannover)
‚Wikinger‘ im südlichen Ostseeraum. Handel, Häfen und Schifffahrt des frühen Mittelalters
‚Wikinger‘ waren nicht nur Krieger und Plünderer, sondern auch Entdecker, Händler und kunstfertige Handwerker. Dies zeigt sich vor allem entlang der südlichen Ostseeküste, wo sich seit dem 8. Jahrhundert skandinavische Bevölkerungsgruppen neben den einheimischen slawischen Stämmen niederließen, Handelsplätze gründeten und von dort aus einen weitreichenden Verkehrs-, Wirtschafts- und Kommunikationsraum erschlossen. Im Rahmen des Vortrages soll den Spuren der Wikinger im südlichen Ostseeraum gefolgt und deren Geschichte erzählt werden.
20.11.
Dr. Katinka Sewing (Heidelberg)
Neue Forschungen zur spätantiken Hangkirche in Doliche, Südosttürkei
Doliche im antiken Nordsyrien (Provinz Euphratesia) bildet einen weißen Fleck auf der Landkarte der Spätantiken Archäologie. Die Region war Bindeglied zwischen zwei wichtigen frühchristlichen Zentren: Antiochia im Westen und Edessa im Osten. Die Erforschung der Dolichener Hangkirche will dieses Desiderat nun angehen. Es handelt sich um eine gut erhaltene Basilika des 4. Jhs. n. Chr. mit regionaltypischen Merkmalen und einer reichen Ausstattung an Mosaiken und Marmorinkrustation.
27.11.
PD Dr. Berit Hildebrand (Göttingen)
Überlegungen zum Fernhandel in frühislamischer Zeit anhand der Textilfunde von Nahal Omer/Israel
Die kleine frühislamische Siedlung von Nahal Omer liegt im Süden Israels in der Arava-Wüste. Neueste Ausgrabungen ihrer Müllhaufen haben exzellent erhaltene Textilfragmente aus Leinen, Wolle, Baumwolle und Seide zutage gebracht, die unser Wissen zum Handel zwischen der Levante, Afrika und Asien im 7.-9. Jahrhundert erweitern. Das Projekt wird vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur im Rahmen des Niedersächsischen Vorab - Zusammenarbeit zwischen Niedersachsen und Israel gefördert.
04.12.
Prof. Dr. Katja Lembke (Hannover)
Woher stammt der Berliner Severertondo?
Der Berliner Severertondo ist das einzige Tafelbild der Antike, das eine Kaiserfamilie zeigt. Da er aus dem Kunsthandel stammt, ist nur die Herkunft aus Ägypten gesichert. Der Vortrag kombiniert neue naturwissenschaftliche Untersuchungen mit kunstwissenschaftlichen und historischen Beobachtungen und entwickelt daraus einen konkreten Vorschlag für die Herkunft und die Nutzung des Tondos.
11.12.
Dr. Manon Schutz M.A. (Münster)
Die Bettgesellen des Pharao: Die Bedeutung der Betten in den Königsgräbern des Neuen Reiches
Tutanchamun sowie auch andere Pharaonen des Neuen Reiches wurden mit mehreren Betten bestattet. Während der König einige dieser Möbelstücke bereits zu Lebzeiten nutzte, wurden andere spezifisch für den Grabgebrauch hergestellt. Handelt es sich bei diesen Betten um Gegenstände, die einem rein praktischen Zweck dienten, oder stand ihre symbolische Bedeutung im Vordergrund? Welche Rolle spielten sie während und nach der Bestattung?
08.01.
Dr. Tobias Krapf (Athen – Basel)
Amarynthos. Das Artemisheiligtum im Gebiet von Eretria auf Euböa und eine alte Frage, die endlich gelöst wurde
Das aus den antiken Schriftquellen bekannte extraurbane Heiligtum der Artemis Amarysia war das wichtigste Kultzentrum Euböas. Im Rahmen des von der Schweizerischen Archäologischen Schule in Griechenland und der Ephorie für Altertümer Euböas durchgeführten Grabungs- und Surveyprojektes in Amarynthos gelang die Entdeckung. Von 2006 bis 2023 wurde nicht nur der Tempel freigelegt, sondern auch viele weitere Bauten und Strukturen, welche die diachrone Bedeutung der Fundstelle von der Bronzezeit bis ins Mittelalter nachvollziehen lassen.
15.01.
Ulrike Dubiel M.A. (Berlin)
Überlegungen zu Frauendarstellungen in den Gräbern von Assiut
Der Gebel Assiut el-Gharbi ist der Gräberberg der Stadt Siut, der Platz an dem über Jahrtausende die Toten bestattet wurden, in kleinen Gruben wie auch in riesigen Felsgräbern. Das Asyut Project, eine internationale Kooperation der Universitäten Mainz, Berlin und Sohag, hat eine ganze Reihe von Grabanlagen aus der 1. Zwischenzeit und dem Mittleren Reich untersucht und die jeweiligen Dekorationsprogramme dokumentiert. Der Vortrag bietet Gelegenheit, das Augenmerk auf Frauendarstellungen zu legen und darzulegen, in welchen Themenkomplexen und Handlungszusammenhängen Frauenfiguren erscheinen.
22.01.
Prof. Dr. Jon Albers (Bochum)
Das Comitium und der korinthisch-dorische Tempel in Paestum. Neue Forschungen an einem zentralen Bauwerk der römischen republikanischen Architektur
Das Ensemble von Comitium, Curia und korinthisch-dorischem Tempel im Norden des römischen Forums von Paestum gilt in vielen Untersuchungen als zentrales Zeugnis der mittel- und spätrepublikanischen Architektur. Das liegt nicht zuletzt an dem hervorragenden Erhaltungszustand der Gebäude bis zur Gebälkzone des Tempels. Bisher wurden vier Bauphasen unterschieden. Der Rundbau des Comitium sei durch eine Portikus und den Tempel beschnitten und defunktionalisiert worden. Neue Untersuchungen seit 2019 zeigen jedoch ein deutlich komplexeres Bild dieser Bauphasen und erlauben es, die Bauprozesse und Arbeiten am Tempel besser zu verstehen. Sie lassen überhaupt Zweifel aufkommen an einem einstmals runden Comitium!
29.01.
Prof. Dr. Beate Böhlendorf-Arslan (Marburg)
Pilgerziel Assos? Die frühbyzantinische Ayazmakirche und ihre Umwandlung in eine Friedhofskirche in mittelbyzantinischer Zeit
In die frühbyzantinische Ayazmakirche in Assos (Nordwest-Türkei) ist ein prominentes Grab integriert, das Anlass gibt, in dieser Kirche eine christliche Pilgerstätte der Troas zu sehen. Dieses Grab eines unbekannten Heiligen wurde gar für die Herstellung von Sekundärreliquien genutzt, indem Flüssigkeiten durch einen Kanal hineingeleitet wurden. Mit dem Ende der frühbyzantinischen Stadt wurde auch die Ayazmakirche aufgegeben; ab dem 9. Jahrhundert wurden verstorbene Kinder im Bereich des ehemaligen Baptisteriums bestattet. Erst im 11. und 12. Jahrhundert wurde die Kirche umfangreich zur Friedhofskirche umgebaut und erweitert, in der auch Gottesdienste abgehalten wurden.
05.02.
Prof. Dr. Johannes Bergemann – PD Dr. Rebecca Klug (Göttingen)
Ausgrabungen in Thorikos (Griechenland) und Geophysik in Sizilen: Die Arbeiten der Göttinger Archäologen im Mittelmeerraum im Sommer 2023
Die Ausgrabung des frühen eisenzeitlichen Hauses in Thorikos haben wir zusammen mit unseren Kollegen aus Gent (Belgien) fortgesetzt. Dadurch konnten wir dessen Form weiter konkretisieren. Es wurden Proben für naturwissenschaftliche Analysen genommen, vor allem für die Mikromorphologie, die Aufschluß über die genaue Schichtenabfolge im Haus geben sollen.
In Sizilien haben wir 2023 geomagnetische Messungen in Vizzini, Kamarina und Vito Soldano durchgeführt. Dadurch haben wir das Wissen über die bisher unbekannte Region von Vizzini (Provinz Catania), das große römische Dorf (vicus) von Vito Soldano (Provinz Agrigent) und der griechischen Stadt Kamarina an der Südküste mit modernen Methoden teils wesentlich bereichert.